Morddrohungen gegen ZDF-Reporterin: Ein "Nazis raus"-Tweet und seine Folgen
Eine Journalistin des ZDF hat am Neujahrstag zwei Worte gepostet: “Nazis raus.” Damit löste sie eine Welle von Hasstiraden und Gewaltandrohungen aus – der nun eine Unmenge an Solidaritätsbekundungen folgt.
“Nazis raus.” Mit diesen beiden Worten hat ZDF-Reporterin Nicole Diekmann das neue Jahr auf Twitter eingeläutet. Die Entgegnung auf die rechtsradikale Parole “Ausländer raus” wird in dieser Form seit mehr als 30 Jahren öffentlich genutzt. Die Reaktionen auf den Tweet der Reporterin mit mehr als 77.000 Followern hätten kaum extremer ausfallen können.
Nazis raus.
— Nicole Diekmann (@nicolediekmann) January 1, 2019
Tweet wird zum Auslöser für Shitstorm
Wenige Minuten nach der Veröffentlichung ihres Tweets wurde sie in dem sozialen Netzwerk gefragt, wer denn für sie ein Nazi sei. Darauf ihre ironische Antwort: “Jede/r, der/die nicht die Grünen wählt.”
Jede/r, der/die nicht die Grünen wählt. https://t.co/tLnP1L6i6P
— Nicole Diekmann (@nicolediekmann) January 1, 2019
Über Nicole Diekmann brachen regelrechte Hasstiraden herein, sie erhielt massenweise Mord- und Vergewaltigungswünsche. Doch die Berliner Journalistin löschte ihre Tweets nicht, im Gegenteil. Der Sender, bei dem sie arbeitet, gab ihr Rückendeckung. “Die Äußerungen von Frau Diekmann sind aus unserer Sicht durch die Meinungsfreiheit geschützt und rechtfertigen in keiner Weise die Drohungen, denen unsere Mitarbeiterin ausgesetzt ist”, betonte der ZDF-Sprecher laut “Welt”.
Sie reagieren tatsächlich mit exakt dem Reflex, über den ich mich mit meinem Tweet lustig mache? Und perfektionieren das Ganze auch noch mit einem Screenshot in dem Glauben, ich würde meinen Tweet womöglich wieder löschen?
Sie sind mir ja ein süßer Hase! https://t.co/Ed8Iqg08LQ
— Nicole Diekmann (@nicolediekmann) January 2, 2019
Auf Hass folgte Solidarität für Nicole Diekmann
Dem Shitstorm folgte schließlich auch eine Welle der Solidarität. Zahlreiche Twitter-Nutzer, Medien und auch prominente User springen der Journalistin bei und setzen ebenfalls Tweets mit den Worten “Nazis raus” ab, darunter ihre ZDF-Kollegin Dunja Hayali, TV-Satiriker Jan Böhmermann, Schauspieler Christian Ulmen und Ex-Tennisspieler Boris Becker.
25 tage twitter still verfolgt
1. regen uns oft auf
2. aber nur kurz
3. gesagtes egal,wenn person nicht passt
4. humor ade.zuspitzung welcome
5. je nach thema: filterblasenalarm + reflexhafte unterstellung/beschimpfungrip debattenkultur.what‘s wrong with us?
ach so: #nazisraus pic.twitter.com/r9u8Z7pdoI
— Dunja Hayali (@dunjahayali) January 8, 2019
Nazis raus.
— Jan Böhmermann 🤨🇪🇺 (@janboehm) January 7, 2019
Nazis raus.
— Christian Ulmen (@ulmentv) January 7, 2019
— Boris Becker (@TheBorisBecker) January 8, 2019
Auch Politiker wie Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD), Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt und SPD-Politikerin Sawsan Chebli äußerten sich entsprechend auf Twitter. Ebenso Fußballvereine wie Hertha BSC, FC Schalke 04 oder der 1. FC Nürnberg, auch sie setzten ein Zeichen gegen Rechts.
#NazisRaus zu sagen, wann man will, wo man will, muss immer selbstverständlich sein. @nicolediekmann gehört unsere Solidarität!
— Heiko Maas (@HeikoMaas) January 7, 2019
Das, was @nicolediekmann gerade erlebt, als Frau, als Journalistin, als Demokratin, betrifft uns alle. Deswegen großen Respekt für die Haltung sowieso, aber auch für das Standhalten #NazisRaus
— Katrin Göring-Eckardt MdB (@GoeringEckardt) January 7, 2019
Auch heute und jeden Tag gilt: #NazisRaus! pic.twitter.com/WycjWvh4vs
— Sawsan Chebli (@SawsanChebli) January 8, 2019
In Berlin kannst du alles sein. Außer Rassist. #NazisRaus pic.twitter.com/Xc2HKEJFaO
— Hertha BSC (@HerthaBSC) January 8, 2019
Ergibt sich aus unserer Vereinssatzung, unserem Leitbild, unseren Werten – aus allem, was Schalke 04 ausmacht, wofür unser Club steht. #NazisRaus #S04
— FC Schalke 04 (@s04) January 8, 2019
Verankert in der Satzung, zu lesen bei jedem Heimspiel und gerne immer wieder: #Nazisraus – und alle anderen, die Menschen diskriminieren und nicht respektieren natürlich auch. #fcn pic.twitter.com/9zh8eEOQO0
— 1. FC Nürnberg (@1_fc_nuernberg) January 8, 2019