Nach MDR-Eklat: Frauke Petry verteidigt das N-Wort - und bekommt Gegenwind

“Darf man heute noch ‘Neger’ sagen?”, wollte der MDR vor Kurzem von den Twitter-Usern wissen und löste damit eine Welle der Entrüstung aus. Frauke Petry versucht nun zu erklären, wann es in Ordnung sei, das Tabu-Wort zu benutzen. Alles Unsinn, hält Tahir Della von der Initiative Schwarze Menschen dagegen.

Frauke Petry findet, das N-Wort dürfe man manchmal benutzen (Bild: dpa)
Frauke Petry findet, das N-Wort dürfe man manchmal benutzen (Bild: dpa)

Nach der Veröffentlichung des Tweets hagelte es massive Kritik. Um auf seine geplante Radiosendung “Dienstags direkt“ hinzuweisen, schrieb der MDR Sachsen: “Darf man heute noch ‘Neger’ sagen? Warum ist politische Korrektheit zur Kampfzone geworden?” Zwei der geladenen Gäste für die Sendung zogen daraufhin sogar ihre Zusage zurück, der MDR musste die Ausstrahlung absagen.

Die ehemalige AfD-Frau Frauke Petry hätte ebenfalls als Gast in der Sendung sein sollen. Nun nimmt sie Stellung zur Diskussion. “Der verwendete Begriff ‘Neger’ ist hier nicht das Problem, denn das Thema der politischen Korrektheit geht weit darüber hinaus”, sagt Frauke Petry der “HuffPost“.

Politische Korrektheit, wie wir sie täglich erfahren, sei in vielen Teilen das Gegenteil von dem, was sie vorgeblich zu sein verspricht. Sie mache eine offene Diskussion oftmals unmöglich. Die Absage des MDR sei dafür “ein Paradebeispiel”.

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Die Empörung über den Tweet kann Frauke Petry ebenfalls nicht verstehen. Der MDR habe sich bewusst ein polarisierendes Beispiel ausgesucht, dieses aber als Frage formuliert, die jeder für sich beantworten konnte. “Wer damit ein Problem hat, wollte vielleicht nicht antworten“, so Petry. Das Wort ‘Neger’ mit Diskriminierung und Rassismus abzutun, sei voreilig, findet sie. Wertet jemand den Menschen mit der Vokabel ab, dulde sie das nicht. Andernfalls halte sie die Reaktion oft für übertrieben, schließlich sei es vom Wort für schwarz ‘nigra’, abgeleitet.”

“Das Wort ist definitiv rassistisch”

“Die Aussage von Frau Petry ist Unsinn”, erklärt Tahir Della, Vorstandsmitglied und Sprecher der Initiative Schwarze Menschen (ISD) in Deutschland. Ebenfalls zur “HuffPost“ sagte er: “Das Wort ist definitiv rassistisch.” In 30 Jahren sei ihm noch kein Schwarzer begegnet, der das Wort nicht problematisch findet.

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Auch dass es Petry zufolge “dringend eine Debatte über den Sinn- und Unsinn von politischer Korrektheit” brauche, sei Quatsch. “Es geht nicht um Denk- oder Sprechverbote, sondern schlicht um einen respektvollen Umgang miteinander“, so Della. “Menschen, die ständig diskriminiert werden, haben einfach keine Lust mehr, von der Mehrheitsgesellschaft verhöhnt zu werden.“

Dass der MDR keinen einzigen Schwarzen in seine Sendung eingeladen hatte, findet Della ebenfalls bedenklich, denn er sagt: “Wenn man Petry an den Tisch holt, muss man mindestens auch eine Person einladen, die aus eigener Erfahrung über Diskriminierung sprechen kann.“