Netanjahu ruft Gantz zu Verbleib in israelischem Kriegskabinett auf

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat seinen politischen Rivalen Benny Gantz am Samstagabend aufgefordert, nicht als Mitglied des Kriegskabinetts zurückzutreten. "Ich fordere Benny Gantz auf: Verlassen Sie nicht die Notstandsregierung". (Drew ANGERER)
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat seinen politischen Rivalen Benny Gantz am Samstagabend aufgefordert, nicht als Mitglied des Kriegskabinetts zurückzutreten. "Ich fordere Benny Gantz auf: Verlassen Sie nicht die Notstandsregierung". (Drew ANGERER)

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat seinen politischen Rivalen Benny Gantz am Samstagabend aufgefordert, nicht als Mitglied des Kriegskabinetts zurückzutreten. "Ich fordere Benny Gantz auf: Verlassen Sie nicht die Notstandsregierung", erklärte Netanjahu im Onlinedienst X. "Geben Sie die Einheit nicht auf", appellierte Netanjahu an Gantz. Es sei die Stunde "der Einheit und nicht der Spaltung". Zuvor war darüber spekuliert worden, dass Gantz bei einer für Samstag angekündigten Pressekonferenz seinen Rücktritt aus Netanjahus Regierung verkünden wolle.

Gantz hatte die angekündigte Pressekonferenz wieder abgesagt. Der Termin sei verschoben worden, berichteten israelische Medien. Die Berichte über die Absage der Pressekonferenz fielen mit der Mitteilung der israelischen Armee zusammen, dass sie vier israelische Geisel aus der Gewalt der Hamas befreit habe.

Bei einem Fernsehauftritt ging Gantz am Samstag nicht auf die Spekulationen über mögliche Rücktrittspläne ein. "Neben der berechtigten Freude" über die Befreiung der vier Geiseln dürften "all die Herausforderungen, vor denen Israel steht, nicht vergessen werden", sagte er. "Deshalb sage ich dem Ministerpräsidenten und der ganzen Führung heute auch, wir müssen verantwortungsvoll schauen, was richtig ist und wie wir davon ausgehend weitermachen können", führte Gantz weiter aus.

Gantz hatte Mitte Mai mit seinem Rücktritt gedroht, sollten Netanjahu und seine rechtsreligiöse Regierung bis zum 8. Juni keinen Nachkriegsplan für den Gazastreifen vorlegen. Er setzte dem Ministerpräsidenten eine Frist bis zu diesem Samstag.

Der Ex-Verteidigungsminister und frühere Armeechef hatte nach dem Großangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober die Oppositionsrolle zurückgestellt und war dem israelischen Kriegskabinett als Minister ohne Ressort beigetreten.

Umfragen zufolge hätte Gantz derzeit gute Chancen, Netanjahu im Amt abzulösen, sollte die Regierung auseinanderbrechen und es zu vorgezogenen Neuwahlen kommen. Seine zentristische Partei der Nationalen Einheit hatte vergangene Woche einen Gesetzentwurf zur Auflösung des israelischen Parlaments vorgelegt und Neuwahlen gefordert.

Die israelische Armee hatte am Samstagmorgen in Nuseirat im Zentrum des Gazastreifens vier Geiseln lebend aus der Gewalt der radikalislamischen Hamas befreit. Bei den befreiten Geiseln handelt es sich nach Armeeangaben um die 26-jährige Noa Argamani, den 22-jährigen Almog Meir Jan, den 27-jährigen Andrey Kozlov und den 41-jährigen Schlomi Ziv. Die vier Israelis waren den Angaben zufolge beim Großangriff der Hamas am 7. Oktober vom Nova-Musikfestival im Süden Israels verschleppt worden.

Die israelische Armee kämpft seit dem 7. Oktober im Gazastreifen gegen die Hamas. Der Krieg wurde durch den Großangriff der Hamas auf Israel ausgelöst, bei dem islamistische Kämpfer laut israelischen Angaben 1194 Menschen töteten und 251 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppten. 116 Geiseln befinden sich nach Angaben der israelischen Armee noch in der Gewalt der Hamas. 41 von ihnen sollen bereits tot sein.

Als Reaktion auf den Großangriff der Hamas geht Israel seither massiv militärisch im Gazastreifen vor. Nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die nicht unabhängig überprüft werden können, wurden dabei bislang mehr als 36.800 Menschen getötet.

ck/