Giulia Siegel: "Ich litt jahrelang an Nesselsucht"

Kann trotz Nesselsucht viel Haut zeigen: Gulia Siegel

Giulia Siegel (39, "Higher") ist Model, Schauspielerin und DJane - gut auszusehen gehört zum Geschäft. In einem Interview mit der "Bild am Sonntag" zu ihrem 40. Geburtstag verrät die Tochter des Musikproduzenten Ralph Siegel, dass sie jahrelang unter einer schlimmen Hautkrankheit gelitten hat: Nesselsucht machte ihr das Leben schwer. Erst nach vielen Jahren hat die schöne Münchnerin die Krankheit in den Griff bekommen.

Rund 800.000 Deutsche betroffen

Nesselsucht (Urtikaria, von lateinisch Urtica für Brennnessel) ist eine der meistverbreiteten Hautkrankheiten Westeuropas. In Deutschland betrifft sie schätzungsweise 800.000 Menschen, jeder Vierte leidet im Laufe seines Lebens mindestens einmal daran. Diese Überempfindlichkeits-Reaktion der Haut zeigt sich in stark juckenden Quaddeln, die den ganzen Körper überziehen können. Begleitet werden sie bei fast jedem Zweiten von sogenannten Angiödemen - Schwellungen, die überwiegend im Gesicht auftreten. Bei den meisten Betroffenen entsteht die Nesselsucht spontan, in der chronischen Form kann sie über mehrere Jahre hinweg andauern.

So auch bei Giulia Siegel: "An verschiedenen Stellen meines Körpers, hauptsächlich aber an den Waden oder Ellenbogen, fing es plötzlich an zu jucken. Dazu kamen verschieden große juckende Quaddeln am ganzen Körper, die sich anfühlten, als wäre ich in Brennnesseln gefallen. Diese Hautveränderungen kamen spontan und verschwanden aber nach ein bis zwei Tagen wieder komplett, meine Haut sah danach immer wieder völlig normal aus."

Unerträglicher Juckreiz, psychische Probleme

Der Juckreiz und das äußere Erscheinungsbild stellen für die Patienten eine hohe Belastung dar, häufig kommen Angstzustände, Depressionen und Schlafstörungen hinzu. Vom Umfeld des Patienten wird die Krankheit häufig nicht ernst genommen, viele Betroffene isolieren sich daher immer mehr von Freunden und Familie. Giulia Siegel hat es darum "immer geheim gehalten und mit niemanden darüber geredet, da es mir immer peinlich war und ich Angst hatte vor der Reaktion in meinem Umfeld. Nur meine damaligen Partner haben etwas davon mitbekommen", sagte sie der "BamS".

Zufall führte zum Durchbruch in der Therapie

Jahrelang suchten Mediziner neue Therapieansätze, um die Nesselsucht in den Griff zu bekommen - mit mäßigem Erfolg. Jetzt gelang Professor Marcus Mauer von der Charité Berlin die Wende. Dabei stand der Zufall Pate: Ein Patient bekam ein Mittel gegen sein Asthma-Leiden verabreicht und die Symptome seiner Nesselsucht verschwanden ebenfalls. Zahlreiche medizinische Studien belegten den Zufallsbefund.

Prof. Mauer: "Nach der sechsten Doppelblindstudie können wir heute sagen, dass rund 70 Prozent der Patienten mit einer chronischen spontanen Urtikaria sofort beschwerdefrei sind und dass eine Dosis für alle Patienten passt." Im Februar 2014 wurde das Medikament Xolair zugelassen. Seine Wirkung: Meist innerhalb einiger Tage, manchmal sogar Stunden sind die Patienten symptomfrei, Quaddeln und Juckreiz treten nicht mehr auf.

Auch Giulia Siegel ist nahezu beschwerdefrei: "Neben mehr Achtsamkeit auf viele Dinge, habe ich auch meine Ernährung in den letzten Jahren sehr stark umgestellt. Ich achte darauf, mich tageweise vegan sowie mit sehr wenig Milchprodukten zu ernähren. Dadurch habe ich die Situation mittlerweile sehr gut im Griff und bin glücklich darüber."