Schwestern aus dem Harz radeln und laufen zum Nordkap

Havøysund (dpa) - Ihre Heimat ist der Harz, doch die Schwestern Malou Traina und Phelia Müller zieht es von dort aus immer wieder in die Ferne. Bei ihrem jüngsten Abenteuer haben die jungen Frauen nach eigenen Angaben rund 2650 Kilometer zurückgelegt - teils auf dem Fahrrad, teils zu Fuß. Am Donnerstagmorgen kamen sie am Nordkap, dem nördlichsten vom Festland aus auf dem Straßenweg erreichbaren Punkt Europas, an.

«Es war mega», sagte Traina wenige Stunden nach ihrer Ankunft. «Vielleicht realisieren wir auch erst, dass wir wirklich da sind, wenn wir am nächsten Tag nicht mehr auf das Rad steigen», hatte sie noch am Tag davor vermutet.

Gestartet waren die Schwestern in Wassersleben in Schleswig-Holstein nahe der dänischen Grenze. Der Wecker klingelte täglich meist um 4.30 Uhr. Danach aufstehen, Sachen packen, Sachen auf das Rad schnüren und los.

Etwa 80 Kilometer legten sie pro Tag zurück. Erst lief Müller 20 Kilometer, dann Traina. Anschließend folgten noch einmal 40 Kilometer gemeinsam auf einem Rad, das eigentlich für Menschen mit Behinderung ausgelegt ist. Die Schwestern hatten es nach langer Suche im Internet gefunden: Es hat zwei Räder, beide Schwestern können aber treten und sitzen voreinander darauf. «Für uns war es die Möglichkeit, sowohl alleine als auch zu zweit zu fahren», erklärte Müller vor der Ankunft. 35 Tage waren sie unterwegs.

«Wir sind Abenteuermenschen»

Der Spaß und das Abenteuer sollten immer im Vordergrund stehen - nicht unbedingt die sportliche Leistung, sagte sie. Begleiten konnte man die Reise der beiden über ihren Instagram-Kanal «beatthemiles». Zu sehen war dort auch, dass die Schwestern meist Wetter-Glück und ihre Männer als Unterstützung im Schlepptau hatten, Elche und einen Schweinswal sahen und regelmäßig genüsslich in traditionelles skandinavisches Süßgebäck bissen. Auch vom einzigen Unfall, den die 24 und 22 Jahre alten Frauen hatten, erzählten sie dort.

Um alles fassen zu können, müssten sie erst einmal wieder nach Hause kommen und das Erlebte verarbeiten, vermuteten die beiden Schwestern vorab. Ganz kurz vor ihrem Ziel merkten sie auch, dass langsam eine körperliche Grenze erreicht ist. «Das ist wie so eine allgemeine Schlappheit - nicht unbedingt Muskelkater. Abends auf der Isomatte merkt man beim Strecken aber schon einen Schmerz. Das ist aber gar nicht schlimm.»

Zurück in den Harz gehe es nach ein paar Tagen am Kap auf schnellstem Wege über Schweden. Und der nächste Trip kommt bestimmt: «Wir sind Abenteuermenschen, immer auf der Suche nach etwas Spannendem. Wir genießen auch Regen und auch wenn es mal ungemütlich ist», sagte eine der ehemaligen Pfadfinderinnen.