Sing meinen Song, Folge 6 – Darum wurde Gentleman mit Flaschen beworfen

Diesmal stand Reggae-Künstler Gentleman im Mittelpunkt. (Bild: VOX/Markus Hertrich)
Diesmal stand Reggae-Künstler Gentleman im Mittelpunkt. (Bild: VOX/Markus Hertrich)

In der sechsten Folge von „Sing meinen Song – Das Tauschkonzert“ stand Reggae-Star Gentleman im Mittelpunkt. Der Musiker, der mit bürgerlichem Namen Tilmann Otto heißt, ist Europas erfolgreichster Reggae-Künstler und ist sogar im Geburtsland des Genres, Jamaika, bekannt. Gentleman erzählt im Laufe des Abends viel über sich. Er erklärt den Reggae, dessen Spiritualität und soziale Komponente sowie Patois (das jamaikanische Kreolisch, in dem er singt) – aber es sind vor allem seine Geschichten, die überraschen und berühren.


Die Geschichte des Abends: 2004 wurde er auf einem großen Festival auf Jamaika vom Publikum mit Flaschen beworfen. „‚Dem Gone’ war damals ein Hit in Jamaika, ich bin auf die Bühne gekommen und habe Feuerzeuge gesehen und war am Start […] Dann habe ich einen Fehler gemacht und habe zu viel geredet. Dann kamen die ersten Stimmen, die sagten ‚Hey, sei jetzt mal ruhig!’ Dann flog eine Plastikflasche, weil die einfach sehr ungeduldig waren. Ich habe gesagt ‚I’m thirsty, give me more!’ Dann habe ich den Rebell raushängen lassen – und dann waren da zwei Bodyguards, die mich von der Bühne getragen haben.“ Zuerst war Gentleman wegen diesem Erlebnis fix und fertig – bis ihm jemand klar machte, dass das auf diesem Festival eben geläufig sei, dass hier und da mal eine Flasche auf die Bühne wirft. Für Gentleman ein Zeichen, angekommen zu und nicht mehr nur der Deutsche auf Jamaika zu sein.

Aber der Abend war nicht nur amüsant, sondern auch hochemotional, wie sich beim Auftritt von Michael Patrick Kelly zeigen sollte. Als erstes aber war Lena Meyer-Landrut an der Reihe:

Lena singt „Superior“

Als sich Gentleman und Lena das erste Mal trafen, kam sie auf ihn zu und erzählte ihm, dass sie früher zu dessen Stück „Superior“ immer vor dem Spiegel getanzt und gesungen hätte. Konsequenterweise suchte sie sich jenes „Superior“ (aus dem Jahr 2004) aus. „Mein absoluter Lieblingssong von Gentleman. Mit 14,15,16 war meine Gentleman-Phase .Wir hatten in Hannover ein paar Spots, wo man abgehangen hat. Da haben Leute Boxen mitgebracht und wir haben Gentleman gehört“. Sie machte eine gehauchte Ballade aus dem Song, den sie großteils ins regulärem Englisch sang, sich aber auch an Patois ranwagte. Gentleman fand das klasse: „Du hast deinen Lena-Charme in den Song gebracht. Ich kann mir vorstellen, wie du vor dem Spiegel stehst und das singst“.


Moses erinnert sich

Mit seinem Song „Remember“ hätte Gentleman nicht gerechnet – aber einer nahm sich dem Stück überraschend an: Moses Pelham. Der ging zur Abwechslung sogar mal wieder selbst ans Mikrophon. Moses wäre nicht Moses, hätte er nicht etwas zu etwas ganz eigenem gemacht. Er nahm sich die melodische Essenz des Stücks und die Hookline vom Refrain – daraus entstand er ein melancholisches Rap-Stück, in dem er über die Anfänge im Frankfurter Stadtteil Rödelheim sinniert und das auch blendend auf einem Album des (längst aufgelösten) Rödelheim Hartreim Projekts passen würde. Intensiv, poetisch und originell: Große Leistung von Pelham!

Bosshoss haben ein Herz aus Rub-a-Dub

Die Cowboys machen auf Reggae? Auch wenn sie ankündigten, sie würden mit dem Stück „Rub-A-Dub Heart“ jetzt erstmal „zeigen, wo der Ragga-Hammer hängt“, blieben The BossHoss ihrem gewohnen Stil treu. Fast so als wäre Jamaika die Prärie drückten die beiden Gastgeber auf die County-Rock-Tube – aber nicht, ohne kurz ihre Version des „Patois“-Gesangs zu präsentieren. So ganz authentisch klang das zwar nicht, aber für gute Laune unter den Stars auf der Couch sorgte es allemal. „Hast du uns verstanden?“, fragten sie Gentleman am Schluss. Dessen ehrliche Antwort: „Nee!“

Gentleman singt „Red Town“

Der Besungene durfte natürlich auch selbst auf die Bühne und performte das Stück „Red Town“. Da sahen seine Kollegen auf der Couch mal, wie Patois wirklich klingt, wenn es richtig kann.

Michael Patrick Kelly berührt Gentleman mit „Memories“

Den Song „Memories“ schrieb Gentleman für seinen verstorbenen besten Freund. Die letzten Wochen vor dessen Tod verbrachten die beiden viel Zeit gemeinsam, wie er erzählt: „Das ist in der Gesellschaft ein Tabuthema, wir sollten es aber nicht tabuisieren“. Gentleman zeigt sich offen und emotional: „Es war für mich mit das krasseste Erlebnis, dass der Mensch, der einem am nächsten nicht mehr da ist. Die Musik hat mir geholfen, diese Leere in eine Dankbarkeit umzumünzen.“. Paddy Kelly, der vor einigen Jahren auch einen engen Freund verlor, kann das gut nachvollziehen – und entschied sich „für das wohl traurigste Lied von Gentleman“. Der kämpfte schon während des Gitarrenintros mit den Tränen, spätestens beim Refrain konnte er sie nicht mehr zurückhalten, ehe gegen Ende des Stückes auch Lena weinen musste.

GALERIE: Das sind die Stars der Show

Mark Forster macht aus „Dem Gone“ etwas eigenes

Für Mark Forster war Gentleman laut eigenen Angaben „der absolute Endgegner“ – vor allem weil er schon in seiner Kindheit ein Fan von ihm war. Er nahm sich eines der bekanntesten Gentleman-Stücke her, „Dem Gone“ aus dem Jahr 2003, und machte daraus eine klassische Mark-Forster-Nummer. Mit einem kleinen Unterschied: Forster sang die gesamte Nummer auf Patois – und machte seine Sache ausgezeichnet. Das empfand auch Gentleman, der seinen Kollegen nicht nur für dessen Performance, sondern auch für dessen Aussprache lobte.


Balladesk wurde es zum Abschluß mit Stefanie Kloß. Die Silbermond-Frontfrau knöpfte sich den Song „Ain’t No Pretty“ vor. Gentlemans Patois tauschte sie gegen reguläres Englisch. Allerdings wagte auch sie etwas, das man so nicht von ihr kannte: Für die Strophen schrieb sie einen deutschen Text – den sie aber nicht sang, sondern rappte.

Der Gewinner

Am Ende überreichte Genteman die Sieger-Ukulele an Paddy Kelly. „Memories ist das persönlichste Ding, dass ich geschrieben habe und du hast es so inteprretiert, dass ich loslasssen konnte und Werner nochmal anwesend sein war“. Dann erzählte er noch weiter von seinem verstorbenen Freund: „Werner war so ein Dude, ein nicer Typ, das war einer von uns“. Am Schluß wurde getrunken – auf Werner und die Show, die mit dieser Folge ihr Ende fand… bis zur nächsten Staffel!

Und das sagten die Zuschauer:

Mark Forster hat „The BossHoss“ bedient