Nadals Level schockt Kollegen - auch Becker und Djokovic reagieren

Tennis-Superstar Rafael Nadal hat nach fast einjähriger Verletzungspause ein beeindruckendes Comeback gefeiert. Der 22-malige Grand-Slam-Champion besiegte in der ersten Runde des ATP-Turniers in Brisbane den früheren US-Open-Sieger Dominic Thiem (Österreich) mit 7:5, 6:1 und trifft im Achtelfinale auf den Lokalmatadoren Jason Kubler.

Mit dem Erfolg ist Nadal zudem in der Rangliste der meisten Siege auf der ATP-Tour auf Rang vier geklettert und hat Tennis-Ikone Ivan Lendl hinter sich gelassen. Vor dem Spanier liegt nur Jimmy Connors (1274), Roger Federer (1251) und Novak Djokovic (1088), der während Nadals Verletzungspause in der vergangenen Saison vorbeigezogen war.

Nadal hatte zuletzt bei den Australian Open im Januar 2023 gespielt und sich danach einer Operation am Hüftbeuger unterzogen. Eine lange Leidenszeit begann.

Nadal: „Hier zu spielen, macht mich stolz“

„Das ist ein emotionaler und wichtiger Tag für mich. Es war eines der schwersten Jahre meiner Karriere. Hier zu spielen, macht mich stolz“, sagte Nadal: „Danke an alle, die das ganze Jahr für mich da waren.“

Derzeit steht der 37-Jährige in der Weltrangliste nur auf Platz 672, dank seines „Protected Ranking“-Status muss er aber nicht in der Qualifikation antreten. Zudem hätte Nadal mit an Sicherheit grenzendender Wahrscheinlichkeit andernfalls sowieso eine Wildcard für das Hauptfeld bekommen.

Gegen Thiem, der sich 2020 im Final-Krimi in New York gegen Alexander Zverev seinen einzigen Grand-Slam-Titel geholt hatte, dominierte Nadal vor allem bei eigenem Aufschlag und mit seiner Vorhand, körperliche Probleme waren dem Mallorquiner nicht anzumerken. Nach 1:29 Stunden verwandelte er seinen ersten Matchball.

„Ich habe es vermisst, mich gesund zu fühlen und wettbewerbsfähig zu sein. Ich bin sehr dankbar“, sagte Nadal selbst, 349 Tage nach seinem Zweitrundenaus in Melbourne, als er sich unter Schmerzen gekrümmt und glatt in drei Sätzen gegen den US-Amerikaner Mackenzie McDonald verloren hatte.

Seine Tennis-Kollegen zeigten sich schwer beeindruckt. So fragte der Spanier Alejandro Davidovich Fokina ungläubig auf X: „Nadal hat ein Jahr lang nicht gespielt? Was für ein Level“. Dahinter setzte er noch den Schrei-Emoji, denn für die Konkurrenz bedeutet dies auf die ganze Saison gesehen nichts Gutes.

Auch Boris Beckers Schützling Holger Rune hatte es sich nicht nehmen lassen und schaute sich Nadals Match gegen Thiem extra im Stadion an. Der Däne hatte bereits nach dem Training mit Nadal von dessen Level geschwärmt.

Becker selbst twitterte: „Rafael Nadal ist einfach unglaublich. Nach der Hüft-Operation 350 Tage nicht gespielt zu haben - und dann Dominic Thiem 7:5, 6:1 in der ersten Runde in Brisbane zu schlagen.“

Sogar sein Dauer-Rivale Novak Djokovic reagierte auf Instagram und schrieb zu einem Bild in seiner Story: „Willkommen zurück.“

Nadal: „Erwarte von mir, dass ich nichts erwarte“

Vor seinem Comeback hatte Nadal die Euphorie noch selbst gebremst.

„Ich erwarte von mir selbst, dass ich nichts erwarte“, sagte er leicht kryptisch und sprach von einem „schwierigen“ Start. Nach monatelanger Schufterei in der Reha und im Training konnte er aber mit Gewissheit sagen: „Ich fühle mich heute viel besser, als ich es vor einem Monat erwartet hatte.“

Die australischen Hartplätze sollen zunächst nur als Standortbestimmung dienen auf dem Weg zu höheren Zielen. Spätestens im Frühsommer dürfte Nadal wieder sein Topniveau anpeilen.

Die Verlockungen der neuen Saison sind groß. Bei Nadals absolutem Lieblingsturnier, den French Open, will er sich im Juni den historischen Titel Nummer 15 krallen - an gleicher Stelle steigen im Stade Roland Garros auch die Tenniswettbewerbe der Olympischen Spiele von Paris.

Ende 2024 könnte dann endgültig Schluss sein bei Nadal - auch wenn er sich noch ein Hintertürchen offen lässt, falls es besser läuft als erwartet. „Warum sollte ich mir ein Limit setzen?“, fragte er kürzlich. Am Dienstag zeigte er sofort, dass noch mit ihm zu rechnen ist.

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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)