Beben in Kiel? Was Kretzschmar gehört hat

Beben in Kiel? Was Kretzschmar gehört hat
Beben in Kiel? Was Kretzschmar gehört hat

Die Worte, die Filip Jicha unmittelbar nach dem Final Four der Champions League wählte, gaben einen tiefen Einblick in seine Gefühlswelt. „Ich bin über zwei Sachen froh: dass wir heute eine bessere Leistung als gestern gezeigt haben. Und dass die Saison endlich vorbei ist“, sagte der Tscheche, nachdem seine Kieler im Spiel um Platz drei mit 32:28 gegen den SC Magdeburg gewonnen hatten. Von einem gelungenen Saisonabschluss keine Spur.

Stattdessen überwog noch immer die Enttäuschung. Der THW hatte sich als Titelverteidiger früh aus dem Meisterrennen verabschiedet und musste im Pokal nach einem desolaten Heimspiel gegen die HSG Wetzlar bereits in der dritten Runde die Segel streichen. Höhepunkte gab es allein in der Königsklasse - bis zum Halbfinale am vergangenen Samstag. Da nahmen sich die „Zebras“ zwar viel vor, fingen sich gegen den späteren Titelträger aus Barcelona aber eine herbe 18:30-Klatsche ein.

„Uns hat der Mut gefehlt, die Energie, die man braucht für so ein Halbfinale. Es wirkte zwischendurch sogar so, dass wir förmlich Angst hatten“, resignierte der 42-Jährige im Anschluss, bevor er sich zu seiner eigenen Zukunft äußern sollte.

Die große Frage lautete: Bleibt Jicha Trainer in Kiel? „Wir sprechen ununterbrochen. Wir sind ständig in Kontakt“, antwortete der Ex-Profi zurückhaltend, der „einen Report bei meinem Vorgesetzten“ abgeben werde.

Kretzschmar: „Es wurde mit Kandidaten gesprochen“

Tatsächlich soll Jicha nicht mehr sattelfest in seinem Trainerstuhl sitzen. Stefan Kretzschmar, bekanntlich bestens vernetzt, habe gehört, dass sie sich in Kiel zumindest Gedanken machen, was seine Position angeht.

„Jetzt hat man offensichtlich auch mit anderen Kandidaten zumindest mal gesprochen. Ich weiß noch nicht mal, wer mit anderen Kandidaten gesprochen hat. Aber ich weiß, es wurde mit anderen Kandidaten gesprochen“, sagte die Handball-Legende der Sport Bild.

Als Jicha-Nachfolger kämen laut Kretzschmar vor allem Persönlichkeiten in Frage, die bereits einen „gewissen THW-Kiel-Stallgeruch“ haben.

„Das könnten Nikolaj Jacobsen (war von 1998 bis 2004 in Kiel, Anm. d. Red.) und Gudjon Valur Sigurdsson (von 2012 bis 2014 in Kiel, Anm. d. Red.) sein. Soweit ich weiß, sind die beiden aber nicht interessiert“, meinte der frühere Nationalspieler. Jacobsen trainiert aktuell die dänische Nationalmannschaft, Sigurdsson den VfL Gummersbach.

Trainerdiskussion? „Völlig übertrieben“

Doch generell glaubt Kretzschmar, dass es „völlig übertrieben“ sei, dort eine Diskussion aufzumachen.

„Filip Jicha ist seit 2019 Trainer des THW Kiel. Das sind jetzt fünf Jahre. In diesen fünf Jahren hat er dreimal die Meisterschaft gewonnen. Er hat einmal den DHB Pokal gewonnen und einmal die Champions League gewonnen“, sagte der Füchse-Sportvorstand. Er fände es „persönlich ganz schön vermessen“, einen Coach, der so viel erreicht hat, wegen eines schlechten Jahres anzuzählen.

Ein abschließendes Fazit wollen die Kieler ohnehin erst in den kommenden Tagen ziehen. „Dazu brauche ich ein bisschen Abstand“, erklärte Jicha, der für die erste titellose Saison seit 2018 in der Verantwortung steht, noch am Sonntag.

Szilagyi vermied derweil ein Treuebekenntnis zu seinem Coach und erklärte lediglich: „In erster Linie diskutiere ich mit Filip und nicht über Filip. Das ist das Wichtigste.“

Jicha? „Auch von ihm muss ein Statement kommen“

Die THW-Legende sei „ein Teil davon, und auch von ihm muss irgendwann ein Statement kommen, wie er sich das vorstellt. Es wird ja immer diskutiert, wenn man unzufrieden ist“, fügte Szilagyi hinzu: „Vieles, was wir aufgrund des Final Fours aufgeschoben haben, holen wir in den nächsten Wochen nach. Wir werden schauen, wo es Möglichkeiten gibt, nochmal neue Impulse zu setzen. Das können Neuzugänge sein. Aber Neuzugänge zu präsentieren, das allein bringt auch nichts.“

Das schlechte Abschneiden hat nebenbei auch zur Folge, dass sich die Norddeutschen erstmals seit sechs Jahren nicht für die Königsklasse qualifiziert haben.

„Mehr haben wir auch nicht verdient nach dieser Saison. Unser Gerüst ist nicht stabil genug. Wir müssen Gas geben und so schnell wie möglich zurückkommen“, sagte Szilagyi dazu.