Einst waren sie Kumpels - nun sind sie Intimfeinde

Einst waren sie Kumpels - nun sind sie Intimfeinde
Einst waren sie Kumpels - nun sind sie Intimfeinde

Der junge US-Amerikaner Hans Niemann gilt als Enfant terrible der Schach-Welt – spätestens nach dem spektakulären Betrugsvorwurf, den Ex-Weltmeister Magnus Carlsen gegen ihn erhoben hat.

Nun steht der 20-Jährige wieder in den Schlagzeilen. Thema diesmal: ein öffentlicher Zwist mit Carlsens norwegischem Landsmann und gutem Freund Aryan Tari, der auch in den Rechtsstreit zwischen Carlsen und Niemann verwickelt war.

„Er ist ein extrem arroganter Mensch“, schimpft Tari über Niemann, nachdem der vor einigen Monaten selbst bitterböse über seinen jungen Großmeister-Kollegen gelästert hatte.

Schach-Badboy Niemann lästerte böse über Carlsen-Kumpel

Anlass des Ärgers: Niemann und Tari trugen im September eine virtuelle Schachpartie auf dem Online-Portal Chess.com aus. Niemann gewann sie klar und machte sich bei der Stream-Übertragung aufreizend über Tari lustig.

„Ich denke, Aryan sollte sich mit besseren Einflüssen umgeben, um sein Spiel zu verbessern“, höhnte Niemann: „Neue Trainingspartner vielleicht. Weniger Alkohol.“ Am Ende der Partie, als Tari einen Fehler machte, folgte eine weitere Anspielung Niemanns in die Richtung („Das muss der Alkohol sein“). Eine direkte Kommunikation mit Tari verweigerte Niemann auf Nachfrage eines Zusehers: „Ich spreche nur mit ernsthaften Schach-Glanzlichtern.“

Der Part mit „sollte sich mit bessere Einflüssen umgeben“ war offensichtlich eine Anspielung auf einen indirekten Giftpfeil, den Carlsen vorher an Niemann geschickt hatte - nach einem Sieg über Amin Tabatabaei, der wiederum mit Niemann befreundet ist. Carlsen empfahl Tabatabaei, seinen Umgang mit Niemann zu prüfen.

Zur Vorgeschichte des Zwists zwischen Niemann und Tari gehört auch eine skurril anmutende Anschuldigung, die Niemann bei seiner Rufschädigungs-Klage gegen Carlsen erhoben hatte: Niemann behauptet, Tari hätte ihn im Herbst 2022 bei der Schlusszeremonie eines Turniers lautstark als „Ukse Hans“ („Betrüger-Hans“) beschimpft - und hätte dafür von Carlsen 300 Dollar erhalten.

Aryan Tari vermutet persönliche Rache

Mit einigen Monaten Verspätung hat sich Tari nun zu dem Vorfall zu Wort gemeldet und dabei kein gutes Haar an Niemann gelassen.

„Er ist ein extrem arroganter Mensch, daran besteht kein Zweifel“, zitiert das öffentlich-rechtliche Medium NRK Tari: „Er hat in gewisser Weise das Selbstbild, besser als andere Menschen zu sein und über dem Rest der Menschheit zu stehen.“ Es sei also „nicht überraschend“, dass er versucht hätte, ihn lächerlich zu machen: „Er will zeigen, dass er mich nicht mag.“

Die pikanten Anspielungen auf Alkoholkonsum lässt Tari an sich abperlen. Er wisse keinen Grund dafür, sagt der 24-Jährige, der vermutet, dass Niemann persönlich enttäuscht von ihm sei: „Wir waren in der Vergangenheit befreundet, sind zusammen rumgehangen.“

Den Vorwurf, im Auftrag Carlsens Schmährufe gegen Niemann geäußert zu haben, tut Nari als lächerlich ab: „Davon war ich überrascht - aber das ist schon fast humorvoll.“

Niemann-Klage gegen Carlsen wurde abgewiesen

Niemann wurde von zahlreichen Wettkämpfen ausgeschlossen, nachdem Carlsen Ende September 2022 erstmals konkrete Betrugsvorwürfe gegen ihn geäußert hatte. Zuvor war der Norweger im Rahmen eines hochkarätig besetzten Onlineturniers auf Niemann getroffen und hatte die Partie nach einem Zug kommentarlos beendet.

Als Reaktion auf die Anschuldigungen verklagte Niemann Carlsen auf 100 Millionen Dollar Schadenersatz, die Klage wurde aber im Sommer abgewiesen.

Niemann hat zugegeben, im Alter von zwölf und 16 Jahren bei virtuellen Turnieren zweimal betrogen zu haben. Auch der Weltschachverband (FIDE) hatte eine Untersuchung eingeleitet, um den Fall aufzuklären.