Studie: Trotz Anstiegs der Arbeitskosten keine Preis-Lohn-Spirale zu erwarten

Die durchschnittlichen Kosten für eine Stunde Arbeit haben sich in Deutschland trotz Kurzarbeit und staatlicher Unterstützungszahlungen im Jahr 2020 stabil entwickelt. Demnach stiegen die Arbeitskosten um 2,3 Prozent. (Christof STACHE)
Die durchschnittlichen Kosten für eine Stunde Arbeit haben sich in Deutschland trotz Kurzarbeit und staatlicher Unterstützungszahlungen im Jahr 2020 stabil entwickelt. Demnach stiegen die Arbeitskosten um 2,3 Prozent. (Christof STACHE)

Die Arbeitskosten in Deutschland sind im vergangenen Jahr erneut deutlich angestiegen, wenn auch nicht so stark wie 2022. Grund dafür waren insbesondere höhere Löhne in Folge der gestiegenen Kosten für Energie und Nahrungsmittel, wie das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung am Dienstag mitteilte. Auch die Lohnstückkosten stiegen demnach deutlich an. Anzeichen für eine Preis-Lohn-Spirale gebe es aber nicht.

Die Arbeitskosten je Arbeitsstunde in der Privatwirtschaft in Deutschland lagen 2023 laut IMK bei 41,90 Euro. Das war ein Anstieg um 5,0 Prozent verglichen mit dem Vorjahr und im langjährigen Vergleich ein "relativ hoher Wert". In der EU legten die Arbeitskosten demnach im Schnitt um 5,6 Prozent zu, im Euroraum um 5,1 Prozent. Zu den Arbeitskosten zählen neben dem Bruttolohn die Arbeitgeberanteile an den Sozialbeiträgen, Aufwendungen für Aus- und Weiterbildung sowie als Arbeitskosten geltende Steuern.

Die Lohnstückkosten stiegen mit 6,6 Prozent kräftig und stärker als im Euroraum (6,1 Prozent). Wesentlicher Grund dafür war laut IMK neben der Inflation die schwache Entwicklung in der Produktion. Lohnstückkosten setzen die Arbeitskosten ins Verhältnis zum Produktivitätsfortschritt.

"Ohne deutliche Anstiege der nominalen Löhne hätte die Rekordinflation 2022 und 2023 die breite Kaufkraft in Deutschland auf längere Zeit schwer geschädigt", sagte Sebastian Dullien, der wissenschaftliche Direktor des IMK. Die gestiegenen Arbeitskosten zeigten, dass der Spielraum für eine Stabilisierung der Kaufkraft in der Krise genutzt worden sei, ohne "Schieflagen an anderer Stelle zu verursachen".

Es gebe bislang keine Anzeichen für eine Preis-Lohn-Spirale, so das IMK. Langfristig gesehen liege die Lohnstückkostenentwicklung trotz der kurzfristigen Beschleunigung weiterhin unterhalb der Zielinflation der Europäischen Zentralbank (EZB) von zwei Prozent.

Auch eine Gefährdung der Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands sehen sie Forschenden nicht. Deutschland liege bei den Arbeitskosten wie vor den Krisen der vergangenen Jahre im oberen Mittelfeld Westeuropas.

mb/ilo