Szenen einer toxischen Partnerschaft: Das sind die Kino-Highlights der Woche

Als Priscilla (Cailee Spaeny) und Elvis Presley (Jacob Elordi) sich das Ja-Wort geben, scheint die Welt noch in Ordnung zu sein. (Bild: MUBI/Philippe Le Sourd)
Als Priscilla (Cailee Spaeny) und Elvis Presley (Jacob Elordi) sich das Ja-Wort geben, scheint die Welt noch in Ordnung zu sein. (Bild: MUBI/Philippe Le Sourd)

"Der Junge und der Reiher", "Next Goal Wins" und "Priscilla", ein Biopic über Priscilla Presleys Beziehung mit dem "King of Rock and Roll": Das sind die Kino-Neustarts am 4. Januar.

Sie stammt aus einer berühmten Hollywood-Familie und hat schon früh ihre eigene Stimme gefunden. Der Name Sofia Coppola ("Die Verführten") steht für präzise beobachtende Dramen, in denen es oft um Einsamkeit, Begehren und markante weibliche Figuren geht. Auch ihr neuer Spielfilm "Priscilla" fügt sich bestens in das bisherige Schaffen der US-Regisseurin ein. Dieses Mal im Mittelpunkt: Priscilla Presley, die 1959 Elvis Presley kennenlernt und sich in eine bis 1973 andauernde Liebesbeziehung mit Höhen und Tiefen stürzt. Basierend auf Priscillas Memoiren "Elvis und ich" verfasste Coppola auch das Drehbuch zu ihrer neuen Leinwandarbeit, die im Herbst 2023 beim Festival von Venedig ihre Weltpremiere feierte.

Außerdem neu im Kino: das berührende, von Verlust und jugendlichen Ängsten erzählende Anime "Der Junge und der Reiher" und "Next Goal Wins" über die Fußballnationalmannschaft Amerikanisch-Samoas, die seit einer historischen 0:31-Pleite als schlechtestes Team der Welt gilt.

Gefangen im goldenen Käfig: Priscilla (Cailee Speany) durchlebt an der Seite von Elvis eine Liebesgeschichte voller Höhen und Tiefen. (Bild: MUBI/Sabrina Lantos)
Gefangen im goldenen Käfig: Priscilla (Cailee Speany) durchlebt an der Seite von Elvis eine Liebesgeschichte voller Höhen und Tiefen. (Bild: MUBI/Sabrina Lantos)

Priscilla

Legendenstatus hat Elvis Presley längst erreicht. Inoffiziell zum "King of Rock and Roll" gekrönt, genießt der 1977 verstorbene Sänger, Musiker und Schauspieler in der Popkultur einen Ruf wie nur wenige Künstler in den letzten 100 Jahren. Erst 2022 kam eine schlicht "Elvis" betitelte, von Baz Luhrmann inszenierte Filmbiografie in die Kinos, die auch das Wirken seines dubiosen Managers Tom Parker in den Blick nimmt. Sofia Coppola setzt mit "Priscilla" nun einen entschieden anderen Fokus. Elvis (Jacob Elordi) ist hier eine Nebenfigur und wird noch dazu nicht sehr sympathisch gezeichnet. Im Zentrum steht Priscilla, für die sich zunächst ein Traum zu erfüllen scheint.

Während der Militärzeit ihres Vaters in Deutschland läuft die damals 14-jährige Priscilla Beaulieu (Cailee Spaeny) dem zehn Jahre älteren Elvis Presley über den Weg und fühlt sich von seinem Interesse an ihr geschmeichelt. Ihren Eltern sind die Treffen mit dem Musikstar ein Dorn im Auge. Nicht nur der Altersunterschied bereitet ihnen Sorgen. Auch sein Leben im Blitzlicht sehen sie mehr als kritisch. Priscilla aber ist hin und weg und kommt über Elvis mit berauschenden Substanzen in Kontakt.

Als der Sänger nach Ableistung seines Militärdienstes in seine Heimat zurückkehrt, herrscht eine Weile Funkstille. Irgendwann jedoch gesteht er Priscilla seine Liebe und bittet sie, zu ihm nach Graceland zu ziehen. Zähneknirschend geben ihre Eltern nach. Und so beginnt für die noch Minderjährige eine aufregende und oft auch schmerzhafte Zeit, die 1973 in eine Scheidung mündet.

Auch wenn Coppolas Film manche Aspekte und Stationen aus Priscillas Leben nur streift, etwa das Thema Mutterschaft, entwirft er ein spannendes Panorama. Aus einem Traum wird in der Isolation von Graceland die Geschichte einer jungen Frau im goldenen Käfig, die sich langsam von ihrem Partner zu lösen lernt. "Priscilla" schildert einen Emanzipationsprozess voller Höhen und Tiefen und wartet mit einer beeindruckenden Performance in der Hauptrolle auf. Cailee Spaeny, so der Tenor vieler Kritiken, trägt das biografische Drama auch über schwächere Phasen hinweg.

Der graue Reiher führt den zwölfjährigen Mahito in eine magische Parallelwelt ein. (Bild: Studio Ghibli 2023)
Der graue Reiher führt den zwölfjährigen Mahito in eine magische Parallelwelt ein. (Bild: Studio Ghibli 2023)

Der Junge und der Reiher

Ghibli - ein Wort, das die Fans von japanischen Animationsfilmen erstrahlen lässt. Handelt es sich doch um den Namen eines Anime-Studios, dem viele Klassiker des Genres entsprangen. Mitgegründet wurde das Unternehmen von Hayao Miyazaki, der zweifelsohne zu den Meistern der japanischen Trickfilmkunst gehört. Seinen Status untermauert er mit seinem jüngsten Werk "Der Junge und der Reiher", das einmal mehr die thematische und atmosphärische Vielschichtigkeit im Anime-Bereich demonstriert.

Der Film nimmt Bezug auf den gleichnamigen Jugendroman Genzaburo Yoshinos, ist aber ein mit autobiografischen Elementen angereicherter Originalstoff: Als der zwölfjährige Mahito während des Zweiten Weltkriegs seine Mutter verliert, zieht es ihn mit seinem Vater und dessen neuer Frau von Tokio aufs Land. Dort begegnet er einem sprechenden Reiher und wird von diesem in eine geheime Welt voller wundersamer Dinge eingeführt. Neben einigen merkwürdigen Geschöpfen trifft Mahito auch eine jüngere Version seiner Mutter.

Mit großen Feingefühl behandelt "Der Junge und der Reiher" schwere Themen wie Verlust und Trauer und bettet diese in stimmungsvolle, handgezeichnete Bilder ein. Wie so oft bei Miyazaki sprüht der Film nur so vor Fabulierlust und schreckt nicht vor düsteren Stimmungslagen zurück. War in Medienberichten zunächst davon die Rede, dies könnte das letzte Werk des Regisseurs sein, besteht mittlerweile Hoffnung auf Nachschub. Angeblich arbeitet der bald 83-jährige Miyazaki bereits eifrig an einem neuen Film.

"Der Junge und der Reiher" könnte der letzte Film von Hayao Miyazaki sein, wurde lange gemunkelt. Inzwischen arbeitet der japanische Kultregisseur aber angeblich schon wieder an einem neuen Projekt. (Bild: Studio Ghibli 2023)
"Der Junge und der Reiher" könnte der letzte Film von Hayao Miyazaki sein, wurde lange gemunkelt. Inzwischen arbeitet der japanische Kultregisseur aber angeblich schon wieder an einem neuen Projekt. (Bild: Studio Ghibli 2023)

Next Goal Wins

"Next Goal Wins - Das Spiel ihres Lebens" heißt ein hochgelobter Dokumentarfilm von 2014, der den Weg der amerikanisch-samoanischen Fußballnationalmannschaft in der Qualifikation zur Weltmeisterschaft in Brasilien nachzeichnet. Eben jenes Team galt seit der historisch hohen 0:31-Niederlage gegen Australien im Jahr 2001 als eines der schlechtesten überhaupt. Besserung erhofften sich die Verantwortlichen von der Verpflichtung des niederländischen Profitrainers Thomas Rongen.

Weil Hollywood Außenseiterstorys liebt, durfte Taika Waititi ("Thor: Love and Thunder") die Geschichte des Dokumentarfilms in Spielfilmform gießen, zahlreiche Abweichungen vom realen Geschehen inbegriffen. Bei ihm verkörpert Charakterkopf Michael Fassbender ("The Killer") den persönlich und beruflich abgebrannten Coach, der eher widerwillig als Trainer der amerikanisch-samoanischen Nationalmannschaft anheuert. Ein Culture Clash mit Ansage ...

"Next Goal Wins" steht in einer bestens etablierten Tradition. Sportfilme über sympathische Underdogs gibt es viele. Und nicht gerade selten wird das Gewinnen darin zur Nebensache. Menschliche Aspekte rücken in den Vordergrund, Spaß und Teamgeist werden zelebriert. Waititi setzt auf die Wohlfühlschiene, möchte dem Publikum nette Unterhaltung bieten. Etwas mehr Raum hätte der Film allerdings der Figur Jaiyah Saeluas (Kaimana) zugestehen können. Immerhin handelt es sich bei ihr um die erste offen lebende Transfrau, die an einem Qualifikationsspiel zu einer FIFA-Weltmeisterschaft teilnahm.

Ace (David Fane, links) hält die Taktiktafel und Coach Thomas Rongen (Michael Fassbender) gibt die Spielzüge vor. (Bild: Disney)
Ace (David Fane, links) hält die Taktiktafel und Coach Thomas Rongen (Michael Fassbender) gibt die Spielzüge vor. (Bild: Disney)