Tourist beißt in exotische Frucht – und holt sich Verbrennungen dritten Grades

Vorsicht vor der Cashewfrucht

Sieht doch lecker aus, oder? Aber Cashews – beziehungsweise Teile davon – enthalten ein giftiges Öl, das Verbrennungen verursachen kann. (Bild: Getty Images)
Sieht doch lecker aus, oder? Aber Cashews – beziehungsweise Teile davon – enthalten ein giftiges Öl, das Verbrennungen verursachen kann. (Bild: Getty Images)

Oft werden Cashews als Nüsse bezeichnet, tatsächlich handelt es jedoch um die Kerne einer Steinfrucht. Aus westlicher Sicht ist der dazugehörige Cashewapfel ein Abfallprodukt bei der Ernte der begehrten Cashewkerne, doch Einheimische des Herkunftlandes Brasilien schätzen den nährstoffreichen Fruchtstil, der optisch an eine Paprika erinnert, und stellen sogar ein Getränk namens Caiuina her, das aus dem transparenten Fruchtsaft des Cashewapfels gewonnen wird.

Ein britischer Tourist namens Thomas Harold Watson, der in Mexiko eben jene vollständige Cashewfrucht vorfand, hatte von der Essbarkeit des Cashewapfels gehört und zögerte nicht lange, als er kraftvoll in einen davon biss. Die Folgen bekam er unmittelbar zu spüren, als ihm ein Fruchtsaft ins Gesicht spritzte, der unsägliche Schmerzen verursachte. Bis zum nächsten Morgen hatten sich Verbrennungen und Schorf an Mund und Händen gebildet hatten, als wäre er von Säure verätzt worden.

Während der paprika-ähnliche Cashewapfel, der den Fruchtstil des Gewächses darstellt, tatsächlich eine gesunde Leckerei ist, sind die restlichen Teile der Cashew weniger genießbar. Die am Apfel befestigte, nierenförmige Frucht, in denen die gesunden Cashewkerne schlummern, enthält in seinen Schalen das toxische Öl Cardon. Selbst die Kerne werden erhitzt, um sicherzugehen, dass sich keine Reste des Kontaktgiftes daran befinden. Bei Kontakt mit der Haut führt es zu schweren Verätzungen und kann sogar dauerhafte Schäden verursachen.

Unten am rötlichen Cashewapfel hängt die nierenförmige Cashewfrucht, in der ein essbarer Kern schlummern, deren Schale jedoch ein Kontaktgift enthält. (Bild: Getty Images)
Unten am rötlichen Cashewapfel hängt die nierenförmige Cashewfrucht, in der ein essbarer Kern schlummern, deren Schale jedoch ein Kontaktgift enthält. (Bild: Getty Images)

Hätte Watson das gewusst, wäre er sicher vorsichtiger im Umgang mit der Cashew gewesen. Doch mit seinem beherzten Biss hat er eine volle Ladung des Öls abbekommen. "Ich dachte, dass ich sie erstmal aufbreche, wie eine Passionsfrucht, und dabei habe ich in eine Art Sack gebissen, der sofort explodiert ist", sagte Watson dem Southwest News Service. "Es fühlte sich sofort an wie Feuer, und es hat an meinem ganzen Mund höllisch gebrannt."

Aus Sorge vor hohen Arztrechnungen suchte er kein Krankenhaus auf, doch die Auswirkungen auf die Haut ließen auch in den kommenden Tagen nicht nach. "Meine Lippen fühlten sich an, als hätten sie sich aufgelöst, und die Haut hatte tagelang die Konsistenz von Backpapier." Da er mit der Behandlung gewartet hat, fürchtet er nun bleibende Narben.

Im Gespräch mit Southwest News Service berichtete er wenige Wochen nach seiner Mexiko-Reise von dem Fortschritt des Heilungsprozesses: "[Meine Lippen] sind immer noch etwas verbrannt. Sie sind immer noch nicht in gutem Zustand, aber es geht ihnen schon deutlich besser."

Watson ist nicht allein in seinem Unwissen über die Cashewfrucht, die auch die Ernte der weltweit begehrten Kerne zu einer Gefahr für die Arbeiter macht. Geerntet werden Cashewnüsse nahezu ausschließlich in Handarbeit, bei der die Arbeiter den Cashewapfel mit einer kräftigen Drehbewegung oder einem Messer von der Frucht mit dem darin befindlichen Kern trennen. Um sich vor dem aggressiven Cardonöl zu schützen, tragen die Erntearbeiter also entweder Handschuhe oder tauchen ihre Hände in Lehm – einen vollständigen Schutz vor Verätzungen bietet das jedoch nicht.

Das Cardonöl ist so giftig, dass es früher in Brasilien benutzt wurde, um die Holzpfähle der Häuser damit einzureiben und sie auf diese Art und Weise vor Termitenbefall zu schützen. Heute findet es auch in der chemischen Industrie Anwendung.

Für den an sich reiseerfahrenen Watson war die Begegnung damit eine Lehre, sich künftig besser zu informieren, bevor er vor unbekannten Leckereien nascht. "Es ist gut, lokale Spezialitäten zu probieren, aber es schadet auch nicht, sich erstmal Wissen darüber anzueignen."