Über 80 Jahre alt: Flaschenpost aus der Vergangenheit

Ein Mann findet am Strand eine Nachricht aus dem Jahr 1938. Darauf stehen ein Name, eine Adresse und die Bitte um Kontaktaufnahme. Er bittet also eine lokale Facebook-Gruppe um Hilfe und erhält vielversprechende Tipps.

Auf der Insel Jersey, sie liegt im Ärmelkanal vor der Küste Frankreichs, hat Nigel Hill auf seiner Hunderunde am Strand eine Nachricht aus der Vergangenheit gefunden: In einer angespülten Flasche fand er einen Zettel mit handgeschriebenen Zeilen darauf. Datiert auf den 5. September 1938. Damit ist die Nachricht knapp 82 Jahre alt.

Im Jahre 1938 wurde auch das legendäre "Krieg der Welten"-Hörspiel gesendet - was es damit auf sich hatte

Der 55-jährige Hill fand die Flaschenpost am Dienstagmorgen, zuerst darüber berichtet hat die Jersey Evening Post. Die einzige Zeitung der Insel. Die hat sich auch sogleich an die Detektivarbeit gemacht und Interessantes herausgefunden: Die Nachricht wurde auf einer alten Kuchen-Verpackung verfasst, hergestellt von Cawley Bros Ltd, vermutlich ein Back-Unternehmen, das einst in der Küstenstadt Saint Hellier residierte. Die Flasche konnte hingegen eindeutig identifiziert werden: Sie stammt von Smith’s, einer Abfüllanlage auf der Insel, die bereits 2003 ihre Pforten schloss. Leider musste Hill sie zerschlagen, um an die Nachricht im Innern zu gelangen.

Wenige Zeilen wecken das Interesse

Die bestand aus nur wenigen, in zittriger Schrift geschriebenen Zeilen:

Hill wollte mehr über den Verfasser der Nachricht herausfinden, also erzählte er in der lokalen Facebook-Gruppe „Ask!Advise!Advertise!“ von seinem Fund und dem Unbekannten. Schnell konnten Mitglieder der Gruppe weiterhelfen und die momentanen Bewohner der genannten Adresse identifizieren.

Im Interview mit der Jersey Evening Post erzählt Hill: „Zuerst dachte ich, das alles sei ein Scherz. Mittlerweile weiß ich: Das ist es definitiv nicht. Wie hier auf Jersey üblich, haben sich schnell viele Menschen bei mir gemeldet und wollten helfen. So konnte ich die Frau kontaktieren, die heute in John Staplefords Haus wohnt. Sie konnte sich aber zuerst nicht an den Namen erinnern. Sie lebt dort außerdem seit 30 Jahren.“

Die Suche nach den Nachkommen

Sie erklärte sich aber dazu bereit, in die Bauunterlagen des Hauses zu schauen. Und da fand sie den Namen: John Stapleford hatte das Haus im Jahr 1921 gekauft. Hill sagt: „Dann ist es sehr wahrscheinlich, dass Stapleford 1938 noch lebte und damals auf Jersey war. Aber genauso wahrscheinlich ist er mittlerweile verstorben. Es wäre schön, wenn ich die Flasche seinen Nachkommen überreichen könnte. Vielleicht sehen sie es als Erbstück.“

Auch dieser Mann fand eine Flaschenpost – nach 50 Jahren

Hill hat mittlerweile die Bewohner und Bewohnerinnen von Saint Hellier dazu aufgerufen, ihm bei der Suche nach den Nachkommen zu helfen. Eine Spur, die sich dadurch aufgetan hat, führte derweil ins Nichts: das Backunternehmen. Im Register der Insel Jersey fanden sich zwar zwei Cawley Brothers-Unternehmen: das Cawley Brothers Limited (von 1931 bis 1976 gemeldet) und die Bäckerei Cawley Bros Bakery (von 1956 bis 1993 gemeldet). Mehr konnte jedoch nicht herausgefunden werden.

Staplefords Frau verstarb wohl schon vor 40 Jahren

Hingegen mehren sich Hinweise zum Leben John Staplefords. In der Facebook-Gruppe meldeten sich Mitglieder mit Zugang zu Geburts- und Sterbeakten des Vereinigten Königreichs von Großbritannien. Demnach wurde Stapleford am 4. August 1889 geboren, er arbeitete als Buchhalter bei der Steuer, seine Frau hieß vermutlich Nellie, sie verstarb wohl am 2. Dezember 1980 im Alter von 91 Jahren.

Wieso die Flaschenpost nach all der Zeit an Land gespült wurde, ist nicht bekannt. Vielleicht wurde sie, zuvor tief vergraben, bei einem der vergangenen Stürme aus dem Sand gewaschen.

Eine Flaschenpost aus dem Kalten Krieg gibt’s im Video: