Ukraine-Krieg: Die aktuellen Entwicklungen

Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine herrscht in dem Land Krieg. Die aktuellen Entwicklungen im Überblick.

Unser Ticker ist für heute beendet. Hier können Sie die wichtigsten Ereignisse des Tages nachlesen:

  • Selenskyj sieht Fortschritte bei Gegenoffensive

  • Ukraine: 1500 Kilometer entfernte Ziele in Russland erreichbar

  • London: Risiken für Russland durch Vorstöße in Ostukraine

  • Moskau: Angriffe auf Krim-Brücke abgewehrt

  • Dänemark reduziert Zahl russischer Diplomaten in Kopenhagen

  • Kremlchef Putin kündigt Treffen mit Chinas Staatschef Xi an

Die aktuelle News-Lage im Livestream:

+++ Selenskyj sieht Fortschritte bei Gegenoffensive +++

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sieht Fortschritte bei der Gegenoffensive der Streitkräfte zur Befreiung der von Russland besetzten Gebiete. «Die ukrainischen Streitkräfte bewegen sich vorwärts. Trotz allem und ungeachtet dessen, was alle sagen, kommen wir voran, und das ist das Wichtigste. Wir sind in Bewegung», teilte Selenskyj am Samstag bei Telegram mit. Die Ukraine hatte zuletzt immer wieder kritisiert, dass westliche Experten von einem schleppenden Fortgang der Offensive ohne die erwarteten Durchbrüche an der Frontlinie sprachen. Auch Selenskyj hatte erklärt, die Offensive sei kein Hollywood-Film.

Er sei stolz auf den Mut und die Treffsicherheit der ukrainischen Schützen, teilte Selenskyj auch bei X (vormals Twitter) mit. Er veröffentlichte dazu Fotos von Explosionen bei den Einsätzen im Kriegsgebiet. Er sei den Soldaten der 47. Artilleriebrigade dankbar für die wirksame Verteidigung «unseres Landes» in den Gebieten Saporischschja, Donezk und Sumy und für «ihre Stärke in unseren nördlichen Regionen».

+++ Kehrtwende: Russischer Botschafter nicht zu Nobelpreisen eingeladen +++

Nach scharfer Kritik an der Einladung des russischen Botschafters in Schweden zur Verleihung der Nobelpreise hat die Nobelstiftung ihre Entscheidung widerrufen. Wie im Vorjahr würden die Vertreter von Russland sowie seiner Verbündeten Belarus und Iran nicht zu der Preisverleihung in Stockholm gebeten, teilte die Nobelstiftung am Samstag mit.

Zugleich verteidigte die Organisation ihre frühere Entscheidung. Man halte es für wichtig und richtig, die Werte und Botschaften, für die der Nobelpreis stehe, möglichst weit zu verbreiten, hieß es in der Mitteilung. Mit der Verleihung des Friedensnobelpreises an Vorkämpfer für Menschenrechte aus Russland und Belarus sowie Ukrainer, die sich mit der Dokumentation russischer Kriegsverbrechen befassen, sei im vergangenen Jahr eine klare politische Botschaft gesetzt worden.

Die «starke Reaktion» in Schweden aber habe gedroht, diese Botschaft zu überschatten, hieß es weiter. «Wir haben uns daher entschieden, die Ausnahme von der regulären Praxis des letzten Jahres zu wiederholen – das heißt, die Botschafter von Russland, Belarus und dem Iran nicht zur Nobelpreisverleihung in Stockholm einzuladen.»

+++ Ukraine: 1500 Kilometer entfernte Ziele in Russland erreichbar +++

Die Ukraine kann mit eigenen Waffen nach offiziellen Angaben aus Kiew inzwischen Ziele auf russischem Staatsgebiet in 1500 Kilometern Entfernung erreichen. Das Land arbeite schon länger an einem Raketen- und Drohnenprogramm, weshalb Ziele sogar in solch weiter Entfernung kein Problem mehr seien, sagte der Sekretär des Nationalen Rates für Sicherheit und Verteidigung, Olexij Danilow, in Kiew im ukrainischen Radio. Die auf russischem Staatsgebiet angewendeten Waffen seien ukrainischer Herkunft, sagte er mit Blick auf die Angriffe auf militärische Ziele im Nachbarland.

Zum einen gebe es das schon 2020 bestätigte Raketenprogramm des Landes, zum anderen beteiligten sich inzwischen viele Firmen an der Drohnenproduktion. «Das alles wird Ergebnisse bringen», sagte er in dem am Freitagabend gesendeten Radiostück. Die ukrainischen Streitkräfte könnten nicht nur Ziele in 700 Kilometern Entfernung treffen, sondern «sogar in 1000 bis 1500 Kilometern».

Zugleich betonte Danilow, dass die Ukraine nur militärische Ziele angreife. Die Attacken gegen ölverarbeitende Betriebe oder andere Objekte hingegen seien das Werk russischer Partisanen, die nicht von der Ukraine kontrolliert würden. Angegriffen würden Produktionsstätten in Russland für militärische «Komponenten, die unsere Kinder töten», sagte er. «Dem müssen wir ein Ende bereiten.»

+++ London: Risiken für Russland durch Vorstöße in Ostukraine +++

Indem russische Kräfte gleichzeitig die ukrainische Gegenoffensive im Süden des Landes abwehren und im Osten selbst angreifen, riskiert Russland nach britischer Einschätzung eine Aufteilung seiner Kräfte.

Russland setze seine Vorstöße bei Kupjansk im Osten der Ukraine fort und wolle so die ukrainischen Angreifer zwingen, ihre Einheiten zwischen dem Süden und Osten zu spalten, teilte das britische Verteidigungsministerium am Samstag unter Berufung auf Geheimdienstinformationen mit. «Angesichts der Tatsache, dass Russland seit Beginn der ukrainischen Gegenoffensive im Juni bescheidene Gewinne in der Nähe von Kupjansk erzielt hat, wird es höchstwahrscheinlich versuchen, daraus Kapital zu schlagen, indem es die Achse weiterhin mit Ressourcen versorgt», hieß es in London.

Allerdings könne Russland dadurch selbst gezwungen sein, seine Truppen aufzuspalten, um im Süden auf der Orichiw-Achse einen Durchbruch der Ukraine zu verhindern. Dort hätten ukrainische Kräfte die erste russische Hauptverteidigungslinie erreicht. Einheiten der 58. Armee sowie Luftlandetruppen versuchten, die Ukrainer aufzuhalten.

+++ Moskau: Angriffe auf Krim-Brücke abgewehrt +++

Russland hat nach offiziellen Angaben in der Nacht drei Seedrohnenangriffe auf die Krim-Brücke abgewehrt. Die ukrainischen Marinedrohnen seien rechtzeitig in den Gewässern des Schwarzen Meeres entdeckt und zerstört worden, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau am frühen Samstagmorgen in seinem Telegram-Kanal mit. Demnach hatte sich ein erster Angriff am späten Freitagabend ereignet, zwei weitere folgten früh am Samstag Moskauer Zeit. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig prüfen.

Eine Explosion und ein schwerer Brand haben die Krim-Brücke bereits vor einigen Wochen beschädigt (Bild: Uncredited/AP/dpa)
Eine Explosion und ein schwerer Brand haben die Krim-Brücke bereits vor einigen Wochen beschädigt (Bild: Uncredited/AP/dpa)

Die Brücke vom russischen Festland zur Krim ist enorm wichtig für die Versorgung der Halbinsel wie der russischen Truppen im Süden der Ukraine. Die Brücke wurde daher von Kiew mehrfach angegriffen.

Satellitenbildern zufolge sichert Russland einen Teil der Brücke mit einer Barriere aus Schiffen. Nach Einschätzungen von Beobachtern soll dies als Schutz vor möglichen ukrainischen Angriffen mit Seedrohnen dienen.

+++ Dänemark reduziert Zahl russischer Diplomaten in Kopenhagen +++

Dänemark will unterdessen zehn russische Diplomaten ausweisen. Wie das Außenministerium in Kopenhagen am Freitag mitteilte, soll die Zahl der Mitarbeiter in der russischen Botschaft in Dänemark künftig der Zahl der Mitarbeiter in der dänischen Botschaft in Moskau entsprechen. Es sollten höchstens fünf Diplomaten sowie 20 weitere Angestellte in der Botschaft in Kopenhagen arbeiten dürfen, hieß es.

Moskau betrachte die dänische Entscheidung als «einen weiteren Ausdruck der feindseligen Haltung gegenüber unserem Land», sagte die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, einer Mitteilung zufolge. Es würden nun «notwendige Schlussfolgerungen» gezogen, erklärte sie.

+++ Neues Schuljahr in Russland und angegriffener Ukraine begonnen +++

Überschattet vom andauernden Krieg hat derweil in der Ukraine wie in Russland am 1. September das neue Schuljahr begonnen. In der ostukrainischen Großstadt Charkiw, die häufig beschossen wird, versammelten sich die Schulkinder aus Sicherheitsgründen in den U-Bahn-Stationen. Aus der Großstadt Krywyj Rih veröffentlichten Medien Bilder von Erstklässlern im Bombenschutzkeller.

Insgesamt habe für rund 3,7 Millionen ukrainische Kinder und Jugendliche das neue Schuljahr begonnen, sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache. «Und es wird der Tag kommen, an dem der 1. September in unserem ganzen Land friedlich und sicher sein wird», versprach er.

+++ Kremlchef Putin kündigt Treffen mit Chinas Staatschef Xi an +++

Russlands Präsident Wladimir Putin kündigte an, sich in naher Zukunft mit dem chinesischen Staats- und Parteichef Xi Jinping treffen zu wollen. «Ziemlich bald werden wir Veranstaltungen haben, und es wird ein Treffen mit dem Präsidenten der Volksrepublik China geben», sagte Putin bei einem Treffen mit Kindern und Jugendlichen anlässlich des Schulbeginns.

Wladimir Putin (Bild: dpa)
Wladimir Putin (Bild: dpa)

Einen genauen Zeitpunkt für das Treffen mit Xi Jinping sowie weitere Details nannte er nicht. Bereits vor einigen Wochen allerdings hatte der Kreml eine Reise Putins nach China für Oktober angekündigt, wenn dort der Seidenstraßen-Gipfel stattfinden soll.

+++ Moskau stuft Nobelpreisträger Muratow als «ausländischen Agenten» ein +++

Inmitten zunehmender Repressionen gegen Kremlkritiker stufte Russland zudem den Friedensnobelpreisträger Dmitri Muratow als «ausländischen Agenten» ein. Der renommierte Journalist ist Chefredakteur des im Exil im Ausland arbeitenden kremlkritischen Mediums «Nowaja Gaseta». Der heute 61-Jährige war 2021 für seinen mutigen Kampf für die Meinungsfreiheit mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden.