Ukraine-Krieg: Die aktuellen Entwicklungen

Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine herrscht in dem Land Krieg. Die aktuellen Entwicklungen im Überblick.

Dieser Ticker wird fortlaufend aktualisiert.

  • Söldner-Chef Prigoschin nach Aufstand: Kein Machtwechsel geplant

  • Staudamm-Zerstörung in Ukraine: Wasserstand bei Cherson wieder normal

  • Ukraine meldet Gewinne im Süden: Bislang 130 Quadratkilometer befreit

  • Moskau hebt Anti-Terror-Notstand wieder auf

  • Deutschland will weiter keine Marschflugkörper an Ukraine liefern

  • Russischer Regierungschef: Aufstand sollte «Land destabilisieren»

  • Medien: Strafverfahren gegen Wagner-Chef Prigoschin läuft noch

  • Deutschland will 4000 Soldaten dauerhaft in Litauen stationieren

  • Litauen fordert nach Wagner-Revolte Stärkung der Nato-Ostflanke

  • Selenskyj: Krieg kehrt nach Russland zurück

  • Baerbock geht nicht von Ende des Machtkampfes in Russland aus

Die aktuelle Newslage:

+++ Söldner-Chef Prigoschin nach Aufstand: Kein Machtwechsel geplant +++

In seiner ersten Wortmeldung nach dem missglückten Aufstand vom Wochenende hat der Chef der russischen Söldnergruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, dementiert, einen Machtwechsel in Moskau angestrebt zu haben. «Wir sind losgegangen, um Protest zu demonstrieren, nicht um die Obrigkeit im Land zu stürzen», sagte der 62-Jährige in einer Sprachnachricht, die am Montag von seinem Pressedienst auf Telegram verbreitet wurde. Angaben zu seinem aktuellen Aufenthaltsort machte Prigoschin nicht.

Jewgeni Prigoschin (Bild: Uncredited/AP/dpa)
Jewgeni Prigoschin (Bild: Uncredited/AP/dpa)

Prigoschin wiederholte am Montag seinen Vorwurf gegen das russische Verteidigungsministerium, am vergangenen Freitag Militärlager der Söldner beschossen zu haben. Dabei wurden nach seinen Angaben 30 Wagner-Kämpfer getötet. Dies sei zusätzlich zur vom Ministerium angestrebten Auflösung der Wagner-Truppe der Auslöser für den Marsch Richtung Moskau gewesen.

Er räumte ein, dass der Vormarsch Opfer gefordert habe. «Während unseres Marsches wurde kein einziger Soldat auf dem Boden getötet. Wir bedauern, dass wir gezwungen waren, Flugobjekte abzuschießen - aber das deshalb, weil sie uns bombardiert haben», sagte er. Nach Berichten russischer Militärblogger wurden bei der Auseinandersetzung sechs Hubschrauber und ein Flugzeug der russischen Armee zerstört und deren Besatzungen getötet. Offiziell hat die russische Führung diese Verluste nicht eingestanden.

Wagner hat bis zuletzt eine bedeutende Rolle in Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine gespielt, insbesondere bei der monatelangen Erstürmung der Stadt Bachmut. Nach Einschätzung von US-Experten wird die Privatarmee weiter zum Einsatz kommen.

+++ Staudamm-Zerstörung in Ukraine: Wasserstand bei Cherson wieder normal +++

Drei Wochen nach der Zerstörung des südukrainischen Kachowka-Staudamms ist der Wasserstand im umkämpften Gebiet Cherson teils wieder normal. Nahe der gleichnamigen Regionshauptstadt Cherson betrug der Stand des Dnipro am Montagvormittag 33 Zentimeter, wie der ukrainische Krisenstab auf Telegram mitteilte. Dies entspräche den dortigen Messwerten vor der Damm-Zerstörung.

Überflutete Straßen in Cherson (Bild: dpa)
Überflutete Straßen in Cherson (Bild: dpa)

Zugleich ist der Kachowka-Stausee nach Angaben der ukrainischen Rettungskräfte ausgetrocknet. Der Dnipro - der drittlängste Fluss Europas - ist demnach an manchen Stellen flussabwärts vom zerstörten Damm nur noch ein Bach. Die ukrainische Wasserbehörde Ukrhydroenerho kündigte an, nach der kompletten Befreiung der Region dort schnell temporäre Damm-Konstrukte zu bauen. Mehrere Regionen des Landes sollen dadurch mit Wasser versorgt werden.

Der Damm in der von russischen Truppen besetzten und unmittelbar an der Front gelegenen Stadt Nowa Kachowka war am 6. Juni zerstört worden. Daraufhin strömten riesige Wassermassen aus dem angrenzenden Stausee aus. Viele Orte wurden überschwemmt. Die Ukraine, die sich seit 16 Monaten gegen einen russischen Angriffskrieg verteidigt, wirft Russland vor, das Bauwerk gesprengt zu haben. Moskau dementiert das.

+++ Deutschland will weiter keine Marschflugkörper an Ukraine liefern +++

Deutschland ist weiterhin nicht bereit, der Ukraine die gewünschten Marschflugkörper vom Typ Taurus zu liefern. «Zu den Langstreckenwaffen will ich noch mal sehr deutlich sagen, dass wir da nach wie vor zurückhaltender Position sind, übrigens genauso, wie unsere amerikanischen Partner», sagte Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) am Montag bei seinem Besuch in Litauen. «Da hat sich an unserer Einschätzung nichts geändert im Augenblick.»

Die Ukraine hatte Ende Mai die Lieferung der Marschflugkörper Taurus mit einer Reichweite von bis zu 500 Kilometern bei der Bundesregierung beantragt. Ein Grund für die Skepsis der Bundesregierung ist, dass mit diesen Waffen bis weit auf russisches Territorium geschossen werden könnte. Die Ukraine versichert allerdings, dass sie die Waffen der westlichen Verbündeten nicht auf russisches Gebiet abfeuern würde.

+++ Ukraine meldet Gewinne im Süden: Bislang 130 Quadratkilometer befreit +++

Die ukrainische Armee hat eigenen Angaben zufolge seit dem Beginn ihrer Gegenoffensive vor etwa drei Wochen insgesamt 130 Quadratkilometer im Süden des Landes befreit. Alleine in der vergangenen Woche seien 17 zusätzliche Quadratkilometer der von Russland besetzten Region Saporischschja zurückerobert worden, teilte die ukrainische Vize-Verteidigungsministerin Hanna Maljar am Montag auf Telegram mit. Das bislang befreite südukrainische Gebiet entspricht damit in etwa der Größe der nordrhein-westfälischen Großstadt Krefeld.

Auch aus dem Osten meldete die Ukraine kleinere Erfolge. Laut Maljar rückte die Armee im Laufe der Vorwoche an mehreren Stoßrichtungen um je ein bis zwei Kilometer vor - trotz erbitterter Gegenwehr der Russen. Die ukrainische Armee habe zudem an mehreren Stellen der Front - darunter bei Bachmut, Lyman und Awdijiwka - russische Gegenangriffe zurückgeschlagen.

Die Kämpfe dort sollen derzeit besonders intensiv sein. In den vergangenen sieben Tagen habe es in diesen Gebieten über 250 Gefechte gegeben, sagte Maljar. Das russische Verteidigungsministerium sprach zuletzt am Sonntag von mehr als 20 Angriffen der Ukrainer im Laufe eines Tages im Süden und Osten des Landes. Die Angaben lassen sich oft nicht direkt unabhängig überprüfen.

+++ Russischer Regierungschef: Aufstand sollte «Land destabilisieren» +++

Nach dem bewaffneten Söldneraufstand vom Wochenende hat Russlands Regierungschef Michail Mischustin an den Zusammenhalt des Volkes appelliert. «Es wurde der Versuch unternommen, Russland von innen heraus zu destabilisieren», sagte Mischustin am Montag der Agentur Interfax zufolge. An die russische Gesellschaft gerichtet sagte er: «Wir müssen als ein Team zusammenarbeiten, die Einheit aller Kräfte wahren, uns um den Präsidenten scharen.» Zudem betonte der 57-Jährige, die Regierungsmitglieder in Moskau hätten ihre Plätze während der chaotischen Stunden am Samstag nicht verlassen.

+++ Moskau hebt Anti-Terror-Notstand wieder auf +++

Nach dem Ende des bewaffneten Söldner-Aufstands in Russland ist in der Hauptstadt Moskau der Anti-Terror-Notstand wieder aufgehoben worden. «Alle Beschränkungen werden zurückgenommen», schrieb Moskaus Bürgermeister Sergej Sobjanin am Montag auf seinem Telegram-Kanal. Die wegen der chaotischen Lage verschobenen Abschlussfeiern für Schüler würden am Samstag nachgeholt. Aufgehoben wurde der Anti-Terror-Notstand auch im Moskauer Gebiet sowie in der südlicher gelegenen Region Woronesch.

Am vergangenen Wochenende war in Russland ein lange schwelender Machtkampf zwischen der regulären Armee und der privaten Söldner-Gruppe Wagner eskaliert. Unter der Führung ihres Chefs Jewgeni Prigoschin besetzten die Wagner-Söldner am Samstag etwa die südrussische Stadt Rostow am Don und drohten mit einem Marsch auf Moskau. Daraufhin wurden in mehreren Regionen Anti-Terror-Maßnahmen ergriffen.

+++ Wegen Ukraine-Getreide: Fünf EU-Staaten bekommen Millionen-Hilfe +++

Im Streit um günstiges Getreide und weitere Agrarprodukte aus der Ukraine bekommen fünf östliche EU-Staaten eine 100 Millionen Euro umfassende Hilfe aus Agrargeldern der Europäischen Union. Konkret sollen Bulgarien, Polen, Ungarn, Rumänien und die Slowakei profitieren, bestätigte eine Sprecherin der EU-Kommission am Montag. Hintergrund sind Beschwerden über Marktverzerrung durch stark angestiegene Agrarexporte aus der Ukraine.

Wegen des Krieges hat das osteuropäische Land Schwierigkeiten, Waren über das Schwarze Meer auf den Weltmarkt zu bringen. Um die Ukraine zu unterstützen hatte die EU eilig Handelswege in die Europäische Union, beispielsweise per Zug, ausgebaut. Im April hatten aber unter anderem Polen und Ungarn Importverbote für Getreide und andere landwirtschaftliche Produkte aus der Ukraine verhängt. Die Regierung in Warschau reagierte damit auch auf Proteste von Landwirten, die sich durch die Importe unter Druck gesetzt fühlten.

Die EU-Kommission hatte daraufhin beschlossen, einheitliche Beschränkungen für den Handel mit ukrainischen Agrarprodukten für fünf östliche EU-Staaten einzuführen. Anfang des Monats wurden die Maßnahmen für Bulgarien, Polen, Ungarn, Rumänien und die Slowakei verlängert. Dort dürfen Weizen, Mais, Rapssamen und Sonnenblumenkerne aus der Ukraine bis zum 15. September nicht mehr frei gehandelt werden.

+++ SPD-Abgeordneter Roth: Putin unter Druck zu Kompromissen bereit +++

Der Aufstand der Söldnergruppe Wagner hat nach Einschätzung des SPD-Abgeordneten Michael Roth der Wahrnehmung von Russlands Präsidenten Wladimir Putin geschadet. Mit der Aktion habe der Chef der Wagner-Gruppe, Jewgeni Prigoschin, «Putins Bild vor allem in der russischen Öffentlichkeit erheblich angekratzt», sagte Roth am Montag im ZDF-«Morgenmagazin». Prigoschin habe damit gezeigt: Wenn der russische Präsident «so richtig unter Druck steht, wenn ihm das Wasser bis zum Hals steht, dann ist Putin zu Zugeständnissen und Kompromissen bereit.»

Wladimir Putin (Bild: dpa)
Wladimir Putin (Bild: dpa)

Prigoschin habe auch «die Machtfrage gestellt», sagte der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses weiter. «Das ist in einer Diktatur eigentlich etwas völlig Inakzeptables», betonte Roth. «Ein Diktator muss immer darauf achten, dass seine Macht niemals in Frage gestellt wird». Diese Demütigung sei mit Gefahr verbunden. «Ich fürchte, der Stalinismus in Russland wird jetzt zunehmen, das heißt Putin wird jeden aus dem Weg räumen, der sich ihm in den Weg stellt.»

+++ Deutschland will 4000 Soldaten dauerhaft in Litauen stationieren +++

Deutschland will rund 4000 Bundeswehr-Soldaten zusätzlich dauerhaft nach Litauen schicken, um die Ostflanke der Nato zu stärken.

Boris Pistorius (Bild: Reuters)
Boris Pistorius (Bild: Reuters)

«Deutschland ist bereit, dauerhaft eine robuste Brigade in Litauen zu stationieren», sagte Verteidigungsminister Boris Pistorius am Montag bei einem Besuch in der litauischen Hauptstadt Vilnius. Voraussetzung sei die Schaffung der notwendigen Infrastruktur zur Unterbringung der Soldatinnen und Soldaten und Übungsmöglichkeiten.

+++ Hochrangiges Treffen zwischen Schweden und Türkei vor Nato-Gipfel +++

Die Nato plant angesichts der türkischen Blockade des schwedischen Bündnisbeitritts noch vor ihrem Gipfel im Juli ein Treffen zwischen hochrangigen Vertretern aus Schweden, Finnland und der Türkei. Das kündigte Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg am Montag auf einer Pressekonferenz in Litauen an. Teilnehmen sollen Außenminister, Geheimdienstchefs und nationale Sicherheitsberater der Länder, wie Stoltenberg sagte. Ziel sei es, Fortschritte bei der Vollendung des schwedischen Nato-Beitritts zu machen.

Er habe am Sonntag mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan gesprochen und stehe auch in Kontakt mit den Regierungen in Stockholm und Helsinki, sagte Stoltenberg. Man habe vereinbart, vor dem Nato-Gipfel in der litauischen Hauptstadt Vilnius ein hochrangiges Treffen in Brüssel einzuberufen.

Vor dem Eindruck des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hatte Schweden im Mai 2022 ebenso wie Finnland die Mitgliedschaft in der Nato beantragt. Finnland ist seit Anfang April bereits Mitglied, Schweden fehlt dagegen weiter die Zustimmung der Türkei und Ungarns.

Ankara blockiert den schwedischen Beitritt vor allem unter Verweis darauf, dass Schweden unzureichend gegen «Terrororganisationen» vorgehe. Es gab immer wieder Treffen zwischen Vertretern der Länder, um die türkische Blockade zu lösen, zuletzt Mitte Juni in Ankara. Erdogan hatte die Zustimmung zu Schwedens Aufnahme bis zum Nato-Gipfel damals in Zweifel gezogen.

+++ US-Institut: Wagner-Gruppe wird nach Aufstand weiterbestehen +++

Die russische Privatarmee Wagner wird nach dem bewaffneten Aufstand unter ihrem Chef Jewgeni Prigoschin nach Einschätzung von US-Experten weiter zum Einsatz kommen. Die Rückkehr von Wagner-Truppen in ihre Ausbildungslager mit militärischer Ausrüstung deute darauf hin, dass der Kreml zumindest Teile der Gruppe eher aufrechterhalten wolle, als sie aufzulösen, erklärte das US-Institut für Kriegsstudien (ISW) am Sonntag (Ortszeit). Die Zukunft der Kommando- und Organisationsstruktur sei jedoch unklar.

Rostow am Don: Menschen gehen um ein gepanzertes Fahrzeug des Militärunternehmens Wagner Group (Bild: ---/AP/dpa)
Rostow am Don: Menschen gehen um ein gepanzertes Fahrzeug des Militärunternehmens Wagner Group (Bild: ---/AP/dpa)

Die Denkfabrik stützte sich bei ihren Einschätzungen auf die Aussagen des Leiters des russischen Verteidigungsausschusses, Andrej Kartapolow, der erklärt hatte, dass es nicht notwendig sei, die Wagner-Gruppe zu verbieten, da sie «die kampfbereiteste Einheit in Russland» sei. In Russland wird derzeit nach einer Anweisung von Kremlchef Wladimir Putin an einem Gesetz zur Regulierung privater Militärunternehmen gearbeitet.

Dass Kartapolow versuche, Wagner-Söldner von eigener Verantwortung für den Aufstand freizusprechen, könnte nach Einschätzung des ISW auf den Wunsch der russischen Regierung hindeuten, die Kämpfer weiterhin etwa in der Ukraine oder in internationalen Missionen einzusetzen. Der Kreml hatte am Samstag erklärt, dass Teile der Wagner-Truppe dem Befehl des Verteidigungsministeriums unterstellt werden sollen. Das hatte Söldnerchef Prigoschin abgelehnt. Er wirft dem Verteidigungsministerium Missmanagement und Unfähigkeit vor.

+++ Medien: Strafverfahren gegen Wagner-Chef Prigoschin läuft noch +++

Nach dem bewaffneten Aufstand des russischen Söldnerchefs Jewgeni Prigoschin und seiner Wagner-Armee ist das Strafverfahren gegen ihn Moskauer Medien zufolge bisher nicht eingestellt worden. Ermittler des Inlandsgeheimdienstes FSB untersuchten den Fall weiter, berichtete die Zeitung «Kommersant» am Montag unter Berufung auf die Fahnder. «Die Ermittlungen laufen weiter», meldete auch die russische Nachrichtenagentur Interfax unter Berufung auf eine eigene nicht näher benannte Quelle. Der Kreml hatte am Samstagabend mitgeteilt, dass das Strafverfahren gegen Prigoschin und die Wagner-Aufständischen eingestellt werde.

Von dem 62-Jährigen fehlte unterdessen weiter jede Spur. Er soll nach Kremlangaben im benachbarten Belarus Zuflucht finden.

+++ Ukraine meldet Gewinne im Süden: Bislang 130 Quadratkilometer befreit +++

Die ukrainische Armee hat eigenen Angaben zufolge seit dem Beginn ihrer Gegenoffensive vor etwa drei Wochen insgesamt 130 Quadratkilometer im Süden des Landes befreit. Alleine in der vergangenen Woche seien 17 zusätzliche Quadratkilometer der von Russland besetzten Region Saporischschja zurückerobert worden, teilte die ukrainische Vize-Verteidigungsministerin Hanna Maljar am Montag auf Telegram mit. Das bislang befreite südukrainische Gebiet entspricht damit in etwa der Größe der nordrhein-westfälischen Großstadt Krefeld.

Auch aus dem Osten meldete die Ukraine kleinere Erfolge. Laut Maljar rückte die Armee im Laufe der Vorwoche an mehreren Stoßrichtungen um je ein bis zwei Kilometer vor - trotz erbitterter Gegenwehr der Russen. Die ukrainische Armee habe zudem an mehreren Stellen der Front - darunter bei Bachmut, Lyman und Awdijiwka - russische Gegenangriffe zurückgeschlagen.

Die Kämpfe dort sollen derzeit besonders intensiv sein. In den vergangenen sieben Tagen habe es in diesen Gebieten über 250 Gefechte gegeben, sagte Maljar. Das russische Verteidigungsministerium sprach zuletzt am Sonntag von mehr als 20 Angriffen der Ukrainer im Laufe eines Tages im Süden und Osten des Landes. Die Angaben lassen sich oft nicht direkt unabhängig überprüfen.

+++ Litauen fordert nach Wagner-Revolte Stärkung der Nato-Ostflanke +++

Litauens Präsident Gitanas Nauseda fordert nach dem Aufstand der russischen Privatarmee Wagner gegen die Führung in Moskau eine weitere Stärkung der Nato-Ostflanke. Sollte Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin mit unklaren Absichten im Exil in Belarus landen, müsse die Sicherheit der Ostgrenze erhöht werden, sagte das Staatsoberhaupt des baltischen EU- und Nato-Landes am Sonntag. Litauen grenzt an Belarus und die russische Ostsee-Exklave Kaliningrad.

Prigoschin war nach seinem gescheiterten Aufstand vom Wochenende zugestanden worden, straffrei nach Belarus zu gehen, wie der Kreml mitteilte. Am Sonntag war indes noch unklar, ob Prigoschin bereits in das eng mit Russland verbündete Nachbarland unterwegs oder schon dort angekommen ist. Den russischen Präsidenten Wladimir Putin sehen viele Experten trotz seines Erfolgs im Machtkampf geschwächt. Der Kreml schwieg am Sonntag zu den Vorgängen.

+++ Selenskyj: Krieg kehrt nach Russland zurück +++

Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine richtet nach Meinung der Führung in Kiew inzwischen immer mehr Schaden in Russland selbst an.

Wolodymyr Selenskyj (Bild: dpa)
Wolodymyr Selenskyj (Bild: dpa)

Es sei erkennbar, «dass der Krieg in seinen Heimathafen zurückkehrt», sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Sonntag in seiner abendlichen Videobotschaft. Es blieb unklar, ob er damit die wirtschaftlichen Probleme Russlands oder den kurzzeitigen Aufstand der Wagner-Söldner vom Wochenende meinte. «Je länger die russische Aggression anhält, desto mehr Schaden richtet sie in Russland selbst an», sagte Selenskyj.

+++ Baerbock geht nicht von Ende des Machtkampfes in Russland aus +++

Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock geht nicht davon aus, dass der Machtkampf in Russland nach dem Rückzug der Söldnergruppe Wagner beendet ist. «Es ist nach wie vor unklar, was dort geschieht. Ich sage ganz klar, was dort geschieht und nicht, was dort geschah», sagte die Grünen-Politikerin am Montag am Rande eines EU-Außenministertreffens in Luxemburg. Es sei weiterhin unklar, was mit den unterschiedlichen Akteuren in Russland passiere. Die Ereignisse am Wochenende seien offensichtlich nur «ein Akt in diesem russischen Schauspiel» gewesen.

Annalena Baerbock (Bild: Reuters)
Annalena Baerbock (Bild: Reuters)

Klar ist nach Einschätzung Baerbocks allerdings, dass Russlands Präsident Wladimir Putin mit dem brutalen Angriffskrieg gegen die Ukraine sein eigenes Land zerstört. «Wir sehen die verheerenden Folgen des russischen Angriffskriegs auch auf das Machtsystem von Putin. (...) Und wir sehen massive Risse in der russischen Propaganda», sagte sie.

+++ Selenskyj warnt vor Sabotage des AKW Saporischschja +++

Der ukrainische Staatschef warnte vor Sicherheitsrisiken rund um das von russischen Kräften kontrollierte Kernkraftwerk Saporischschja, das größte in Europa. «Leider ist die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit für die bestehende russische Bedrohung im Kernkraftwerk Saporischschja immer noch unzureichend», klagte Selenskyj. Die westlichen Partner der Ukraine hätten alle verfügbaren Geheimdienstinformationen über die russischen Pläne für das AKW erhalten. «Wir müssen ganz konkrete Maßnahmen ergreifen, und zwar alle gemeinsam in der Welt, um jegliche Strahlungsvorfälle zu verhindern», warnte er mit Blick auf eine mögliche Sabotage der Anlage durch die russischen Besatzer.

+++ London: Ukrainische Gegenoffensive macht Fortschritte um Bachmut +++

Die ukrainische Gegenoffensive hat nach Einschätzung britischer Militärexperten im Umkreis der Stadt Bachmut an Dynamik gewonnen. «Ukrainische Kräfte haben sowohl an der nördlichen als auch an der südlichen Flanke Fortschritte gemacht», hieß es im täglichen Geheimdienstbericht zum Krieg in der Ukraine des Verteidigungsministeriums in London am Montag.

Insgesamt schätzen die Briten die russischen Kapazitäten, ihre Kräfte entlang der Hunderte Kilometer langen Frontlinie zu verstärken, als gering ein. Es gebe kaum Hinweise, dass Russland über irgendwelche nennenswerten Reserven an einsatzbereiten Bodentruppen verfüge, hieß es in der Mitteilung weiter.

+++ Kiew hofft weiter auf Einladung zu Nato-Mitgliedschaft +++

Mit Blick auf den Nato-Gipfel in zwei Wochen in Vilnius unternehme die Ukraine «alles, was wir können, um sicherzustellen, dass der Gipfel echte Inhalte hat», fuhr Selenskyj fort. Beschlüsse zugunsten der Ukraine bei dem Treffen seien die einzig möglichen positiven Entscheidungen für die Sicherheit in Europa und für das Bündnis insgesamt. Trotz anderslautender Prognosen hofft Kiew weiterhin auf eine Einladung zur Mitgliedschaft in dem Verteidigungsbündnis.

+++ Luftangriffe auf Hafenstadt Odessa - Alarm in Kiew +++

Die südukrainische Hafenstadt Odessa wurde in der Nacht zum Montag mit Raketen und sogenannten Kamikaze-Drohnen angegriffen. In der Stadt seien mehrere Explosionen zu hören gewesen, berichtete die ukrainische Nachrichtenagentur Ukrinform. Weitere Angaben wurden nicht gemacht. Auch in der Hauptstadt Kiew und anderen Regionen des Landes wurde Luftalarm ausgelöst. Kurz zuvor hatte die ukrainische Luftwaffe vor möglichen russischen Angriffen mit - von Schiffen im Schwarzen Meer abgeschossenen - Marschflugkörpern gewarnt.