Ukraine-Krieg: Die Entwicklungen am Montag

Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine herrscht in dem Land Krieg. Die aktuellen Entwicklungen im Überblick.

Dieser Ticker wird fortlaufend aktualisiert.

  • Kiew: Helfer in Überschwemmungsgebiet in Cherson getötet

  • Scholz: China soll für Ende des Ukraine-Krieges auf Moskau einwirken

  • Kiew spricht von planmäßiger Gegenoffensive - und «schwerer Lage»

  • Flucht aus der Ukraine sorgt für Bevölkerungsanstieg in Deutschland

  • London: Wagner-Chef tritt immer konfrontativer gegen Moskau auf

  • Ukraine wehrt erneut russische Luftangriffe ab

Die aktuelle Newslage im Livestream:

+++ Kiew: Helfer in Überschwemmungsgebiet in Cherson getötet +++

Im Überschwemmungsgebiet bei der südukrainischen Großstadt Cherson sind ukrainischen Angaben zufolge durch russischen Beschuss ein Helfer getötet und acht weitere verletzt worden. Die Männer hätten zum Zeitpunkt des Angriffs die Umgebung, in der das Wasser bereits zurückgegangen sei, von Schlamm gereinigt, teilte der Chef des ukrainischen Präsidentenbüros, Andrij Jermak, am Dienstag bei Telegram mit. Die Gebietsverwaltung von Cherson meldete zudem einen toten Zivilisten nach dem Beschuss eines Wohnviertels.

Vor zwei Wochen war der große Kachowka-Staudamm auf der von russischen Truppen besetzten Seite des Gebiets Cherson zerstört worden, was verheerende Hochwasser mit vielen Toten auslöste. Kiew wirft Moskau vor, das Bauwerk absichtlich gesprengt zu haben. Auch viele internationale Experten halten das für wahrscheinlich. Russland, das seit 16 Monaten einen Angriffskrieg gegen die Ukraine führt, dementiert das.

+++ Scholz: China soll für Ende des Ukraine-Krieges auf Moskau einwirken +++

China soll nach dem Willen von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) seinen Einfluss auf Russland stärker geltend machen, um den russischen Krieg in der Ukraine zu beenden. China trage als ständiges Mitglied des UN-Sicherheitsrats «eine ganz besondere Aufgabe», sagte Scholz am Dienstag nach den deutsch-chinesischen Regierungskonsultationen bei einem gemeinsamen Auftritt mit Chinas Ministerpräsident Li Qiang im Kanzleramt in Berlin.

Olaf Scholz und Li Qiang (Bild: Reuters)
Olaf Scholz und Li Qiang (Bild: Reuters)

Scholz betonte, es sei wichtig, dass China weiter keine Waffen «an den Aggressor Russland» liefere. Er erinnerte an seinen China-Besuch im November, bei dem gemeinsam mit Präsident Xi Jinping klargestellt worden sei, dass es keine Drohung mit und «schon gar keinen Einsatz» von Atomwaffen geben dürfe. «Das gilt unverändert fort und ich bin dankbar für diesen gemeinsamen klaren Standpunkt.»

Scholz betonte das Recht auf territoriale Integrität und Souveränität der Ukraine.

Der chinesische Regierungschef ging bei dem Auftritt vor der Presse nicht auf den Appell des Kanzlers ein, auf Chinas «strategischen Partner» Russland einzuwirken. Auf Wunsch der chinesischen Seite waren keine Fragen von Journalisten zugelassen. China hat die Invasion bis heute nicht verurteilt und gibt dem russischen Präsidenten Wladimir Putin vielmehr Rückendeckung und kritisiert die USA und Nato.

+++ Tote und Verletzte bei Explosion in russischer Schießpulver-Fabrik +++

Bei einer Explosion in einer Schießpulver-Fabrik sind in Russland mehrere Menschen getötet und etliche verletzt worden. «Es gab zwölf Opfer, vier von ihnen starben», teilte das Unternehmen in der Stadt Kotowsk rund 430 Kilometer südöstlich von Moskau am Dienstagnachmittag laut Agentur Interfax mit. Bei den Opfern handele es sich um Arbeiter, zwei von ihnen schwebten in Lebensgefahr. Den Firmenangaben zufolge ereignete sich das Unglück infolge von Montagearbeiten an einem Heißwasserbehälter.

In Russland, das seit rund 16 Monaten einen Angriffskrieg gegen das Nachbarland Ukraine führt, häufen sich seit einiger Zeit Brände und Explosionen in Militär- und Infrastruktur-Einrichtungen. Immer wieder stehen dahinter auch Anschläge, zu denen sich teils russische Partisanen bekennen.

+++ Kiew spricht von planmäßiger Gegenoffensive - und «schwerer Lage» +++

Das ukrainische Militär sprach von einem planmäßigen Verlauf der eigenen Gegenoffensive - räumte zugleich aber eine «schwere Lage» an der Front ein. Im Süden des Landes sei man auf «erbitterten Widerstand» der russischen Besatzer gestoßen, schrieb der ukrainische Oberbefehlshaber Walerij Saluschnyj bei Telegram. Der Vormarsch der Ukrainer werde durch Befestigungen, dichte Minenfelder und eine «große Zahl an Reserven» behindert. «Die Operation wird nach Plan fortgesetzt», versicherte Saluschnyj aber.

Symbolbild: Efrem Lukatsky/AP/dpa
Symbolbild: Efrem Lukatsky/AP/dpa

Die ukrainische Vize-Verteidigungsministerin Hanna Maljar berichtete ebenfalls von einer «schweren Lage» und heftigen Kämpfen auch in der Ostukraine. Das russische Militär versuche bei Kupjansk im Gebiet Charkiw und bei Lyman im angrenzenden Luhansker Gebiet, die Initiative zurückzugewinnen, teilte sie mit.

Russland hat das Nachbarland Ukraine am 24. Februar 2022 überfallen und führt seitdem einen Angriffskrieg. Vor knapp zwei Wochen hat die ukrainische Armee eine lang erwartete Gegenoffensive begonnen und konnte seitdem eigenen Angaben zufolge acht Dörfer und gut 113 Quadratkilometer Fläche befreien. Während auch internationale Beobachter immer wieder kleinere ukrainische Erfolge konstatieren, behauptet Moskau stets, alle Angriffe erfolgreich abzuwehren.

+++ Selenskyj: «Wir haben keine Positionen verloren» +++

Die ukrainische Armee hat bei ihrer laufenden Gegenoffensive Angaben von Präsident Wolodymyr Selenskyj zufolge bislang keine Geländeverluste hinnehmen müssen.

Wolodymyr Selenskyj (Bild: Michael Kappeler/dpa)
Wolodymyr Selenskyj (Bild: Michael Kappeler/dpa)

«In einigen Gebieten bewegen sich unsere Kämpfer vorwärts, in einigen Gebieten verteidigen sie ihre Positionen und halten den Angriffen und intensiven Attacken der Besatzer stand», sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache am Montag. «Wir haben keine Positionen verloren, nur befreit.» Beobachter rechnen damit, dass sich die Gegenoffensive in verschiedenen Phasen über Wochen und sogar Monate hinziehen könnte.

+++ UN wollen beim Wiederaufbau der Ukraine kleine Firmen fördern +++

Die Unterstützung kleinerer und mittlerer Unternehmen gehört nach Angaben der Vereinten Nationen (UN) zu den nächsten Zielen beim Wiederaufbau der Ukraine. Hier sei mit finanzieller Starthilfe viel für eine wirtschaftliche Erholung zu erreichen, sagte der Chef der UN-Entwicklungsagentur UNDP, Achim Steiner, am Dienstag in Genf. Außerdem müssten die Schulen repariert werden, damit Zehntausende von Schülern bald wieder in den Unterricht könnten, forderte Steiner am Tag vor einer in London stattfindenden zweiten Wiederaufbaukonferenz für die Ukraine.

Die Summe für den Wiederaufbau des vom russischen Angriffskrieg teilweise zerstörten Landes könne nicht genau beziffert werden. «Die Größenordnung ist jedenfalls atemberaubend und wird weiter wachsen», sagte Steiner. Nach Schätzungen aus Kiew liegt der Bedarf bei rund 750 Milliarden US-Dollar (686 Milliarden Euro). Landesweit seien durch den Krieg 1,5 Millionen Gebäude und Wohnungen sowie Tausende Schulen und Kliniken beschädigt worden, erklärte UNDP.

+++ London: Wagner-Chef tritt immer konfrontativer gegen Moskau auf +++

Der Streit zwischen der russischen Söldnergruppe Wagner und dem russischen Verteidigungsministerium im Krieg gegen die Ukraine verschärft sich nach Einschätzung britischer Geheimdienste weiter. Das britische Verteidigungsministerium zitierte am Dienstag den Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin mit den Worten, er fordere eine Antwort auf einen «Vertrag», den er dem russischen Verteidigungsministerium vorgelegt habe. Damit reagiere Prigoschin auf das Ultimatum des Ressorts, Wagner und andere «Freiwilligenformationen» sollten sich bis zum 1. Juli vertraglich dem Verteidigungsministerium unterstellen.

Der Inhalt von Prigoschins «Vertrag» sei zwar nicht bekannt, hieß es in London weiter. Doch die Übermittlung an sich erhöhe schon das Risiko in dem internen Konflikt und sei «höchstwahrscheinlich ein weiterer bewusster Versuch, die Autorität der offiziellen Militärbehörden zu untergraben». Prigoschins Tonfall gegenüber dem Verteidigungsministerium sei eindeutig konfrontativ geworden, hieß es vom britischen Ministerium.

+++ Flucht aus der Ukraine sorgt für Bevölkerungsanstieg in Deutschland +++

Die Bevölkerung in Deutschland ist im vergangenen Jahr um 1,3 Prozent beziehungsweise mehr als 1,1 Millionen Menschen gewachsen. Diese Entwicklung sei auf einen deutlichen Anstieg der Nettozuwanderung auf 1,455 Millionen Menschen zurückzuführen, berichtete das Statistische Bundesamt am Dienstag. Vor allem Fluchtbewegungen aus der Ukraine hätten dazu beigetragen. Ende 2022 lebten den Angaben zufolge gut 84,4 Millionen Menschen in Deutschland. Im Jahr zuvor war nur ein leichter Bevölkerungsanstieg um 0,1 Prozent oder 82 000 Menschen verzeichnet worden.

Wie bereits in den Vorjahren sind auch im Jahr 2022 mehr Menschen gestorben, als geboren worden sind: Der Überschuss der Sterbefälle über die Zahl der Geburten stieg auf 327 000, im Jahr zuvor hatte er 228 000 betragen.

Ende 2022 lebten 72,0 Millionen Deutsche und 12,3 Millionen Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit in Deutschland. Darunter besaßen die meisten die türkische (1,34 Millionen), ukrainische (1,05 Millionen) oder syrische (883 000) Staatsbürgerschaft. Die größten absoluten Zunahmen zeigten sich bei Ukrainerinnen und Ukrainern - ihre Zahl stieg um 915 000 Menschen. Damit habe sich die Zahl der in Deutschland lebenden Ukrainerinnen und Ukrainer zwischen Jahresanfang und -ende mehr als versechsfacht, hieß es. Der Ausländeranteil an der Gesamtbevölkerung stieg gegenüber dem Vorjahr von 13,1 Prozent auf 14,6 Prozent.

+++ Selenskyj ernennt Melnyk zum Botschafter in Brasilien +++

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat den aus seiner Deutschlandzeit bekannten Vizeaußenminister Andrij Melnyk zum Botschafter in Brasilien ernannt. Das entsprechende Dekret wurde am Dienstag vom Präsidentenbüro veröffentlicht. Die Personalie war Mitte Mai bereits bekannt geworden.

Melynk war von 2015 bis 2022 ukrainischer Botschafter in Deutschland. In der deutschen Öffentlichkeit wurde er durch seine verbalen Ausfälle unter anderem gegenüber Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bekannt, den er etwa als «beleidigte Leberwurst» bezeichnete. Nach seiner Abberufung nach Kiew wurde der Diplomat im vergangenen November zum Vizeaußenminister der Ukraine ernannt. Dabei war er bereits für die Beziehungen zu Nord- und Südamerika zuständig. Gründe für die Zurückstufung zum Botschafter wurden nicht bekannt.

+++ Kiew meldet Abwehr massiver nächtlicher Drohnen- und Raketenangriffe +++

Russland hat die Ukraine nach Angaben aus Kiew in der Nacht erneut massiv mit Drohnen und Raketen angegriffen. Dabei habe die Flugabwehr 28 der 30 gestarteten Drohnen vernichtet, teilte der ukrainische Generalstab in seinem Lagebericht am Dienstagmorgen mit. Vor allem Kiew war Ziel der Angriffe. Die dortige Militärverwaltung vermeldete den Abschuss von etwa 20 Drohnen. Informationen über Schäden oder Verletzte gebe es nicht.

Die ostukrainische Großstadt Saporischschja hingegen wurde mit sieben S-300-Raketen attackiert, wie der Generalstab erklärte. Die Folgen des Beschusses würden noch geprüft. Saporischschja liegt weniger als 50 Kilometer von der Front entfernt.

Erstmals seit längerer Zeit war auch die westukrainische Großstadt Lwiw wieder Ziel von Luftangriffen. In der Nacht habe es mehrere Explosionen gegeben, teilte Bürgermeister Andrij Sadowyj auf seinem Telegram-Kanal mit. Der Chef der Militärverwaltung, Maxym Kosytzkyj, gab gegen fünf Uhr morgens Entwarnung. Getroffen worden sei ein Objekt der kritischen Infrastruktur. Menschen seien aber nicht verletzt worden, teilte er mit.

+++ Ukraine wehrt erneut russische Luftangriffe ab +++

Russland hat die Ukraine nach Angaben aus Kiew erneut massiv mit Drohnen und Raketen angegriffen. Die Flugabwehr habe in der Nacht 28 der 30 gestarteten Drohnen vernichtet, teilte der ukrainische Generalstab am Dienstagmorgen mit. Die ukrainische Luftwaffe berichtete später sogar von 35 Drohnen, von denen 32 abgefangen worden seien. Vor allem Kiew war Ziel der Angriffe. Die dortige Militärverwaltung vermeldete den Abschuss von etwa 20 Drohnen. Informationen über Schäden oder Verletzte gebe es nicht.

Die ostukrainische Großstadt Saporischschja hingegen wurde mit sieben S-300-Raketen attackiert, wie der Generalstab erklärte. Die Folgen des Beschusses würden noch geprüft. Saporischschja liegt weniger als 50 Kilometer von der Front entfernt. Erstmals seit längerer Zeit war auch die westukrainische Stadt Lwiw wieder Ziel von Luftangriffen. In der Nacht habe es mehrere Explosionen gegeben, teilte Bürgermeister Andrij Sadowyj auf seinem Telegram-Kanal mit. Der Chef der Militärverwaltung, Maxym Kosytzkyj, gab gegen fünf Uhr morgens Entwarnung. Getroffen worden sei ein Objekt der kritischen Infrastruktur. Menschen seien aber nicht verletzt worden.

+++ Stoltenberg: Formelle Nato-Einladung an Ukraine kein Thema mehr +++

Nato-Generalsekretär Stoltenberg geht nicht davon aus, dass die Nato den ukrainischen Wunsch nach einer formellen Einladung in das Bündnis schon beim bevorstehenden Gipfel im Juli erfüllen wird. «Beim Vilnius-Gipfel und in den Vorbereitungen auf den Gipfel diskutieren wir nicht, eine formelle Einladung auszusprechen», sagte Stoltenberg nach einem Treffen mit Bundeskanzler Olaf Scholz in Berlin. «Was wir diskutieren, ist, wie wir die Ukraine näher an die Nato heranführen können.»

Jens Stoltenberg (Bild: Reuters)
Jens Stoltenberg (Bild: Reuters)

Selenskyj hatte in den vergangenen Wochen immer wieder betont, dass er beim Gipfel im litauischen Vilnius eine formelle Einladung erwarte.