Ukraine-Krieg: Die Entwicklungen am Sonntag

Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine herrscht in dem Land Krieg. Hier gibt's die aktuellen Entwicklungen.

In der Ukraine herrscht Krieg. (Symbolbild: Getty Images)
In der Ukraine herrscht Krieg. (Symbolbild: Getty Images)
  • Ukraine setzt hohes Kopfgeld auf Ex-Separatistenführer Girkin aus

  • Erste Russen für gemeinsame Truppe in Belarus - Minsk: Insgesamt 9000

  • Russland berichtet von neuen Raketenangriffen auf ukrainische Ziele

  • Ehemaliger US-General Hodges: Befreiung der Krim bis Sommer möglich

  • Großbritannien: Russland verbraucht mehr Munition als es produziert

  • Von Russland gelenkte Separatisten berichten über Beschuss von Donezk

  • Baerbock: Luftverteidigung der Ukraine ist relevanter als Panzerfrage

  • Ukraine berichtet von russischen Angriffen - Bachmut ein Brennpunkt

  • Ukraine hat Schwierigkeiten bei der Gegenoffensive im Osten

  • Nach elf Toten auf russischem Militärgelände spricht Russland von Terroranschlag

  • Elon Musk liefert weiter Satelliten-Internet Starlink

Die aktuelle Newslage im Livestream:

+++ Ukraine setzt hohes Kopfgeld auf Ex-Separatistenführer Girkin aus +++

Der ukrainische Militärgeheimdienst HUR hat 100.000 Dollar (rund 103.000 Euro) Kopfgeld für die Ergreifung des einstigen russischen Geheimdienstoffiziers Igor Girkin ausgesetzt, der 2014 den Separatistenaufstand im Donbass angeführt hatte. «Die Hauptverwaltung für Aufklärung des ukrainischen Verteidigungsministeriums garantiert die Auszahlung von 100.000 Dollar für die Übergabe von Igor Girkin (Strelkow) in ukrainische Gefangenschaft», teilte der Militärnachrichtendienst am Sonntag auf seiner Webseite mit. Girkin, bekannt unter seinem Decknamen «Strelkow», wird unter anderem für den Abschuss eines Passagierflugzeugs über dem Donbass verantwortlich gemacht.

Girkin hatte zuletzt monatelang die seiner Meinung nach ungenügende Härte gegen Ukrainer, die Unfähigkeit der russischen Militärführung und die teils absurden Erfolgsmeldungen des Generalstabs kritisiert. Er forderte eine Generalmobilmachung in Russland für einen großen Krieg gegen den Nachbarn. Laut russischen Militärbloggern ist Girkin nach der Ausrufung der Teilmobilmachung durch Kremlchef Wladimir Putin inzwischen selbst wieder in ein Freiwilligenbataillon eingetreten, um in der Ukraine zu kämpfen.

Auf den einstigen russischen Geheimdienstoffiziers Igor Girkin wurde ein Kopfgeld ausgesetzt. (Bild: Reuters)
Auf den einstigen russischen Geheimdienstoffiziers Igor Girkin wurde ein Kopfgeld ausgesetzt. (Bild: Reuters)

+++ Erste Russen für gemeinsame Truppe in Belarus - Minsk: Insgesamt 9000 +++

Russland hat erste Soldaten für eine gemeinsame Truppe mit Belarus in das Nachbarland geschickt. «Die ersten Truppenzüge mit russischen Soldaten (...) kamen in Belarus an», zitierte die russische Agentur Tass am Sonntag einen Sprecher des Verteidigungsministeriums in Minsk. «Die Verlegung wird mehrere Tage dauern. Die Gesamtzahl wird etwas weniger als 9000 Menschen betragen», hieß es.

Der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko hatte am vergangenen Montag die Aufstellung einer gemeinsamen regionalen Truppe mit Russland bekanntgegeben. Sie solle angesichts der steigenden Spannungen die belarussische Grenze schützen.

Russland hat Belarus als Aufmarschgebiet für den Krieg gegen die Ukraine genutzt und startet von dort auch Luftangriffe auf ukrainische Ziele. Ein eigenes Eingreifen von Belarus in den Krieg wird von Militärbeobachtern bislang für wenig wahrscheinlich gehalten. Dieser unpopuläre Schritt könnte auch Lukaschenkos Machtposition im Land erschüttern. Andererseits bindet ein russisch-belarussischer Aufmarsch an der Grenze ukrainische Kräfte, die dann im Osten und Süden des angegriffenen Landes fehlen.

+++ Russland berichtet von neuen Raketenangriffen auf ukrainische Ziele +++

Russland hat nach eigenen Angaben den Vorstoß ukrainischer Truppen in einigen Regionen abgewehrt und seinerseits mehrere Munitionslager der ukrainischen Armee zerstört. Unter anderem seien im Raum Charkiw drei US-Haubitzen vom Typ M777 getroffen worden, teilte der Sprecher des Verteidigungsministeriums in Moskau, Igor Konaschenkow, am Sonntag russischen Agenturen zufolge mit.

Russland habe seine Angriffe gegen militärische Ziele und die Energieversorgung mit «Präzisionswaffen» fortgesetzt. Konaschenkow sprach von deutlichen Verlusten für die Ukraine. Berichte aus den Kampfgebieten können nicht unabhängig geprüft werden.

+++ Ehemaliger US-General Hodges: Befreiung der Krim bis Sommer möglich +++

Der ehemalige US-General Ben Hodges hält eine Befreiung der von Russland besetzten Halbinsel Krim bis zum Sommer kommenden Jahres für möglich. «Wenn ich mir die Situation anschaue, dann sehe ich, dass die Lage der Russen mit jeder Woche schlechter wird. Man sagt, Krieg sei ein Test des Willens und der Logistik – und in beiden Punkten ist die Ukraine weit überlegen», sagte der ehemalige Oberbefehlshaber der US-Army in Europa der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» (Sonntag).

Auf die Frage: «Wie kann dieser Krieg enden» antwortete der frühere Drei-Sterne-General: «Die Russen müssen verlieren – sonst versuchen sie es in zwei oder drei Jahren wieder.» Hodges listete auf, was er unter «verlieren» versteht: «Erstens die Befreiung aller besetzten Gebiete und Wiederherstellung der ukrainischen Souveränität, inklusive Donezk, Luhansk und natürlich auch der Krim. Zweitens die Rückkehr der gut eine Million Ukrainer, die seit dem Beginn des Krieges verschleppt und deportiert worden sind. Und dann eigentlich noch die Verfolgung von Kriegsverbrechen und die Zahlung von Reparationen, aber das wäre sicher erst der dritte Schritt.»

Aus Sicht von Hodges hat die russische Führung unter Präsident Wladimir Putin nur noch die «eine Hoffnung», dass der Westen in seiner Unterstützung für die Ukraine nachlässt. «Also tun sie alles, um den Krieg zu verlängern und im Westen Angst und Unsicherheit zu verbreiten. Dazu sind ihnen alle Mittel recht: die jungen Männer, die jetzt als Kanonenfutter einberufen werden, ebenso wie Anschläge auf die Infrastruktur im Westen», so der Ex-General. «Ich glaube, dass wir deshalb in den nächsten Wochen und Monaten noch mehr solcher Sabotageakte und Anschläge oder zumindest Versuche erleben werden.»

Der ehemalige US-General Ben Hodges. (Bild: Reuters)
Der ehemalige US-General Ben Hodges. (Bild: Reuters)

+++ ISW: Russland setzt massive Deportation von Ukrainern fort +++

Russland setzt seine massiven Deportationen von Ukrainern in den von Moskau besetzten Gebieten nach Einschätzung unabhängiger Experten fort. Die russischen Behörden hätten offen zugegeben, Kinder aus den besetzten Gebieten der Ukraine zur Adoption an russische Familien auf eine Weise zu vermitteln, die einen Verstoß gegen die Konvention zur Verhütung und Bestrafung des Völkermordes darstellen könnte, schrieb die Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW) mit Sitz in Washington am Samstagabend (Ortszeit).

Zudem habe der russische Vizeregierungschef Marat Chusnullin am 14. Oktober erklärt, dass «mehrere Tausend» Kinder aus der Oblast Cherson im Südosten der Ukraine «bereits in anderen Regionen Russlands in Erholungsheimen und Kinderlagern untergebracht sind».

Möglicherweise betrieben die russischen Behörden darüber hinaus eine umfassendere Art der ethnischen Säuberung, indem sie ukrainisches Gebiet durch Deportationen entvölkern und ukrainische Städte mit ins Land gebrachten russischen Bürgern neu besiedelten, schrieb das ISW weiter. Ethnische Säuberungen sind den Experten der Denkfabrik zufolge an sich nicht als Verbrechen im Sinne des Völkerrechts definiert.

Sie seien aber von der Expertenkommission der UN für Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht im ehemaligen Jugoslawien unter anderem definiert worden als «ethnische Homogenisierung eines Gebiets durch Anwendung von Gewalt oder Einschüchterung, um Angehörige bestimmter Gruppen aus dem Gebiet zu vertreiben».

+++ Großbritannien: Russland verbraucht mehr Munition als es produziert +++

Russland kommt nach britischen Angaben wegen seines Vorgehens beim Angriffskrieg gegen die Ukraine bei der Produktion von Munition nicht mehr hinterher. «Die russische Verteidigungsindustrie ist vermutlich nicht in der Lage, fortschrittliche Munition in dem Maße zu produzieren, in dem sie verbraucht wird», teilte das britische Verteidigungsministerium am Sonntag in seinem Geheimdienst-Update zum Ukraine-Krieg mit.

Die mehr als 80 Raketenangriffe auf mehrere ukrainische Städte zu Wochenbeginn bedeuteten eine weitere Verschlechterung der russischen Bestände an Langstreckenraketen, erklärten die Briten. Dies schränke voraussichtlich die russischen Möglichkeiten ein, in Zukunft erneut diese Anzahl an Zielen zu treffen.

Rund siebeneinhalb Monate nach Kriegsbeginn hatte Russland am Montag mehr als 80 Raketen auf die Ukraine abgefeuert - darunter auch auf die Hauptstadt Kiew. Rund 20 Menschen wurden getötet und mehr als 100 verletzt. Der russische Präsident Wladimir Putin kündigte am Freitag an, Angriffe auf verfehlte Ziele würden «nachgeholt». Er betonte zugleich, dass aktuell keine weiteren großflächigen Angriffe geplant seien.

+++ Von Russland gelenkte Separatisten berichten über Beschuss von Donezk +++

Die von Russland gelenkten Separatisten in der Ostukraine haben über einen Beschuss der Stadt Donezk durch die ukrainische Armee berichtet. Dabei sei ein Verwaltungsgebäude stark beschädigt worden, teilte Bürgermeister Alexej Kulemsin der staatlichen Nachrichtenagentur Tass zufolge mit. Unter anderem seien Scheiben zerborsten und Autos in Brand geraten, hieß es.

Kulemsin sprach von minidestens zwei Verletzten. «Wie durch ein Wunder ist niemand gestorben», wurde er zitiert. Unabhängig bestätigen ließen sich die Angaben nicht. Die Industriestadt Donezk steht seit 2014 unter der Kontrolle von prorussischen Separatisten.

Die von Moskau unterstützen Kräfte machten die ukrainische Armee am Sonntag für 40 Attacken auf Ziele in der von Russland anerkannten «Volksrepublik Donezk» innerhalb von 24 Stunden verantwortlich. Dabei sei ein Zivilist getötet worden, vier weitere wurden verletzt.

Im russischen Gebiet Belgorod nördlich der Ukraine machte Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow die Ukraine ebenfalls für Beschuss verantwortlich. Dabei seien drei Mitglieder einer Familie verwundet worden, teilte Gladkow per Telegram mit.

+++ Baerbock: Luftverteidigung der Ukraine ist relevanter als Panzerfrage +++

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock hält die Unterstützung der ukrainischen Luftabwehr derzeit für wichtiger als die Lieferung deutscher Kampfpanzer. «Wir haben gerade Anfang der Woche gesehen, wie wichtig die Luftverteidigung ist. Es konnten zum Glück die Hälfte der Raketenangriffe auf Kiew abgefangen werden, auch dank unserer Waffenlieferungen vor Ort», sagte die Grünen-Politikerin dem Fernsehsender Phoenix. Daher werde es «gerade im Luftverteidigungsbereich weitere Unterstützung geben».

Die Ausstattung der Ukraine mit Panzern sieht Baerbock hingegen als zweitrangig an. Derzeit «haben wir mit dem Ringtausch gerade durch andere Länder die Panzer, die die Ukraine dringend brauchte», sagte sie. «Zusätzlich konnten aufgrund dessen, dass die ukrainischen Truppen im Osten weiter vorgezogen sind, sehr viele russische Panzer übernommen werden, die jetzt genutzt werden. Deswegen drängt die Panzerfrage derzeit nicht so, sondern vor allen Dingen die Luftverteidigungsfrage.»

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock. (Bild: Reuters)
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock. (Bild: Reuters)

+++ Ukraine berichtet von russischen Angriffen - Bachmut ein Brennpunkt +++

Die Ukraine hat die russische Armee für weitere Angriffe auf zivile Ziele verantwortlich gemacht. Allein in Nikopol im Süden des Landes seien mehr als 30 Geschosse eingeschlagen, teilte der stellvertretende Chef des Präsidialbüros, Kyrylo Tymoschenko, am Sonntag per Telegram mit. Sechs Menschen wurden verletzt, mehr als 20 Häuser sowie mehrere Stromleitungen wurden beschädigt, hieß es.

Berichte aus den Kampfgebieten können nicht unabhängig geprüft werden. Nikopol liegt dem zuletzt mehrfach beschossenen Atomkraftwerk Saporischja gegenüber - am anderen Ufer des hier zum Stausee geformten Fluss Dnipro.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte zuletzt von einer «sehr schwierigen Situation» in den Gebieten Donezk und Luhansk gesprochen. Am schwierigsten sei sie wie in Tagen zuvor bei der Stadt Bachmut. Der Militärgouverneur des Gebiets Donezk, Pawlo Kyrylenko, berichtete am Sonntag von einem Toten und drei Verletzten in der Stadt Bachmut.

Das ukrainische Verteidigungsministerium veröffentlichte per Twitter ein Video, das die Lage bei Bachmut zeigen soll. Der Clip mit einer zerfurchten Landschaft sei kein Filmmaterial über die Schlacht von Verdun, sondern zeige Schützengräben der ukrainischen Infanterie, die seit Monaten unter schwerem russischen Beschuss liege, hieß es.

Nach Angaben von Militärgouverneur Kyrylenko wurden nach dem Abzug russischer Truppen aus der Stadt Lyman im Osten der Ukraine sechs weitere tote Zivilisten gefunden. Die örtlichen Behörden hatten dort nach eigenen Angaben bereits zahlreiche Gräber entdeckt.

Dem Generalstab in Kiew zufolge zerstörte die ukrainische Armee mehrere Munitionslager der russischen Armee im Raum Saporischja. Auch dies konnte nicht unabhängig geprüft werden. Das ukrainische Militär berichtete auch an andauernden Kämpfen im Gebiet Cherson.

+++ Ukraines Atombehörden-Chef: Lage in Saporischschja weiter schlecht +++

In dem von russischen Truppen besetzten Kernkraftwerk Saporischschja verschlechtert sich die Situation nach Worten des ukrainischen Atombehörden-Chefs mit jeder Woche. Die Besatzer hätten unter anderem das Verwaltungsgebäude, ein Schulungszentrum und einen Block des AKW beschädigt, sagte Petro Kotin dem ZDF. Sie lagerten Ausrüstung und Lastwagen, was große Brandgefahr schaffe. «Niemand weiß, was sich in diesen Lastwagen befindet.»

Gleichzeitig stünden die Mitarbeiter unter hohem Druck. «Im Moment versuchen sie, das Personal zu drängen, Arbeitsverträge mit Russland zu unterzeichnen», so Kotin. «Das Personal hat die Wahl, entweder diesen Vertrag zu unterschreiben oder geschlagen oder gefoltert zu werden.» Etwa 100 Menschen seien gefangen genommen worden, von anderen wisse man nicht, was mit ihnen passiert sei. Den Menschen sei es verboten, das Gebiet zu verlassen.

Auf dem Gelände in und um das Kraftwerk sind immer wieder Artilleriegeschosse eingeschlagen, wobei beide Seiten sich gegenseitig für den Beschuss verantwortlich machen. IAEA-Chef Rafael Grossi versucht in Pendeldiplomatie zwischen Russland und der Ukraine, dass um das AKW eine Sicherheitszone ohne Kämpfe eingerichtet wird.

Nach Kotins Worten liegt ein möglicher Reaktor-Unfall weiterhin nahe. «Wir waren schon dreimal in unmittelbarer Nähe zu diesem Reaktorunfall», sagte Kotin. Das liege daran, dass das AKW von der Stromversorgung abhängig sei. Wenn die Kühlung gestoppt werde, komme es zu einer Art Schmelze. Er verglich die Gefahr mit dem Fall Fukushima, als der Tsunami die Stromversorgung gekappt habe. «Die Kernschmelze begann innerhalb von drei Stunden.»

Alle sechs Blöcke sind derzeit abgestellt. In den vergangenen Tagen hatten die werkeigenen Generatoren zweimal einspringen müssen, weil sowohl die letzte verbliebene Hauptleitung von außen wie die Reserveleitung ausfielen. Am Freitag hieß es von der Internationalen Atom-Energiebehörde (IAEA), das AKW sei wieder an eine Reservestromleitung angeschlossen worden.

Das von russischen Truppen besetzten Kernkraftwerk Saporischschja. (Bild: Reuters)
Das von russischen Truppen besetzten Kernkraftwerk Saporischschja. (Bild: Reuters)

+++ Schwierigkeiten für die Ukraine im Osten +++

Die ukrainische Armee hat bei ihrer Gegenoffensive im Osten des Landes nach eigenen Angaben mit Schwierigkeiten zu kämpfen - Präsident Wolodymyr Selenskyj ist dennoch siegessicher. Das Staatsoberhaupt sprach in der Nacht zum Sonntag von einer «sehr schwierigen Situation» in den Gebieten Donezk und Luhansk. Am schwierigsten sei sie wie in Tagen zuvor bei der Stadt Bachmut.

+++ Elf Tote auf Militärgelände in Russland +++

In Russland gab es am Samstagabend bei einem Zwischenfall auf einem Militärgelände nahe der ukrainischen Grenze mindestens elf Tote.

Zwei Schützen sollen nach Darstellung des russischen Verteidigungsministeriums das Feuer bei einem Schießtraining auf einem Truppenübungsplatz bei Belgorod eröffnet haben. Sie seien dabei getötet worden. Mindestens 15 Menschen wurden verletzt, wie die Staatsagentur Tass mitteilte. Moskau sprach von einem Terroranschlag.

+++ Elon Musk finanziert weiter Satelliten-Internet +++

Noch am Freitag hatte der Tech-Milliardär Elon Musk damit gedroht, die Finanzierung des Satelliten-Internets seiner Raumfahrt-Firma SpaceX für die Ukraine nicht fortzusetzen. Nun die Kehrtwende. «Was soll's ... auch wenn Starlink immer noch Geld verliert und andere Unternehmen Milliarden von Steuergeldern erhalten, werden wir die Ukraine weiterhin kostenlos finanzieren», schrieb er bei Twitter.

Für die ukrainischen Truppen ist die Nutzung des Satelliten-Internetdienstes Starlink im Kampf gegen Russland unverzichtbar. Wo es wegen zerstörter Infrastruktur keinen Zugang zu Mobilfunk und Internet mehr gibt, dient der Dienst sowohl Zivilisten als auch dem ukrainischen Militär als Kommunikationsmittel.

+++ Selenskyj lobt USA für neue Militärhilfe +++

Selenskyj nannte die neue Militärhilfe der USA mit einem Volumen von bis zu 725 Millionen Dollar (745,6 Millionen Euro) «sehr notwendig». Sein Land sei am Samstag Ziel neuer russischer Angriffe geworden. «Einige der Raketen und Drohnen wurden abgeschossen. Aber leider nicht alle», sagte das Staatsoberhaupt in seiner Videoansprache. «Wir tun alles, um mehr feindliche Raketen und Drohnen abzuschießen. (...) Es wird sicher der Tag kommen, an dem unser Staat diese Aufgabe zu 100 Prozent erfüllen kann.»

Der ukrainisch Präsident Wolodymyr Selenskyj. (Bild: Getty Images)
Der ukrainisch Präsident Wolodymyr Selenskyj. (Bild: Getty Images)

Zugleich sprach das Staatsoberhaupt nach russischen Angriffen auf Anlagen der Energieversorgung von Fortschritten bei der Reparatur. In der östlichen Stadt Isjum im Gebiet Charkiw sei damit begonnen worden, die Gasversorgung wiederherzustellen. «Die ersten 500 Familien der Stadt haben bereits wieder Gas in ihren Häusern.» In anderen Regionen seien erst am Freitag mehr als 3000 Häuser wieder an die Gasversorgung angeschlossen worden.

+++ Frankreich bildet ukrainische Soldaten aus +++

Unterdessen kündigte Frankreich an, fast 2000 ukrainische Soldaten auszubilden. Es habe bereits Artillerie-Schulungen für die Haubitze Caesar gegeben, aber jetzt werde man etwas weiter gehen, sagte der Minister der Streitkräfte, Sébastien Lecornu, der Zeitung «Le Parisien».

+++ Bulgarien beschuldigt russische Hacker +++

Bulgarien machte russische Hacker für eine groß angelegte Attacke auf die Webseiten des Präsidenten, der Regierung, wichtiger Ministerien und des Verfassungsgerichts verantwortlich. «Die Hackerattacke kam aus dem Staatsgebiet der Russischen Föderation», sagte der Chef der bulgarischen Ermittlungsbehörde, Borislaw Sarafow, über den Cyberangriff. Dabei wurde amtlichen Angaben zufolge der Zugang zu den betroffenen Webseiten blockiert oder verlangsamt.

Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, ist wieder in seine Heimat zurückgekehrt. (Bild: Reuters)
Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, ist wieder in seine Heimat zurückgekehrt. (Bild: Reuters)

+++ Melnyik verabschiedet sich von Deutschland +++

Nach fast acht Jahren als ukrainischer Botschafter in Deutschland ist Andrij Melnyk in die Ukraine zurückgekehrt. Am Samstagmorgen brach er in Berlin mit dem Auto auf und überquerte am Abend die Grenze zur Ukraine. «Home Sweet Home», schrieb er vom Grenzübergang auf Twitter. «Unser Kampf geht weiter. Die Ukraine wird siegen. Liebe deutsche Freunde, danke für alles. Und auf Wiedersehen.» Am Montag wird sein Nachfolger Oleksii Makeiev in Berlin erwartet.

+++ Grüne sind für weitere Waffenlieferungen an Ukraine +++

Bei ihrem Bundesparteitag in Bonn sprachen sich die Grünen mit überwältigender Mehrheit für die Lieferung weiterer Waffen an die Ukraine aus. Mehrere Anträge, in denen dies als Abkehr von der pazifistischen Tradition der Partei kritisiert wurde, lehnten die Delegierten ab. Im Ukraine-Krieg müsse Deutschland helfen, wo es möglich sei, «weil wir sehen, dass diese Waffen Menschenleben retten», sagte der Parteivorsitzende Omid Nouripour.