Video von Fußballtrainer Pep Guardiola wird als Protest gegen Israel fehlinterpretiert

Der Startrainer von Manchester City, Pep Guardiola, geht in einem Stadion an einem Mann vorbei. Dass er ihm nicht die Hand schüttelt, werten Beiträge in sozialen Medien als Protestgeste gegen den angeblich israelischen Mann. Mit Symbolik im Zuge des Nahostkonflikts hat die Szene aber nichts zu tun. Bei dem Mann handelte es sich nicht um einen israelischen Funktionär, sondern um einen ehemaligen englischen Fußballmanager.

In einem Video sieht man, wie Pep Guardiola an einem Mann auf einer Tribüne im Londoner Wembley-Stadion vorbeigeht, ohne ihn näher zu beachten. Anderen Männern schüttelt er hingegen die Hand. In online verbreiteten Beiträgen auf Instagram und Telegram ist das Gesicht des Mannes eingekreist und mit einer israelischen Flagge markiert. Die Beiträge interpretieren die Szene als politische Geste gegen den Krieg des Landes mit der Hamas: "Respekt für Guardiola für sein Zeichen von Verachtung durch Nichtbeachtung", heißt es in den Beiträgen. Die Behauptung verbreitete sich auch auf Englisch, Französisch, Spanisch, Griechisch oder Indonesisch.

<span>Screenshot der Behauptung auf Telegram: 13. Juni 2024</span>
Screenshot der Behauptung auf Telegram: 13. Juni 2024

Die Beiträge folgten auf die überraschende 1:2-Niederlage von Manchester City gegen Stadtrivale Manchester United im englischen Pokalfinale am 25. Mai 2024. Das Video stammt jedoch nicht vom FA-Cup-Finale und hat auch nichts mit dem Krieg zwischen Israel und der Hamas zu tun.

Eine umgekehrte Bild- und Stichwortsuche ergab, dass das Video nach einem Fußballspiel am 6. August 2023 aufgenommen wurde (hier archiviert). Guardiolas Mannschaft trat damals gegen Arsenal an und verlor im Elfmeterschießen den Community Shield.

Artikel und Nutzer sozialer Medien identifizierten den Mann, den Guardiola zu ignorieren schien, als Alan Smith, einen ehemaligen Manager des englischen Vereins Crystal Palace.

In Antworten auf die Frage eines X-Nutzers nach dem Vorfall schrieb Smith damals, er sei "nicht sicher", ob Guardiola ihm absichtlich aus dem Weg gegangen sei, aber es sei keine Beleidigung gewesen (hier und hier archiviert). "Denkst du, er dachte, ich sei Arsenal??" scherzte Smith am 7. August 2023.

In einem anderen Beitrag deutete Smith an, dass Guardiola ihn mit dem englischen Fußballverband in Verbindung gebracht haben könnte und "nicht glücklich über die Nachspielzeit und die neuen Regeln" war.

Fotos von Smith machen deutlich, dass er der Mann ist, der im Video gezeigt wird.

<span>Vergleich zwischen dem Youtube-Video (links) und dem falschen Facebook-Beitrag (rechts). Screenshot vom 4. Juni 2024, Hervorhebungen durch AFP</span>
Vergleich zwischen dem Youtube-Video (links) und dem falschen Facebook-Beitrag (rechts). Screenshot vom 4. Juni 2024, Hervorhebungen durch AFP

Als der Clip 2024 in sozialen Medien falsch dargestellt wurde, reagierte Smith mit lachenden Emojis auf mehrere Beiträge von Crystal Palace-Fans. In einem Posting schrieb er, es sei "letzte Saison" passiert, und in einem anderen witzelte er über seine Verwechslung (hier, hier und hier archiviert).

Smith war auch beim FA-Cup-Finale am 25. Mai 2024 anwesend. Nach dem Spiel schüttelte Guardiola ihm die Hand, wie Aufnahmen zeigen.

AFP hat Manchester City um einen Kommentar gebeten, aber keine Antwort erhalten.

Guardiola ist nur einer jener Prominenten, die Zielscheibe von Fehlinformationen über den Krieg zwischen Israel und der Hamas sind. So hat AFP bereits die Behauptung entlarvt, ein Video zeige den Schauspieler Robert De Niro bei der Konfrontation mit pro-palästinensischen Demonstrierenden, während er ihn in Wirklichkeit bei Proben für eine Szene an einem Filmset ist. AFP hat weitere Fehlinformationen über den Nahostkonflikt überprüft.

Fazit: Manchester Citys Trainer Pep Guardiola ignoriert in einem online verbreiteten Video keinen israelischen Offiziellen. Online werteten User das Video von Guardiola, der an einem Mann vorbeigeht, als Protestsymbol. Bei dem Mann handelt es sich allerdings um keinen Vertreter Israels, sondern um Alan Smith, den ehemaligen Fußballmanager des englischen Vereins Crystal Palace.