Im Wahlkampf mutiert Donald Trump vom Bitcoin-Gegner zum Krypto-Präsidenten: Es geht um viele Stimmen und noch mehr Geld

Former President Donald Trump - Copyright: Ryan Collerd/AFP/Getty Images
Former President Donald Trump - Copyright: Ryan Collerd/AFP/Getty Images

Donald Trump hat eine Wende vollzogen. Seit seiner ersten Amtszeit als US-Präsident hatte Trumpf für Kryptowährungen wie Bitcoin vor allem Ablehnung und Spott übrig. Doch seit einigen Wochen umwirbt der Kandidat der Republikaner die Krypto-Szene offensiv. Trump verfolgt damit ein dreifaches Kalkül. In den wahlentscheidenden engen Bundesstaaten könnten die Krypto-Anhängen durchaus zum Zünglein an der Waage werden. Sie sind in den USA zudem nicht nur zahlreich sondern auch einflussreich - auch durch hohe Spenden an Parteien und Politiker. Und zum Dritten versucht Trump seinen Kontrahenten Joe Biden ein weiteres Mal alt aussehen zu lassen.

Auf einer Wahlkampfveranstaltung im Juni sagte Trump erstmals, er wolle „der Krypto-Präsident" sein, berichtete die Nachrichtagentur Reuters. Trump änderte seine Haltung damit radikal. Noch 2019 hatte er in einer Reihe In einer Reihe von Äußerungen deutlich gemacht, dass er Kryptowährungen nicht leiden kann.

„Ich bin kein Fan von Bitcoin und anderen Kryptowährungen. Sie sind kein Geld und ihr Wert ist sehr volatil und basiert auf dünner Luft", wetterte Trump.

2021 sagte er in einem Interview mit Fox Business, dass Bitcoin „wie ein Betrug aussieht.“ Trump wiederholte dabei mehrfach, dass die Branche streng reguliert werden müsse.

Doch mit der bevorstehenden US-Wahl im November hat sich Trumps Haltung fast vollständig geändert.

Zunächst erklärte Trump im TV-Sender CNBC, er sei nicht mehr sicher, ob er Kryptowährungen abschaffen wolle. Im Mai forderte er bereits, die USA sollten in diesem Bereich weltweit führend sein.

Trump und die US-Wahl: Vom Bitcoin-Spötter zum Krypto-Präsidenten

Experten wie der deutsche Krypto-Pionier Patrick Gruhn, der selbst in den USA lebt, sehen derzeit Europa als attraktiveren Standort für Kryto-Investments - weil die Regulierung hier besser sei. Gruhn hatte seine Firma an Sam Bankman-Frieds FTX verkauft, die dann spektakulär zusammenbrach.

Trump forderte in seinen Medien, alle neuen Bitcoins müssten künftig in den USA erstellt werden. Er fügte hinzu: „Bidens Bitcoin-Hass hilft nur China, Russland und den radikalen Kommunisten."

Trump nutzte das Thema zugleich, um seinen Kontrahenten, US-Präsident Joe Biden alt aussehen zu lassen. „Joe Biden hingegen, der schlechteste Präsident in der Geschichte unseres Landes, will, dass die Kryptowährung einen langsamen und schmerzhaften Tod stirbt", schrieb er in einem Beitrag in seiner Medien-Plattform Truth Social.

Beim Krypto-Wahlkampf geht es im doppelten Sinne ums Geld: "Es wird ein harter Wettbewerb um Wahlkampfgelder erwartet, und Krypto und die Krypto-Lobby haben sich auch aus dieser Perspektive als wichtige Kraft erwiesen", sagte Alan Konevsky, Leiter der Rechtsabteilung von tZERO, Business Insider:

Zahlen untermauern dies. Laut einem Bericht von Public Citizen entwickelt sich die Kryptobranche zu einem der Schwergewichte der Finanzierung der Politik in den USA. Bisher haben die von der Krypto-Szene unterstützten Parteien-Fonds (Super-PACs) über 102 Millionen Dollar gesammelt, die drittmeisten aller Super-PACs.

Die Krypto-Branche verspricht Trump 5 Millionen Stimmen und 100 Millionen Dollar

Trumps Versprechen, in den USA die Krypto-Miner zu unterstützen oder regulatorische Vorschriften zu lockern, verschafft ihm Zugang zu den üppigen Finanzmitteln der Branche. So sagte eine Krypto-Führungskraft bei CNBC, dass die Branche nun 100 Millionen Dollar für Trumps Kampagne spenden wolle.

„Als Branche haben wir uns verpflichtet, über 100 Millionen Dollar aufzubringen und mehr als fünf Millionen Wähler für die Wiederwahl von Trump zu gewinnen", sagte David Bailey, CEO von BTC Inc..

Andererseits liegt die wachsende Bedeutung von Kryptowährungen im Wahlkampf auch daran, wie wichtig das Thema für die amerikanische Öffentlichkeit geworden ist. Dies sei lange unterschätzt worden, sagt Konevsky.

So gab etwa die Hälfte der von Grayscale befragten Jungwähler an, dass sie die Krypto-Position eines Kandidaten vor der Wahl berücksichtigen werden.

Das hat auch Einfluss auf Präsident Bidens Programm. Auch er hat sich für Krypto-Spenden geöffnet, und seine Regierung hat den Ansatz der Regulierungsbehörden gegenüber der Branche angepasst.

Die wachsende Akzeptanz von Kryptowährungen und der zunehmende Einfluss der Branche könne bedeuten, dass es auf lange Sicht unerheblich werden könnte, wer die Wahl gewinnt, so der Krypto- Milliardär Michael Novogratz. Auch der Kongress setzt sich für die Branche ein, etwa mit dem Gesetz über Finanzinnovation und -technologie.

Kurzfristig scheint der Markt jedoch mehr Vertrauen in Trump zu haben, um dem Sektor zu helfen. Bernstein geht davon aus, dass Trumps Versprechen einer besseren Regulierung dem Bitcoin zu einem Kursanstieg im vierten Quartal verhelfen würde, wenn der Republikaner die Wahl im November gewinnt.

„Wenn sich die Wahlstimmung mehr in Richtung Republikaner verschiebt, würde Krypto als primärer 'Trump-Deal' enden. Die Hoffnung auf eine günstige Regulierung würde das Narrativ rund um Blockchains verändern", schrieben die Analysten.

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