Von wegen "nur noch Flugblätter": TV-Doku zeigt, wie der Ku-Klux-Klan bis heute nachwirkt
Flammenkreuze in der Nacht, weiße Kutten und Spitzenhauben sind die Kennzeichen des amerikanischen Ku-Klux-Klans, einer Terrororganisation, die jahrzehntelang vor allem unter Schwarzen Angst und Schrecken verbreitete. Inzwischen zerschlagen, haben sich ihre Ideologien weitgehend erhalten, wie eine ZDF-Doku zeigt.
Brennende Kreuze in der Dunkelheit, weiße Kutten und skurrile Spitzenhauben - all das sind die Kennzeichen des amerikanischen Ku-Klux-Klans, einer Terrororganisation, die seit dem Ende des amerikanischen Bürgerkriegs Angst und Schrecken verbreitet hat. Die aktuelle ZDF-Doku "USA extrem: Der Ku-Klux-Klan" (abrufbar in der Mediathek) des französischen Autors Vincent Néquache zeigt, dass sich ihre Ideologien wie Rassismus, weiße Überlegenheit und Fremdenfeindlichkeit nicht nur im Untergrund weitgehend erhalten haben.
Donald Trumps populistische Rhetorik und der Sturm aufs Weiße Haus im Januar 2021 verbreiteten eine ähnliche Furcht wie vor 170 Jahren. Als die Südstaaten 1865 im amerikanischen Bürgerkrieg gegen die Nordstaaten unterlagen und in der Folge die im Süden herrschende Sklaverei abgeschafft wurde, versuchten sich Südstaatler mit der Bekämpfung der Schwarzen und von angeblichen Kriegsgewinnlern zu wehren. Allerdings kannten die sechs Gründungsmitglieder des Ku-Klux-Klans noch nicht die furchterregenden Uniformen, die weißen Kutten, die Spitzenhauben und die nächtens brennenden Kreuze, die das Licht Christi symbolisieren sollten.
Büffelhörner statt Kapuzenmänner
Die mit Lynchmorden und Gewalttaten einhergehende Angst-Symbolik verdankte der Geheimbund vielmehr der Ausstattung in D.W. Griffiths historischem Stummfilm-Blockbuster "Birth of a Nation" von 1915. Durch den Film, den 30 Millionen Zuschauer sahen, bekam die bereits 1870 erstmals verbotene Organisation neuen Aufschwung. Griffiths Film schürte den Hass auf Schwarze und idealisierte die "Ritter des Ku-Klux-Klan" als Retter der Weißen.
Auch ohne den "Büffelmann", der sich im Januar 2021 im Weißen Haus bewegte, als gehöre es ihm selbst, bieten sich angesichts der Ku-Klux-Klan-Doku gedankliche Parallelen zwischen den Zeiten an. Es sind nicht alleine die Maskeraden, die den Bogen vom Gestern zum Heute spannen. Es sind die immer wieder auflebenden Reste einer wahnhaften hypernationalistischen Ideologie.
Die von den Ku-Klux-Klan-Gründern behauptete Überlegenheit der "weißen Rasse" ("White Supremacy") schwingt letztlich in den populistischen Wendungen ("America first") des Ex-Präsidenten Donald Trump immer wieder mit. Zudem gab es auch in jüngster Zeit Morde an Schwarzen, die auf dieses Gedankengut zurückzuführen sind. Eine unselige Rolle spielen dabei nachgewiesenermaßen Fakes, die in den sozialen Medien verbreitet werden.
Morde an Schwarzen und Bürgerrechtlern blieben ungesühnt
Der aus Frankreich importierte Film von Néquache hält sich allerdings etwas zu lang bei den historischen Daten und dem historischen Werdegang des Ku-Klux-Klan auf. Für das amerikanische Highschool-Examen ist das sicherlich nicht schlecht, für andere wäre eine Ausweitung auf Parallelen zu heutigen Strömungen sicher wichtiger. Dennoch werden die Fronten klar. Die Fallen, die Terror-bereite Ku-Klux-Klan-Mitglieder ihren zuweilen ahnungslosen Mitmenschen stellen, sind raffiniert. Unter dem Deckmantel christlicher Tugenden treiben sie ihr Unwesen bis hin zu Mord und Totschlag. Und noch immer ist die Gefahr für Schwarze in Amerika nicht gebannt.
1925 zogen 40.000 Ku-Kluxer vor das Capitol, die neuen Einwanderunsgesetze schienen der Fremdenfeindlichkeit von Millionen US-Bürgern Recht zu geben. Inzwischen ist die Organisation rechtlich zerschlagen. Dennoch wirkte sie lange in verschiedenen Splittergruppen weiter, Morde an Schwarzen und Bürgerrechtlern blieben mitunter jahrzehntelang ungesühnt.
"Heute werden nur noch Flugblätter verteilt"
Es bedurfte da mutiger Zeitgenossen wie des Generalstaatsanwalts von Alabama, Bill Baxley. Baxley zeigt im Film einen Brief mit einer Morddrohung des Klans nach der Klage gegen einen ihrer Anführer, den er mit dem Satz "Leckt mich am Allerwertesten" beantwortet hat. Der Angeklagte wurde 1977 wegen des Mordes an vier afroamerikanischen Mädchen bei einem Bombenanschlag zu lebenslänglicher Haft verurteilt.
Hingegen macht die Vergewisserung eines Ex-Klanmitglieds eher stutzig. Während die Erben des Ku-Klux-Klan in den sozialen Netzwerken weiterhin Hass predigen, glaubt der vom Saulus zum Paulus gewendete Zeitzeuge nämlich: "Der Klan hat früher gelyncht und Kirchen angezündet. Heute werden nur noch Flugblätter verteilt." Zu schön, um wahr zu sein. Der Ku-Klux-Klan selbst besitze zwar heute kaum noch Einfluss, so das Fazit des Films, doch sein Erbe und Gedankengut wirken offensichtlich so stark wie lange nicht.