Weihnachtlicher Sylt-Krimi oder skurrile Spannung aus Österreich: Die TV-Tipps für Fußball-Muffel

Ungewöhnliches neues Ermittler-Duo aus Österreich: Der Bestatter Max Broll (Laurence Rupp, links) und sein Freund, der ehemalige Fußball-Profi Kai Baroni (Jürgen Vogel), müssen die verschleppte Stiefmutter von Max finden - ein Wettlauf gegen die Zeit. (Bild: ZDF / Petro Domenigg )
Ungewöhnliches neues Ermittler-Duo aus Österreich: Der Bestatter Max Broll (Laurence Rupp, links) und sein Freund, der ehemalige Fußball-Profi Kai Baroni (Jürgen Vogel), müssen die verschleppte Stiefmutter von Max finden - ein Wettlauf gegen die Zeit. (Bild: ZDF / Petro Domenigg )

Keine Lust auf Fußball aus Katar zur Primetime? Wir empfehlen pro WM-Turnierabend drei lohnende Alternativprogramme für WM-Muffel: am Dienstag mit einem skurrilen österreichischen Krimi, einer aufwändigen Doku über Katar und einem weihnachtlichen Sylt-Krimi.

Iran gegen USA heißt das Primetime-Spiel am Dienstag um 20 Uhr im Ersten. Wem dieses WM-Duell schnuppe ist, der findet auch an diesem Abend drei lohnende Alternativen.

Ausländische Arbeiter bauten unter unzulänglichen Bedingeungen die Stadien der Fußball-WM 2022. Das Land besitzt das größte Gasfeld der Erde und ist daher unermesslich reich. (Bild: ARTE / Brainworks)
Ausländische Arbeiter bauten unter unzulänglichen Bedingeungen die Stadien der Fußball-WM 2022. Das Land besitzt das größte Gasfeld der Erde und ist daher unermesslich reich. (Bild: ARTE / Brainworks)

"Broll + Baroni: Für immer" (ZDF)

Krimi-Duos gibt es viele. Dass jedoch ein Ex-Fußball-Profi (Jürgen Vogel) mit einem Totengräber (Laurence Rupp) ermittelt, so eine Idee kann eigentlich nur aus Österreich stammen. Der skurrile, aber durchaus spannende Film (ZDF, 20.15 Uhr) entstand nach der "Broll + Baroni"-Romanreihe von Bernhard Aichner. Max' (Rupp) Stiefmutter Tilda Broll (Bettina Redlich) wird entführt und mit einem schwer zu ortenden Uralt-Handy irgendwo lebendig begraben. Tilda glaubt auch zu wissen, wer der Täter ist: Leopold Wagner (Martin Wuttke), ein früher bekannter Arzt und Psychopath, den sie vor 18 Jahren ins Gefängnis brachte. Sein Spitzname: der Kindermacher. Er rührt daher, dass Wagner etwa 50 Frauen mit Kinderwunsch sein eigenes Sperma "unterjubelte". Offenbar ein Täter mit ziemlich krankem Humor und Weltbild, doch kann er tatsächlich der Entführer von Tilda sein? Schließlich sitzt der "Kindermacher" seit 18 Jahren in Sicherheitsverwahrung. Max und Kai beginnen zu ermitteln - mit ziemlich ungewöhnlichen Methoden. Vier Romane umfasst die Max-Broll-Reihe des österreichischen Dramatikers, Fotografen und Krimiautoren Bernhard Aichner. "Für immer tot" ist der zweite Roman der Reihe, den Drehbuchautor und Regisseur Harald Sicheritz ("Tatort: Ausgelöscht") hier in Szene setzte.

Kurz vor Weihnachten liegt der Besitzer eines Bettengeschäfts tot neben seinem geöffneten Wandtresor. Die Sylter Kommissare Hinnerk Feldmann (Oliver Wnuk, links), Ina Behrendsen (Julia Brendler) und Carl Sievers (Peter Heinrich Brix) ermitteln. (Bild: ZDF / Georges Pauly)
Kurz vor Weihnachten liegt der Besitzer eines Bettengeschäfts tot neben seinem geöffneten Wandtresor. Die Sylter Kommissare Hinnerk Feldmann (Oliver Wnuk, links), Ina Behrendsen (Julia Brendler) und Carl Sievers (Peter Heinrich Brix) ermitteln. (Bild: ZDF / Georges Pauly)

"Katar - Gas und Spiele" (ARTE)

Klar, dass man auch zu Beginn der ARTE-Dokumentation "Katar - Gas und Spiele" (20.15 Uhr) noch einmal die zweifelhafte WM-Vergabe von 2010 an Katar sieht und den Jubel des katarischen Herrscherpaars. Es fehlt auch keineswegs an Schlaglichtern auf die Missstände, die anlässlich der WM zutage gekommen sind. Doch die Imagepflege durch die WM ist - das zeigt dieser Film - nur der letzte Stein. So kommt vor allem die jüngere Geschichte des Wüstenstaates Katars ins Spiel, mit seiner absolutistischen Herrscherdynastie über nunmehr neun Generationen hinweg. Von den Beduinen bis zum jetzigen Emir Tamim bin Hamad ist es ein weiter Weg, dessen Stationen die Unabhängigkeit von 1971, die Erdölfunde der 30er-Jahre und mehr noch die Erdgasfunde der 90er-Jahre markieren. Mit ihnen entwickelte sich das Land zum "Wüstenwunder", zum - nach Pro-Kopf-Einkommen - wohl reichsten Land dieser Erde. Der aufwendige Film "Katar - Gas und Spiele" von Miyuki Droz und Sylvain Lepetit versucht unter Mitwirkung internationaler Reporter und Historiker, aber auch Mitgliedern der Herrscherfamilie Katars, die Merkwürdigkeiten des Landes zu erklären.

"Nord Nord Mord - Sievers und die Stille Nacht" (ZDFneo)

Selbst Kommissar Sievers (Peter Heinrich Brix), der ohne Frage ein zerknirschter Weihnachtsmuffel ist, kann seine Vorfreude auf das Fest in diesem Weihnachtskrimi nicht verbergen. Seiner Angebeteten will er am Weihnachtsabend eine Gans zubereiten, einen Weihnachtsbaum hat er mithilfe seiner jungen Kollegin Ina (Julia Brendler) auch schon gekauft. Dass er den aufblasbaren Weihnachtsmann vor dem Revier sofort wieder schrumpfen lässt, macht ihn sehr sympathisch. Ist ja auch keine Zeit für solche Späße im Film "Nord, Nord, Mord - Sievers und die Stille Nacht" (ZDFneo, 20.15 Uhr): Im Reethaus des Bettenhändlers Reuter wird der Hausherr erschossen - just, als Kommissar Feldmann (Oliver Wnuk) die mit ihm befreundete Tochter Reuters besuchen will. Die Macher dieses Weihnachtskrimis (Drehbuch: Thomas Oliver Walendy, Regie: Sven Nagel) setzen alles auf die Bad-Santa-Karte - die bösen Weihnachtsmänner haben auf Sylt gerade Hochkonjunktur. Sie stepptanzen und zaubern vor braven Bürgern, brechen aber auch in deren Villen ein und morden. Erst wird ein Bettenhändler um die Ecke gebracht, später hängt sich ein Weihnachtsmann an der Dachrinne auf. Der Tote war einer von sieben Weißbartträgern aus der Weihnachtsmann-Agentur, die offensichtlich nicht nur brave Hüter weihnachtlichen Brauchtums vermittelt. "Sievers und die stille Nacht" ist ein geschicktes Zusammenspiel der falschen und echten Beziehungen, der halben und gar nicht vorhandenen Liebe.