Weil Humor hilft: Das waren die lustigsten politischen Memes 2019
Als Politiker ist die Gefahr, wegen einer Äußerung oder eines bestimmten Fotos zum Meme zu werden, klassischerweise ziemlich hoch. Was alles zur Steilvorlage dient und wie schnell sich die Tweets verbreiten, das haben in diesem Jahr unter anderem der CDU-Europa-Politiker Axel Voss, Donald Trump und Boris Johnson erfahren.
Boris Johnson
Kurz bevor Boris Johnson sich und den Konservativen eine Mehrheit im britischen Unterhaus sicherte, rührte er noch einmal kräftig die Werbetrommel für sein Hauptthema, den Brexit. Er nahm also einen Werbeclip auf, für den er sich eine Szene aus dem Weihnachts-Film "Tatsächlich Liebe" zum Vorbild nahm. Während im Original der unglücklich in die Frau seines besten Freundes verliebte Mark (Andrew Lincoln) seiner Angebeteten (Keira Knightly) mit Hilfe von Schildern seine Liebe gesteht, wirbt Johnson an der Haustür einer Wählerin für seine Partei:
Brexit, actually. pic.twitter.com/4ryuh19c75
— Boris Johnson (@BorisJohnson) December 9, 2019
Johnson hatte die Idee aber nicht nur von der Labour-Politikerin Dr. Rosena Allin-Khan geklaut:
The choice at this election... #LoveActually #MerryXmas #Tooting pic.twitter.com/laP589NlMm
— Dr Rosena Allin-Khan (@DrRosena) November 22, 2019
Er sorgte auch dafür, dass User seinen Spot ihrerseits nutzten, um gegen ihn Stimmung zu machen.
Ein User wies zum Beispiel daraufhin, dass Johnson ein Schild ausgelassen hätte, auf dem im Film die Worte stehen: "An Weihnachten sagt man die Wahrheit"
Missed out a card, though pic.twitter.com/mUlvYjDHFY
— mag worden (@mag_worden) December 10, 2019
Für andere musste nach der Aktion der Filmtitel "umgedichtet" werden wie hier:
(Photo credit to Jezebel) pic.twitter.com/uRTEV9Pt0L
— Scotland for Bernie (@scotland4bernie) December 10, 2019
Oder hier mit "Tatsächlich Hass. Wählt taktisch."
Hate actually. Vote tactically
— Siob, Princess of Yorkshire #FBPE #FPHD #FBR (@Sillyshib) December 10, 2019
Andere nutzten die Gelegenheit, die sich immer dann bietet, wenn Politiker Schilder welchen Inhalts auch immer in die Kamera halten und schrieben, was ihrer Meinung nach auf Johnsons Plakat hätte stehen sollen:
"Ich habe solche Angst zu verlieren, dass ich Fake News verbreite"
— Soops (@soops_) December 10, 2019
Oder einfach: "Ich bin ein Lügner"
— fat lad (@steve_avison) December 10, 2019
Und dieser Clip hier spielte auf den von Labour-Chef Jeremy Corbyn geäußerten Vorwurf an Johnson an, dieser wolle das britische Gesundheitssystem bei den Verhandlungen über ein Handelsabkommen mit den USA "verkaufen":
I’m afraid @Avaaz already did a much, much better one a week ago: pic.twitter.com/1EFcTb7zDk
— Mike Galsworthy (@mikegalsworthy) December 10, 2019
Jacob Rees-Mogg
Als es im britischen Unterhaus während der Brexit-Debatten im September rundging, schaltete einer demonstrativ einen Gang herunter: Der erzkonservative Brexit-Hardliner und "Leader of the House of Commons" Jacob Rees-Mogg lümmelte sich in der ersten Bank zum scheinbaren Nickerchen. Die Labour-Abgeordnete Anna Turley fotografierte Jacob Rees-Mogg und postete das Bild mit den Worten: "Die Verkörperung von Arroganz, Dünkel, Respektlosigkeit und Geringschätzung unseres Parlaments." Das Foto wurde schnell zum Meme.
My evening at the Houses of Parliament. #ReesMogg #NoDeal #DateNight #Parliament #Brexit #NoDealBrexit pic.twitter.com/WgxXrw66YZ
— Alejandro Negueruela (@Alex_Negueruela) September 4, 2019
Andere veranschaulichten, wie sich ein solches Gebaren auf die politische Machtverteilung auswirken könnte:
— Andrew Adonis (@Andrew_Adonis) September 3, 2019
Oder auf den Wert der britischen Währung:
— Jonty Behr (@jontybehr) September 4, 2019
Dieser User konnte sich gut vorstellen, von wem der Politiker da wohl träumte:
— Alan White #FBPE (@white50_alan) September 4, 2019
Andere erinnerte das Bild an jemand anderen:
Heroin, it's a helluva drug pic.twitter.com/zT0l9rKXLf
— Ross McCluggage (@McCluggageRoss) September 4, 2019
Und wieder andere machten sich über die neckische Pose lustig:
— Why All The Anger? (@WhyAllTheAnger) September 3, 2019
Ein weiterer User fand eine sportliche Metapher für das, was Rees-Mogg da für sich selbst heraufbeschworen hatte:
— Jack (@DapperChewie) September 4, 2019
#axelsurft
Als Chef-Verhandler für Artikel 13 und die EU-Urheberrechtsreform erklärte Axel Voss im Interview mit "Vice", dass Google eine Meme-Rubrik hätte, sei der Beweis dafür, dass Uploadfilter funktionierten. Diese Rubrik gibt es freilich nicht bei Google, was nicht weniger enthüllte, als dass der CDU-EU-Politiker vom Internet ähnlich viel Ahnung hat, wie es ihm Kritiker im Vorfeld vorgeworfen hatten. Noch peinlicher wurde die Chose, als vom offiziellen CDU/CSU-Europa-Account dieser Tweet gesendet wurde:
Da kennt sich @AxelVossMdEP wohl doch besser aus als @woelken
Google kann in seiner Suche #Memes ziemlich gut rausfiltern.#servicetweet#yes2copyright pic.twitter.com/Q3zCz8cTTc— CDU/CSU in Europa (@CDU_CSU_EP) March 20, 2019
Was die Politiker meinten, waren suchverwandte Tags. Dass das Tag "Memes" bei der Suche nach Axel Voss angezeigt wird, liegt einfach daran, dass in vielen Berichten über ihn auch das Thema Memes behandelt wurde. So viel Unkenntnis war auch dem Bundestagsabgeordneten Matthias Hauer von der CDU richtig peinlich:
Könnte die heute-show bitte den Twitter-Account der @CDU_CSU_EP wieder freigeben? Anders sind solche Tweets nicht zu erklären... 🤦♂️
— Matthias Hauer (@MatthiasHauer) March 20, 2019
Und natürlich konnte die "heute show" diese Vorlage nicht ungenutzt vorüberziehen lassen:
Wer auch immer hinter dem Account steckt, du hast 'ne PN. Wir suchen noch Leute!
— ZDF heute-show (@heuteshow) March 20, 2019
Ab da war es nur ein kurzer Weg zum Hastag #axelsurft, unter dem die User Ideen lieferten, wann Axel Voss mutmaßlich zuletzt im Internet war:
Wir sollten Axel Voss zum Gegen-Chuck Norris für das Internet machen.
Damit alle, die nach „Axel Voss“ suchen, Dinge aus einer Vergangenheit finden, in der Axel Voss das letzte mal online war. #axelsurft— Gavin Karlmeier (@gavinkarlmeier) March 21, 2019
Axel Voss lädt die neuesten Klingeltöne mit seinem Jamba Spar Abo runter! #axelsurft
— doctor nuoh (@nuohooja) March 21, 2019
Axel Voss verlässt Politik, nachdem nigerianischer Prinz ihn per Mail zum Multimillionär macht #axelsurft #Voss https://t.co/AuxTdD5XHT
— Der Postillon (@Der_Postillon) March 21, 2019
Wenn Axel Voss seinen Internet Explorer öffnet. #axelsurft pic.twitter.com/pf0mBAwKrd
— Oğuz Yılmaz (@oguz) March 21, 2019
Ich finde ja dieses Axel Voss Bashing echt scheiße... Man sollte versuchen in den Dialog zu treten! Habe ihn gerade auf MySpace und Schüler VZ angeschrieben... #axelsurft
— Netzloch (@NetzlochTV) March 21, 2019
Kim Jong Un
Der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Un veröffentlichte über die Staatsmedien Bilder von sich, die ihn im Schnee auf einem Schimmel reitend auf dem heiligen Berg Paektusan auf der Grenze zwischen Nordkorea und China zeigen. Was staatsmännisch wirken sollte, sorgte im Netz vor allem für Spott.
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Naheliegend war der Vergleich zum russischen Präsidenten Wladimir Putin, der sich ebenfalls gerne in der Natur ablichten lässt und zudem gerne mit freiem Oberkörper hoch zu Ross sitzt:
#Trump, “hold my beer!” #KimJongUn #Putin pic.twitter.com/WoYkXtNqjr
— Debra (@DebraBeevers) October 16, 2019
Ich verkleide mich zu Halloween auch als meine Lieblings-#Cowboys #KimJongUn #winnetou pic.twitter.com/rRVlRDINUn
— Dave Habermann (@DaveHabermann) October 16, 2019
"Wer macht die bessere Figur" fragte ein User, der auch eine Parallele zu Donald Trump zog:
Who rode it better?#KimJongUn pic.twitter.com/a2CxH7ye1c
— Santa Claus, CEO (@SantaInc) October 16, 2019
Auch das Social-Media-Team der Satiresendung "extra3" witterte einen Dreiklang:
Fabian Köster von der "heute show" montierte Kim Jong Un auf das Cover der "Wendy":
Andere fühlten sich zuerst an das Setting von "Game of Thrones" erinnert, waren ob des "Spin-offs" dann aber doch enttäuscht:
Not the Game of Thrones spinoff series I was hoping for#KimJongUn pic.twitter.com/nhszLvUlom
— Amizzle 💙 (@amizzle16) October 16, 2019
Greta Thunbergs Blick auf Donald Trump
Beim UN-Klimagipfel in New York musste man die Klimaaktivistin Greta Thunberg gar nicht erst fragen, was sie von Donald Trump hält – man konnte es an ihren Augen ablesen. Der "Todesblick", wie er später genannt wurde, war für viele User so nachvollziehbar wie bezeichnend.
Ein Nutzer schrieb auf Twitter: "Genau das habe ich auch gefühlt."
I felt that pic.twitter.com/0uuYf94COb
— marv (@mrvndn) September 23, 2019
Ein anderer: "Findet jemanden, der euren schlimmsten Feind so anschaut, wie Greta Thunberg Trump."
Find yourself someone who looks upon your worst enemy the way Greta Thunberg looks at Trump. pic.twitter.com/euhZ51abAB
— Joel Berkowitz (@JoelBerkowitz) September 23, 2019
Ein weiterer zog die Parallele zu einem weit zurückliegenden Ereignis, von dem allgemein bekannt ist, wie es ausgegangen ist:
“We are at the beginning of a mass extinction event.”
— Greta Thunberg pic.twitter.com/06dorNYxHR— Jay Kuo (@nycjayjay) September 24, 2019
Andere sahen darin eine potenziell gute Szene für "The Office", in der alle Beteiligten an den Folgen des Klimawandels sterben:
This is like a clip from a special episode of The Office where everyone dies from climate change pic.twitter.com/Q0aAxXmrDn
— James Felton (@JimMFelton) September 23, 2019
Und dieser User schrieb: "Dank Greta Thunberg, die Trump den Todesblick zuwirft, habe ich wieder einen Lebenswillen."
Greta thunberg sending trump a death glare has replenished my will to live
— sleazy trash™️ (@emmylou24601) September 23, 2019
Donald Trump #LostTrumpHistory
Als der US-Kongress neu über einen Hilfsfonds für erkrankte Ersthelfer der Anschläge am World Trade Center entscheiden musste, meldete sich auch der US-Präsident zu Wort. Laut "Mashable" sagte er an die Feuerwehrleute, Polizisten und andere Einsatzkräfte gerichtet: "Ich war auch dort. Aber ich sehe mich nicht als Ersthelfer. Aber ich war da drüben, und ich habe viel Zeit mit euch verbracht." Trump hatte schon in früheren Interviews behauptet, hunderte seiner Mitarbeiter hätten damals geholfen. Laut "New York Times" ist diese Behauptung allerdings "übertrieben". Unter dem Hashtag #LostTrumpHistory tweeteten die Nutzer nun wichtige historische Situationen, in denen der Präsident, ohne dass man es bis dahin wusste, ebenfalls anwesend gewesen sein soll.
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Beim Untergang der Titanic:
Trump was a #firstResponder for the #Titanic #LostTrumpHistory pic.twitter.com/Bn2TkUor40
— Joe from Chicago (@SouthSideChiJoe) July 29, 2019
"Trump bei der Geburt von Jesus, einen Hamburger essend":
Trump at Jesus' birth eating hamburger.#LostTrumpHistory pic.twitter.com/xDsjpi5xAd
— Jose Santos (@JIS3305) July 30, 2019
"Ich würde mich nicht als Astronaut bezeichnen, aber ich war da, als wir auf dem Mond gelandet sind":
"I wont call myself an astronaut, but I was there when we landed on the moon"#LostTrumpHistory pic.twitter.com/q4LBTKB4vf
— Hambino, The Great (@Hambino15) July 29, 2019
Trump, der sagt: "Das war nicht Neil Armstrong in der Apollo 11, das war ich. Diese Neil-Armstrong-Story war Fake News ..."
It wasn't Neil Armstrong in that Apollo 11 spacecraft, it was me. That Neil Armstrong story was fake news. When I walked on the moon--the first human ever to do so--I famously said, "What a crowd. What a turnout."#LostTrumpHistory pic.twitter.com/DWaFEnbK6o
— Carolyn B. Brodersen (@BroderWriter) July 30, 2019
Und wer könnte den Oscar-Gewinner-Film "Forrest Trump" vergessen?
#LostTrumpHistory Who could forget his Academy Award winning performance? pic.twitter.com/ACnQociyu8
— Lavapa (@LaLafrompa) July 30, 2019
Oder den ersten Amerikaner auf dem Mount Everest?
The first American to scale Mount Everest #LostTrumpHistory pic.twitter.com/4p1iK1rxLQ
— Private Joker, USMC (@Infantry0300) July 29, 2019
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