Wie Fake-News in den Wahlkampf einsickern

Entscheiden Fake-News die kommende Bundestagswahl?
Entscheiden Fake-News die kommende Bundestagswahl?

Lügen haben kurze Beine – aber bis zum Wahltag am 24. September ist es nicht mehr lange hin. Das erhöht die Schlagzahl falscher Fakten.

Ein Kommentar von Jan Rübel

Heute Morgen musste ich mich an meiner Teetasse festhalten. Ein Blick in die Sozialen Medien offenbarte mir eine komische Welt da draußen, kein Wunder, der Himmel war grau. Die CIA – spioniert in Deutschland mit Nanorobots. Der Wald – wegen der Industrie in Deutschland bald verschwunden.

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Und dann erzählte mir eine Freundschaftsanfrage auf Facebook, dass die Eisbären in diesem Jahr besonders fett seien, also ein Beleg für die „CO2-Lüge“; weil dann etwas mit Filz in Politik und Medien kam, las ich nicht weiter, was es mit dieser Lüge auf sich habe. Es gibt ja auch so viele davon.

Im Bundestagswahlkampf zum Beispiel, da spielen Fake News mittlerweile eine Rolle. Sie häufen sich. Manche werden als solche auch enttarnt, aber die Urheber machen munter weiter, nach der Rechnung: Es wird schon nutzen.

Am vergangenen Dienstag zum Beispiel zitierte Beatrix von Storch von der AfD den Bundesjustizminister Heiko Maas mit den Worten „Auf Facebook gilt Meinungsfreiheit nicht“. Hatte der aber nicht gesagt. Dennoch fragte von Storch gleich hinterher, warum der Mann noch nicht in Haft sei; mich überkommt der seltsame Traum, dass bei einer Bundesjustizministerin von Storch viele neue Gefängnisse gebaut werden müssten, für die vielen…

Aber lassen wir die Spinnerei. Ein Vertreter der „Lügenpresse“, der Hauptstadtkorrespondent Dietmar Neuerer vom „Handelsblatt“, wies von Storch auf das falsche Zitat hin und erhielt als Antwort: „Lassen Sie’s einfach. Inhalte sind Ihnen ja egal. Das ist intellektuell einfach zu hoch für Sie. Machen Sie weiter Agitprop.“ Also, ich finde von Storchs klassische Kurzsätze echt intellektuell, besonders die Wortwiederholung von „einfach“, das hätte ein Thomas Mann nicht hingekriegt.

Die geheiligten Mittel

Man sollte vielleicht nicht jeden Tweet auf die Goldwaage legen, aber wie verhält es sich bei einem formellen Interview? Alice Weidel, Spitzenkandidatin der AfD, erzählte nach Angaben der „HuffPost“ im Gespräch mit der „Jungen Freiheit“: „Das Delikt Gruppenvergewaltigungen – stellen Sie sich das mal vor – das gab es vor kurzem als eigene Rubrik noch gar nicht. Doch ‚dank‘ eines Anstiegs um 130 Prozent innerhalb der Tätergruppe Asylbewerber in nur einem Jahr ist sie nun offenbar nötig.“

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Die HuffPost rechnete nach. Heraus kam:

1: In der Polizeilichen Kriminalstatistik würden diese Delikte seit den 80er Jahren ausgewiesen.

2: Von 130 Prozent weiß die Polizei nichts.

Aber, so wird mancher Naseweise einwenden, vielleicht ist die Polizei auch Mitglied im Schweigekartell, und morgen kommt der Weihnachtsmann.

Interessant dabei erscheint, dass all die kurzen Beine der AfD ihr nicht schaden. In der aktuellen Umfrage steigt die Partei auf zehn Prozent, könnte drittstärkste Kraft im Bundestag werden. Mal sehen, was sie sich bis dahin noch alles einfallen lässt.

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