ZDFzeit: Das mussten die royalen Bräute alles aufgeben

Mit Meghan Markle ist Pepp eingezogen ins britische Königshaus. So zumindest beschreibt es ZDFzeit. Foto: Screenshot / ZDF.
Mit Meghan Markle ist Pepp eingezogen ins britische Königshaus. So zumindest beschreibt es ZDFzeit. Foto: Screenshot / ZDF.

Wenn Gefühle stärker sind, als Tradition: Prinz Harry, König Felipe & Co., sie alle haben ihre Traumfrau aus dem Volk geheiratet. Entgegen royaler Tradition. Die jüngste ZDFzeit-Ausgabe zeigt im Zeitraffer, welch große Entwicklung die europäischen Monarchien in den letzten 150 Jahren genommen haben.

Meghan Markle ist Amerikanerin, erfolgreiche Schauspielerin und war schon einmal verheiratet – undenkbar als Braut für das britische Königshaus. Zumindest früher: „Harry ist schon immer aus der Reihe getanzt. Meghan ist alles, nur keine konventionelle Braut. Harry aber ist auch nicht konventionell. Deshalb passen sie perfekt zusammen“, sagt Katie Nicholl, sie hat ein Buch über das Leben des Prinzen geschrieben.

Mit der jüngsten royalen Traumhochzeit steigt „ZDFzeit“ ein in das Thema des Abends: „Royale Liebe – Märchen, Macht, Mätressen“. In kurzen thematischen Abrissen zeigt die Dokumentation, wie weit die europäischen Monarchien mittlerweile gekommen sind. Aber auch, aus welch dunkler Zeit sie stammen. Aus einer Zeit, in der Eheschließungen standesgemäß sein mussten. Und vorbestimmt. Denn sie waren nicht geprägt von Gefühlen oder gar Liebe, sondern von strategischem Interesse der Eltern. „Früher ging es um politische Allianzen, Ländergewinn, das waren Erwerbsheiraten“, sagt die Historikerin Karina Urbach. „Heute geht es um ein romantisches Bild, um eine Steigerung der Popularität.“

“Meghan Markle, der erste royale Weltstar”

Und ja, dieses Ziel erreicht das „unkonventionelle“ Königspaar Harry und Meghan, überall auf der Welt wird ihnen frenetisch zugejubelt. Die Journalistin Afua Hirsch erklärt es so: „Früher haben mich die Royals nicht interessiert, weil sie keine Freunde hatten, wie mich, weil sie niemand geheiratet haben, wie mich. Sie waren aus einem anderen Leben.“ Heute, zum Glück, steht es dem königlichen Nachwuchs frei, aus Liebe zu heiraten – ob standesgemäß oder aus dem Volk.

Doch diese royalen Freiheiten haben weitreichende Konsequenzen für die Ehepartner. Meghan Markle war es gewöhnt, von Zeit zu Zeit als Hollywood-Sternchen im Rampenlicht zu stehen. Doch bis zur Hochzeit war sie bekannt, nicht berühmt, sie hatte einen weitgehend normalen Alltag. Nach Austausch der Ringe war das vorbei. Nun ist sie ein royaler Weltstar, fortan ohne Privatleben. Sie muss sich den Gepflogenheiten, den königlichen Protokollen, unterordnen. Das heißt: Immer lächeln, immer verfügbar sein, das Bad in der Menge ist Pflicht, keine Kür.

Willem Alexander und seine Máxima – die Liebe steht über dem Amt

Doch die Widerstände, gegen die sich Harry und Meghan durchsetzen mussten, halten dem Vergleich zu Willem-Alexander und Máxima Zorreguieta nicht stand. Er war niederländischer Thronfolger, als seine Frau in sein Leben trat und er sich Hals über Kopf verliebte. Nur: Das Parlament wollte keine Zusage für die Hochzeit erteilen. Denn der Vater der Auserkorenen war Minister eines faschistischen Militärregimes in Argentinien und wusste von den dort verübten Greueltaten der Regierung, dazu zählten Folter und Mord. Lange wurde diskutiert, ob ein Mädchen unter den Taten ihres Vaters leider dürfe.

Willem-Alexander aber fasste seinen Entschluss: Die Liebe stand für ihn über dem Amt. Er entschied sich für Máxima. Diese legte ihre Wurzeln ab, zog sich für einige Zeit zurück nach Belgien, lernte niederländisch, genoss eine royale Ausbildung. Mit Erfolg. Sie bekam die niederländische Staatsbürgerschaft, überzeugte das Volk von sich, schlagfertig wie sie war, klug und schön. Eine Bürgerliche eroberte das Herz eines Thronfolgers und seiner ganzen Nation, hieß es damals. Und doch fand die Hochzeit ohne die Eltern der Braut statt. Berühmt und anrührend sind die Tränen Máximas bis heute, die sie während des Tangos „Adiós Nonino“ (Auf Wiedersehen Väterchen) vergoss.

2013 wird Willem-Alexander König, damals sagte er über seine Frau: „Sie bedeutet alles für mich. Mein Glück zuhause, meine Kinder, alles habe ich dank ihr. Sie ist mein Kumpel, mein Sparringspartner, sie ist kritisch, aber auch sehr sorgsam. Sie ist eine sehr besondere Frau. Es ist ein großes Glück, dass ich sie getroffen habe. Noch größer ist das Glück, dass sie ihr Leben mit mir teilen wollte.“

Prinz Charles als Vorreiter

Solche Worte waren von Prinz Charles am Ende seiner Ehe zu Prinzessin Diana nicht mehr zu vernehmen. Stattdessen: Es wäre ganz normal gewesen, damals, eine Geliebte zu haben. Wie das ausging ist heute allseits bekannt. Dennoch: Das Camilla-Gate löste einen Schock aus in der englischen Gesellschaft. Eine royale Ehe, geschieden, und das auch noch auf Anordnung der Queen höchstselbst – das konnte lange Zeit niemand fassen. Dann auch noch die Vermählung von Prinz Charles und Camilla, der Mätresse.

Was man Prinz Charles allerdings nicht absprechen kann: Er ist ein besserer Prinz, seitdem er Camilla aus Liebe geheiratet hat, glücklicher dazu. Er kann also, in jedem Ende steckt ein Neuanfang, als Vorreiter gesehen werden. Denn heute ist, auch Dank Charles und Camilla, die Heirat aus Liebe unter den Royals salonfähig.