Zehn qualvolle Jahre: Die „Staubfrau“ vom 11. September 2001

Ihr Bild ging um die Welt: Wenige Minuten, nachdem die beiden Flugzeuge das World Trade Center erfassten, schoss ein Pressefotograf ein Foto von Marcy Borders, inmitten einer riesigen Staubwolke. Die seither als „Staubfrau“ bekannte Amerikanerin brauchte zehn Jahre, um mit dem schrecklichen Erlebnis fertig zu werden. Sie verlor dabei fast alles.

Marcy Borders hatte einen Monat zuvor ihren neuen Job bei einer Bank angetreten, als der 11. September 2001 alles veränderte. Nachdem die Flugzeuge in das World Trade Center gekracht waren, verließ Borders panisch ihr Büro im 81. Stockwerk des Nordturmes, um nach draußen zu laufen und nachzusehen, was geschehen war. Gerade draußen angekommen, stürzte der Südturm in sich zusammen. „Ich konnte meine eigene Hand nicht mehr vor Augen sehen. Die Welt stand still“, sagte Borders der Zeitung „New York Post“. Kurz darauf wurde sie von Unbekannten in den Eingangsbereich eines anderen Gebäudes gezogen. Dort schoss Stan Honda, Fotograf der Nachrichtenagentur „AFP“, das Foto, das Borders inmitten einer gelblichen Staubwolke zeigt. Danach „war es, als sei meine Seele zusammen mit den Türmen zerstört worden“, so Borders.

Seit dem 11. September 2001 kämpfte die heute 38-Jährige buchstäblich ums Überleben. Sie wurde von Depressionen und Alpträumen geplagt und betäubte ihre Erinnerungen mit Drogen. „Ich fing an, Crack zu rauchen, weil ich nicht mehr leben wollte“, sagte Borders der Zeitung. „Mein Leben ist außer Kontrolle geraten. Ich habe seit fast zehn Jahren keinen einzigen Tag gearbeitet.“ Wenn sie ein Flugzeug sah, sei sie in Panik geraten – und wenn sie jemanden auf einem Gebäude erblickte, war sie sicher, dass er sie erschießen würde. Schließlich wurde Borders das Sorgerecht für ihre beiden Kinder entzogen.

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Erleichterung über den Tod Osama bin Ladens

Im April beschloss die 38-Jährige dann, dass es so nicht weitergehen konnte – und wies sich selbst in eine Entzugsklinik ein. „Ich wusste, dass ich ansonsten innerhalb weniger Wochen gestorben wäre“, sagte sie der „New York Post“. Eine Woche später erfuhr sie vom Tod Osama bin Ladens und war erleichtert. „Wegen ihm konnte ich nicht schlafen, ich träumte davon, dass bin Laden eine Bombe auf mein Haus wirft, aber jetzt habe ich Frieden.“

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Am 20. Mai verließ Borders die Klinik, um ein neues, besseres Leben anzufangen. Sie ist wieder mit ihrem Lebensgefährten Donald Edwards zusammengezogen und hat das Sorgerecht für ihre 18-jährige Tochter Noelle und ihren dreijährigen Sohn Zayden zurückbekommen.


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