Balian Buschbaum im Interview: „Mir war schon mit fünf klar, dass ich auf die Männertoilette gehe“

Balian Buschbaums hat gerade ein neues Buch herausgebracht (Bild: S. Fischer Verlage)
Balian Buschbaums hat gerade ein neues Buch herausgebracht (Bild: S. Fischer Verlage)

Was macht eine Frau zur Frau, einen Mann zum Mann? Eine ziemlich einzigartige Sicht auf diese Problematik hat Balian Buschbaum: Der kernige Typ mit Dreitagebart und Lederjacke war früher eine Weltklasse-Stabhochspringerin. Seine biologischen Geschlechtsmerkmale hatten schlicht nichts mit seiner männlichen Identität zu tun. Ein Schnitzer der Natur, den Buschbaum mit einer Geschlechtsangleichung aus dem Weg räumte. Mit Yahoo! spricht der 32-Jährige nicht nur über sein Penis-Geständnis bei „Let’s Dance“, er erklärt auch, warum Einparken so gar nichts mit dem Geschlecht zu tun hat.

Yahoo! Nachrichten: „Er funktioniert wie alle anderen auch, aber er steht einfach länger“ – mit diesen offenen Worten haben sie vor einigen Wochen in der RTL-Show „Let’s Dance“ überrascht. Ist Ihr Penis das, was die Leute am meisten an Ihnen interessiert?

Balian Buschbaum: Ich hoffe nicht, immerhin bestehe ich aus wesentlich mehr. Mir war bei meiner Zusage klar, dass dieses Thema zunächst im Vordergrund steht. Ich hoffe aber, dass die Menschen sehen, worum es wirklich geht: um den Weg zum Glück.

Dennoch war selbst Moderatorin Sylvie van der Vaart perplex ob so viel Direktheit. Ist Angriff im Fall von „Anderssein“ die beste Verteidigung?

Wir sind alle ein wenig anders. Schauen Sie doch nur mal in das Gesicht Ihres Nachbarn. Ganz zu schweigen davon, wie wir unterhalb der Gürtellinie aussehen. Erfreuen wir uns doch an der menschlichen Vielfalt und allem, was lebt und liebt.

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Also ist das Konstrukt Geschlecht, dem sich sogar ein eigener Studiengang (Gender Studies) widmet, womöglich nur Nebensache – selbst für Sie?

Ich musste jahrelang für das kämpfen, was andere in die Wiege gelegt bekommen haben. Wenn wir einen Menschen kennenlernen, können wir seinen Namen, sein Alter, seinen Beruf vergessen – doch sein Geschlecht wird uns kaum entfallen. Deshalb ist es so wichtig zu wissen, wer man ist.

Stichwort Identitätsfindung. Wie haben Ihre Eltern auf Ihre Geschlechtsangleichung reagiert?

So, wie ich es mir von allen Eltern dieser Welt wünsche, deren Kinder nicht der Norm entsprechen oder sich unangepasst verhalten. Sie standen voll hinter mir und wünschten sich nur, dass ich glücklich bin.

Haben Sie überhaupt je versucht eine Frau zu sein?

Ich war nie eine, warum sollte ich es versuchen? Mir war schon mit fünf Jahren klar, dass ich auf die Männertoilette gehe.

Inzwischen sind Sie ein Muster an Männlichkeit: mit Dreitagebart, muskulösen Oberarmen und Lederjacke.

Ich trete lediglich so auf, wie ich mich fühle. Heute ist mir nach Lederjacke, morgen nach feinem Sakko und übermorgen gehe ich in Jogginghose zum Bäcker. Sie essen ja schließlich auch nicht jeden Tag Spaghetti Bolognese.

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Gibt es noch etwas an Ihnen, das dezidiert weiblich ist? Wie sieht’s denn zum Beispiel mit dem Einparken aus?

Der Schweizer Psychiater C. G. Jung hat schon vor Jahrzehnten entdeckt, dass sowohl Anima und Animus, also ein weibliches und männliches Prinzip, in beiden Geschlechtern vorhanden sein muss. Schließlich haben uns beide Geschlechter gezeugt. Und zwischen mir und den Parklücken dieser Welt gab es noch nie ein Problem. Das liegt nicht am Geschlecht, sondern in den Genen. Letztes Jahr hat eine Blondine aus Düsseldorf die Deutsche Meisterschaft im Einparken gewonnen!

Sie selbst waren auch jahrelang sportlich aktiv…

Knapp 15 Jahre habe ich dem Leistungssport gewidmet. Um im Stabhochsprung wieder angreifen zu können, fehlen mir Möglichkeiten und Zeit. Aber wenn ich springen möchte, nehme ich einfach einen Stab in die Hand und fliege eine Runde.

Mit dem Ende ihrer Leistungssportlaufbahn kam 2007 die Geschlechtsangleichung – und ein neuer Name. Was bedeutet Balian eigentlich?

Er kommt aus dem Armenischen. Es gab einen Balian von Ibelin, der alles hinter sich ließ, was ihm wichtig war. Er verlor sein Haus, seinen Beruf und seine Frau und begab sich auf die Reise zu sich selbst. Seine Bestimmung war es, den Menschen zu helfen.

Das ist auch Ihr Ziel. Gerade haben Sie mit „Frauen wollen reden, Männer Sex“ ein 250 Seiten starkes Ratgeberwerk zum Spannungsfeld der Geschlechter geschrieben. Was sollte das eine über das andere Geschlecht unbedingt wissen, damit die Kommunikation funktioniert?

Männliche Gehirne kommunizieren ganz anders als weibliche. Männer sind direkter, kreisen nicht lange um ein Problem. Sie wollen zeitnahe Ergebnisse. Deshalb müssen Männer lernen, ihrer Auserwählten auch dann noch zuzuhören, wenn sie schon längst eine Lösung im Kopf haben. Frauen hingegen zweifeln mehr und machen sich Gedanken über ALLES. Sie sind eher auf der Suche nach Harmonie.

Worauf achten Sie eigentlich selbst bei der Partnerwahl?

Ich achte bei Frauen auf das Gesamtpaket. Mir ist wichtig, dass frau weiß, wer sie ist, ohne dabei eingebildet zu sein.

Wie wichtig ist das Thema Sex – und der eigene Orgasmus?

Jetzt wollen Sie es aber ganz genau wissen! Das Thema Sex ist sehr wichtig in einer Partnerschaft und natürlich lege ich großen Wert darauf, dass wir beide einen Höhepunkt erleben. Das ist ein schönes Geschenk, das man sich geben kann.