10 Verlierer des Jahres 2023: Die Ampel, der deutsche Fußball und Greta

Ein bewegtes Jahr ist fast Geschichte. Wie die Vorjahre war auch 2023 reich an Dramen, Tragödien und Enttäuschungen. Viele spielten sich leider in der Bundesrepublik ab. Ein Blick auf die 10 Verlierer des Jahres.

Symbolbild des deutschen Niedergangs: Die Ampelkoalition um Kanzler Olaf Scholz (Mitte), Wirtschaftsminister Robert Habeck (li.) und Finanzminister Christian Lindner (Foto: REUTERS/Annegret Hilse)
Symbolbild des deutschen Niedergangs: Die Ampelkoalition um Kanzler Olaf Scholz (Mitte), Wirtschaftsminister Robert Habeck (li.) und Finanzminister Christian Lindner. (Foto: REUTERS/Annegret Hilse)

Die Ampelkoalition

Die Bundesregierung erlebte ein Jahr voller Herausforderungen – und Niederlagen. Die Koalition aus SPD, Grünen und FDP sah sich mit anhaltenden internen Spannungen und wachsender öffentlicher Kritik konfrontiert. Politische Entscheidungen, insbesondere in Bezug auf die Energiekrise, das Gebäudeenergiegesetz, die Haushaltskrise und das viel diskutierte Bürgergeld führten zu einem großen Vertrauensverlust in der Bevölkerung.

Die Koalition, die einst als Symbol für einen neuen politischen Aufbruch in Deutschland gelten wollte, kämpfte mit immer weiter sinkenden Umfragewerten und einer unklaren politischen Richtung. Kurz vor dem Jahreswechsel ist die Stimmung für Rot-Grün-Gelb auf dem Nullpunkt angekommen: Ganze 33 Prozent der Bundesbürger würden noch die Regierungsparteien wählen, 32 Prozent die CDU.

Die Bundesrepublik Deutschland

Lange Zeit war die Bundesrepublik der Fels in der Brandung der EU, nun ist Deutschland wie zu Beginn der Nullerjahre wieder zum kranken Mann Europas geworden.

Der bevölkerungsreichste Staat Europas durchlebte ein äußerst schwieriges Wirtschaftsjahr. Angesichts globaler Unsicherheiten im Zuge des Ukrainekrieges, den immer noch spürbaren Folgen der Pandemie und der anhaltenden hohen Inflation rutschte Deutschland tiefer in eine Rezession. Seit dem dritten Quartal 2022 ist die bundesdeutsche Wirtschaft nicht mehr gewachsen; in drei der letzten vier Quartale schrumpfte die Konjunktur, einmal stagnierte sie. Die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt dürfte laut ifo Institut in diesem Jahr um 0,4 geschrumpft sein.

Die trüben wirtschaftlichen Aussichten führten nicht nur zu einer zunehmenden Belastung für Unternehmen und Verbraucher, sondern auch zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit. Die Rezession offenbarte die strukturellen Schwächen der exportabhängigen deutschen Wirtschaft und warf Fragen zur langfristigen Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie auf, die mit der Entwicklung von Schlüsseltechnologien wie Elektroautos oder künstliche Intelligenz immer seltener Antworten zu haben scheint.

Immobilienbesitzer

Die Folgen der wirtschaftlichen Talfahrt machen sich auch in einer der bislang erfolgsverwöhntesten Branche bemerkbar: der Immobilienbranche. Eigenheimbesitzer erlebten 2023 einen unerwarteten Wertverlust ihrer Immobilien.

Infografik: Wohnungsbau-Branche brechen die Aufträge weg | Statista
Infografik: Wohnungsbau-Branche brechen die Aufträge weg | Statista

Die wirtschaftlichen Turbulenzen und die Veränderung der Marktbedingungen führten zu einem empfindlichen Rückgang der Immobilienpreise, die in den Großstädten zweistellig an Wert nachgaben. Verkäufer und potenzielle Käufer stehen sich im Patt gegenüber: Immobilienbesitzer wollen angesichts der fallenden Preise nicht verkaufen, potenzielle Käufer sind durch die hohen Bauzinsen stranguliert. Die Folgen: Die Bauchbranche steht still wie seit Jahrzehnten nicht mehr – und das obwohl bundesweit inzwischen fast eine Million Wohnungen fehlen.

Der deutsche Fußball

Sowohl der DFB als auch die Frauen-Nationalmannschaft erlebten ein wahres Seuchenjahr. Die Länderspielbilanz der Männer-Nationalmannschaft fiel historisch schlecht aus: In elf Spielen hagelte es sechs Niederlagen; lediglich drei Siege wurden eingefahren. Die Folge: Nationaltrainer Hansi Flick wurde im September gefeuert.

Lange Gesichter auf der Bank: Hansi Flick bei seinem letzten Spiel als deutscher Nationaltrainer im September (Foto: REUTERS/Lisi Niesner)
Lange Gesichter auf der Bank: Hansi Flick bei seinem letzten Spiel als deutscher Nationaltrainer im September. (Foto: REUTERS/Lisi Niesner)

Einen Trainerwechsel gab es auch in der Frauen-Nationalmannschaft: Martina Voss-Tecklenburg schied Monate nach dem frühen Ausscheiden bei der Fußball-WM in Australien und Neuseeland aus ihrem Amt aus. Nach dem Horrorjahr 2023 ist die Debatte über die Zukunft und die Entwicklung des deutschen Fußballs voll entbrannt – nicht zuletzt angesichts der bevorstehenden Heim-WM im kommenden Jahr bei den Herren.

Borussia Dortmund

Der BVB gilt seit Jahren als Erzrivale des FC Bayern – am Ende aber auch als ewige Nummer zwei. 2023 hatte das Team von Trainer Edin Terzic nach einer starken zweiten Saisonhälfte und einer gleichzeitigen Schwächephase des FC Bayern plötzlich selbst alle Chancen auf den Titel. Doch Borussia Dortmund verpasste die goldene Gelegenheit auf die erste deutsche Fußballmeisterschaft seit 2011 im letzten Spiel gegen Mainz. Diese verpasste Chance hängt dem BVB zum Jahresende nach – der Club überwintert enttäuschend auf dem fünften Platz der Bundesligatabelle.

Eltern

Eltern in Deutschland standen vor enormen Herausforderungen. Der anhaltende Mangel an Kitaplätzen und die Schwierigkeiten im Bildungssystem wurden durch die Pandemie verschärft. Lösungen sind auch nach Abebben der Corona-Ausnahmesituation nicht in Sicht. Es fehlt weiter an Erziehern und Lehrern. Notbetreuugen sind inzwischen immer häufiger. Die anhaltende Misere führt zu einer Zunahme von Stress und der Belastung für Familien, die um die Kindergartenplätze und Ausbildung ihrer Kinder kämpfen.

Infografik: Erzieherinnen bundesweit dringend gesucht | Statista
Infografik: Erzieherinnen bundesweit dringend gesucht | Statista

Twitter / X unter Elon Musk

Vor zwei Jahren noch konnte sich Elon Musk als König der Welt fühlen – niemand war reicher als der Tesla-Chef. Doch auf dem Höhepunkt der Macht leistete sich Musk einen folgenreichen Fehlkauf. Für 44 Milliarden Dollar erwarb der exzentrische Multimilliardär den Social Media-Pionier Twitter, den er dieses Jahr in X umbenannte.

Die Übernahme bekam beiden schlecht: Nach der Akquisition kam es schnell zu einer Reihe von Kontroversen und Managementfehlern, die das Unternehmen in eine schwierige Lage brachten – Nutzer und Werbekunden flüchteten in Scharen. Der Social Media-Dienst verzeichnete einen schweren Einbruch des Unternehmenswerts. Musk selbst ist weiter mit 250 Milliarden Dollar reichster Mann der Welt, doch sein Image hat nach dem Twitter-Absturz und zahlreichen Eskapaden auf dem 280-Zeichendienst gelitten.

Greta Thunberg

Das gilt auch für Greta Thunberg. Der Kopf der Klimabewegung "Fridays-for-the-Future" erfuhr nach zahlreichen Solidaritätsbekundungen mit Palästina massiven öffentlichen Gegenwind. Die 20-Jährige hatte Israel des Genozids bezichtigt. "Völkermord zu begehen, ist weder Selbstverteidigung noch in irgendeiner Weise verhältnismäßig", schrieb Thunberg im Dezember in einem Meinungsbeitrag im britischen "Guardian" und schwedischen "Aftonbladet" zum Krieg im Gazastreifen.

Im November war Greta Thunberg bei einem öffentlichen Auftritt in Amsterdam von einem Klimaaktivisten verbal attackiert worden. Der deutsche Ableger von "Fridays for the Future" um Luise Neubauer distanzierte sich von Thunbergs Äußerungen deutlich. Seitdem tobt die Debatte um ihre Vorbildfunktion. Nach Jahren als Symbolfigur für den Kampf gegen den Klimawandel und als Ikone der Jugendbewegung, sah sich die junge Schwedin erstmals mit einer abnehmenden Resonanz auf ihre Botschaften konfrontiert.

Sam Bankman-Fried

Den dramatischsten aller Abstürze in der Wirtschaftswelt erlebte eine einst führende Figur in der Welt der Kryptowährungen – Sam Bankman-Fried. Der Gründer und CEO der Kryptobörse FTX wurde bereits 2022 inhaftiert, doch der Prozess um den Zusammenbruch seines Krypto-Imperiums erfolgte im Herbst 2023. Die Verurteilung des früheren "Crypto Kings" steht symbolisch für die Risiken und Volatilität der Kryptowährungsbranche: Bankman-Fried drohen bis zu 115 Jahre Haft.

René Benko

Einen tiefen Fall erlebte auch der österreichische Immobilienmagnat René Benko. Der 46-Jährige war in den vergangenen Jahren mit seiner Immobilien-Holding Signa zum Milliardär aufgestiegen. Benko investierte bevorzugt in hochwertige Immobilien in zentralen Lagen großer Städte. 2014 expandierte Signa mit der Übernahme von Galeria Karstadt Kaufhof in den Einzelhandel.

Zweifel an der Tragfähigkeit des Geschäftsmodells gab es im Umfeld rapide steigender Bauzinsen schon länger – Ende 2023 folgte der große Knall. Die Signa Holding musste Insolvenz anmelden und Benko die Führung abgeben. Betroffen vom tiefen Sturz des Immobilienriesen sind auch deutsche Projekte wie der sich gerade im Bau befindende Elbtower in Hamburg.

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