Adam Driver und die Angst vor dem Tod: Das sind die Streaming-Tipps der Woche
Adam Driver rechnet im Mystery-Drama "Weißes Rauschen" mit dem Ende der Welt. Währenddessen tun sich in der ZDF-Serie "Gestern waren wir noch Kinder" bei einer scheinbar perfekten Familie Abgründe auf. Welche Streaming-Highlights die kommende Woche noch bereithält, verrät die Übersicht.
Beim Filmfestival in Venedig war Noah Baumbachs Familiendrama "Weißes Rauschen" für einen Goldenen Löwen nominiert. Ab 30. Dezember gibt es den Film mit Adam Driver in der Hauptrolle bei Netflix zu sehen. Satirisch überhöht thematisiert das Drama die Angst vor dem Tod - und das mit prominenter Besetzung. Auch Lars Eidinger und Greta Gerwig standen für die Romanverfilmng vor der Kamera. Was Netflix, Disney+ und Co. in den nächsten Tagen sonst noch zu bieten haben, erfahren Sie in der Übersicht.
"Weißes Rauschen", Netflix
Das Leben von Jack (Adam Driver) und Babbette (Greta Gerwig) ist ruhig, ereignislos, bisweilen geradezu öde - und doch rechnen sie immer damit, dass es bald zum großen Knall kommt. Den beiden, die gemeinsam mit vier Kindern eine 80er-Jahre-Patchwork-Familie bilden, irgendwo in einem fiktiven Provinznest im mittleren Westen der USA, fehlt es eigentlich an nichts. Gleichzeitig sind sie geplagt von der unbegründeten Angst, bald sterben zu müssen. Und dann wird es auf einmal ernst in "Weißes Rauschen".
Jack Gladney arbeitet als Experte für Hitler-Studien am örtlichen College. Er sammelt gerne, vor allem Dinge, die mit Hitler zu tun haben. Und er ist paranoid, genau wie seine vierte Ehefrau Babbette, die ebenfalls glaubt, ihr Tod stünde kurz bevor. Dann ein Unfall, ganz in der Nähe. Ein Öllaster kollidiert mit einem Güterzug, eine seltsame Wolke breitet sich aus. Die Medien sprechen von einem "Airborne Toxic Event". Ist die Zeit von Jack und Babbette nun also gekommen?
"Weißes Rauschen" (1985) gehört zu den bekanntesten Werken von US-Autor Don DeLillo, nach Verfilmung seiner Romane "Cosmopolis" (2012) und "The Body Artist" (2016) erfährt nun auch die satirisch-düstere Geschichte um Professor Jack Gladney ihre filmischen Weihen. Im Sommer eröffnete "Weißes Rauschen" die Filmfestspiele von Venedig, ab 30. Dezember ist das Mystery-Drama von Oscar-Kandidat Noah Baumbach ("Marriage Story") bei Netflix zu sehen.
"Gestern waren wir noch Kinder", ZDFmediathek
Anna Klettmann (Maria Simon) wurde ermordet. Getötet hat sie ihr eigener Mann - an ihrem 44. Geburtstag. Was Peter (Torben Liebrecht) dazu bewogen hat, seine große Liebe nach dem gemeinsamen Familienfrühstück zu erstechen, weiß keiner. Auch die Tatsache, dass Hund Bruno seit der Tat spurlos verschwunden ist, gibt den Ermittlern um Polizist Tim Münzinger (Julius Nitschkoff) sowie den drei Kindern des Paares Rätsel auf - immerhin schien nur wenige Stunden zuvor in der Familie noch alles perfekt zu sein.
Dass die Ehe der Klettmanns vieles, aber eben nicht perfekt war, offenbart der ZDF-Dreiteiler "Gestern waren wir noch Kinder" nur Stück für Stück. Mit viel Bedacht erzählen Nina Wolfrum (Regie, "Tatort", "Nord bei Nordwest") und Natalie Scharf (Buch, "Frühling") eine Liebesgeschichte, die einen weitaus vielschichtigeren Einblick in das Seelenleben der Protagonisten gewährt als viele vergleichbare TV-Produktionen. Die Reihe, laut ZDF ein "Genre-Mix aus Familienserie und Thriller", hat Tiefe - und läuft schon vor der regulären TV-Ausstrahlung ab 30. Dezember in der ZDFmediathek.
"The Witcher: Blood Origin", Netflix
Nach Romanen, einer Computerspielreihe und Serien gibt es jetzt Neues aus dem "Witcher"-Universum. Das Prequel "Blood Origin" erzählt ab 25. Dezember, warum die Welt des Netflix-Hits "The Witcher" ein düsterer Ort voller Ungeheuer geworden ist. Die Handlung ist rund 1.200 Jahre vor den Ereignissen der Serie angesiedelt. Die Gründe haben viel mit Größenwahn, Überlegenheitsfantasien und den letzten Zuckungen eines kollabierenden Imperiums zu tun. Den Todesstoß bekommt es von einer Art glorreicher Sieben aus Elfen, Zwergen und Zauberern. Allen voran Éile (Sophia Brown) und Fjall (Laurence O'Fuarain): Anfänglich verfeindet, finden die Krieger Gefallen am gemeinsamen Kampf - und erschaffen ein Monster, um Monster zu bekämpfen.
Einerseits herrlich unprätentiös, nimmt sich "Blood Origin" nicht ernster als nötig und haut drauf, wo draufgehauen werden muss. Anderseits ist einfach viel zu viel los, als dass vier Episoden ausreichen würden, um allen Figuren und Handlungssträngen gerecht zu werden. Immerhin steigert die Miniserie die Vorfreude auf die dritte richtige "Witcher"-Staffel, die Netflix im Sommer zeigen will - dann ein letztes Mal mit Henry Cavill in der Hauptrolle.
"Barbarian", Disney+
Nichts für schwache Nerven ist der Horrorfilm "Barbarian", der am 28. Dezember mit einer Altersfreigabe von 18+ bei Disney+ debütiert. Als Tess (Georgina Campbell) für ein Vorstellungsgespräch nach Detroit reist, muss sie wegen einer Doppelbuchung ein Miethaus mit Keith (Pennywise-Star Bill Skarsgård) teilen - was bald aber ihr geringstes Problem ist. Zunächst hört die junge Frau nachts Schritte in ihrem Zimmer, wenig später entdeckt sie auf eine versteckte Gruft im Keller und Spuren, die darauf hindeuten, dass in dem modrigen Verlies jemand gefangen ist.
"Barbarian" kommt mit etwas Verspätung und großen Vorschusslorbeeren nach Deutschland. International spielte der atmosphärische und teils recht blutige Schocker mit 45 Millionen Dollar das Zehnfache seiner Produktionskosten ein. Auf renommierten Filmplattformen wie "IMDb" und "Rotten Tomatoes" überschlugen sich Kritiker förmlich über den Film des Ex-Sitcom-Stars und jetzigen Regisseurs Zach Cregger. Horrorfans erwartet in "Barbarian" aber nicht nur waschechter Grusel, sondern auch humoristische Einschübe und gesellschaftlich heiß diskutierte Themen wie Machtmissbrauch, männliches Patriarchat und MeToo.
"Jurassic World: Ein neues Zeitalter", WOW
Der moderne Mensch kennt keine andere Welt als die, in der er konkurrenzlos an der Spitze der Nahrungskette steht. Das gilt im Grunde auch noch für die Welt der ersten fünf "Jurassic"-Filme - die Dinos waren eingesperrt in Gehegen oder auf Inseln. Für "Jurassic World: Ein neues Zeitalter" (ab 25. Dezember, WOW) gilt es nicht mehr. Die Dinosaurier sind nämlich auf dem besten Weg, den gesamten Planeten zu erobern. Sie verbreiten und vermehren sich rasant - und sie wollen ... fressen.
Wie man mit diesem Desaster umgeht, dazu gibt es dann unterschiedliche Strategien. Da sind diejenigen, die den Dinosauriern quasi den Krieg erklären, sie einfangen und ausrotten wollen. Und dann sind da die bekannten "Jurassic Park"- und "Jurassic World"-Helden, die einen anderen Weg suchen. Dr. Malcolm (Jeff Goldblum), Dr. Grant (Sam Neill), Dr. Sattler (Laura Dern), Claire Dearing (Bryce Dallas Howard) und Raptoren-Flüsterer Owen Grady (Chris Pratt).
Nicht jeder Dino in "Jurassic World: Ein neues Zeitalter" ist ein Monster, einige sind vollkommen friedlich und auch mit knapp 40 Tonnen echt knuffig. Aber natürlich inszeniert Regisseur Colin Trevorrow, der auch am Drehbuch mitschrieb, den Film als das, was man letztlich sehen will: ein spektakuläres Was-wäre-wenn-Horrorszenario, das in Sachen Action alle Register zieht und technisch wieder einmal neue Maßstäbe setzt. Der T-Rex, die Raptoren und all die anderen Urzeit-Giganten: In den letzten 65 Millionen Jahren waren sie nie so lebendig wie in "Jurassic World: Ein neues Zeitalter".