AfD-Spitzenkandidat Maximilian Krah zieht sich aus Bundesvorstand zurück

AfD-Spitzenkandidat Maximilian Krah zieht sich aus Bundesvorstand zurück

Maximilian Krah, der Spitzenkandidat der rechtspopulistischen Alternative für Deutschland (AfD) für die Europawahl, ist auf Druck des französischen Rassemblement National (RN), der italienischen Lega Nord (LN) und der Dänischen Volkspartei (DF) aus dem Bundesvorstand der Partei ausgetreten.

"Ich nehme zur Kenntnis, dass sachliche und differenzierte Aussagen von mir als Vorwand missbraucht werden, um unserer Partei zu schaden", schrieb Krah in einer auf X veröffentlichten Erklärung.

"Das Letzte, was wir derzeit brauchen, ist eine Debatte um mich. Die AfD muss ihre Einigkeit bewahren. Aus diesem Grunde verzichte ich ab sofort auf weitere Wahlkampfauftritte und trete als Mitglied des Bundesvorstands zurück.", fügte er hinzu.

Es ist derzeit unklar, ob er noch für die AfD bei der Europawahl kandidiert. Die Parteigremien der AfD wollen am Mittwoch über das Thema beraten, sagte die Co-Vorsitzende der AfD-Bundestagsfraktion, Alice Weidel. Sie ist zugleich Bundessprecherin ihrer Partei.

Nicht alle SS-Mitglieder seien Verbrecher gewesen

Vor seinem Rücktritt des Bundesvorstandes der AfD hatte Krah der italienischen Zeitung "La Repubblica" erklärt, dass er niemals sagen würde, dass jeder, der während des Zweiten Weltkriegs der paramilitärischen Truppe „Schutzstaffel“ (SS) angehörte, "automatisch ein Verbrecher" gewesen sei. das Interview wurde am 18. Mai in "La Repubblica" veröffentlicht.

"Man muss die Schuld von Fall zu Fall beurteilen. Am Ende des Krieges gab es fast eine Million SS-Männer. Auch Günter Grass war in der Waffen-SS", sagte er. Danach erzählte Krah von der Familie des Literaturnobelpreisträgers und denjenigen deutschen Bauern, die ebenfalls Mitglieder der SS waren. "Es gab gewiss einen hohen Prozentsatz an Kriegsverbrechern unter ihnen, aber nicht alle", sagte er der italienischen Zeitung.

Selbst Rechtspopulisten reagierten empört

In einem koordinierten Schritt kündigten am Dienstag mehrere Verbündete der AfD in der rechtspopulisischen Fraktion Identität und Demokratie (ID) des Europäischen Parlaments an, dass sie ihr Bündnis mit der deutschen Partei wegen der Kommentare beenden würden.

Anders Vistisen, der Spitzenkandidat der dänischen rechtspopulistischen Partei DF, der die Fraktion auch in den Vorwahldebatten vertritt, schrieb am Dienstagabend auf X, dass "Maximilian Krah von der AfD mit seinen Äußerungen und Handlungen gezeigt hat, dass er nicht in die ID-Fraktion gehört." Er fügte hinzu: "Wenn die AfD die Situation nicht ausnutzt und Krah loswird, ist die Position des DF, dass die AfD die ID-Fraktion verlassen muss."

Der bisherige AfD-Europaabgeordnete Nicolaus Fest, der seine ehemalige Partei oft kritisiert hat und deshalb aus der AfD geworfen wurde, sagte, dass die Reaktion der ID-Fraktion ihn nicht überrasche. Krah würde "geschichtsrevisionistisch" denken und versuchen "die großen Menschheitsverbrechen als Taten einiger weniger zu deklarieren".

AfD hat rote Linien überschritten

In Frankreich bestätigte Jordan Bardella, der Spitzenkandidat der RN, während einer Fernsehdebatte am Dienstagabend, dass seine Partei nach der Europawahl vom 6. bis 9. Juni nicht mehr mit der AfD zusammenarbeiten werde.

"Ich denke, dass die AfD, mit der wir in den vergangenen fünf Jahren im Europäischen Parlament zusammenarbeiten durften, einige Grenzen überschritten hat, die ich als rote Linien betrachte, und deshalb wird das Rassemblement National nach der Europawahl neue Verbündete haben, aber nicht mehr mit der AfD zusammenarbeiten", sagte er dem Fernsehesender LCI.

Eine Quelle von der italienischen Partei Lega Nord sagte Euronews, dass Matteo Salvini und Marine Le Pen (RN) wie immer auf einer Linie liegen würden und sich einig seien, was darauf hindeutet, dass die Lega Nord die RN und die DF beim Ausschluss der AfD aus der Fraktion unterstützen wird.