Beck gewinnt nach furiosem Endspurt

Beck gewinnt nach furiosem Endspurt
Beck gewinnt nach furiosem Endspurt

Nach dem goldenen Fotofinish nach doppelter Aufholjagd ließ sich Leonie Beck von den Strapazen der zehn Kilometer nichts anmerken. Die alte und neue Freiwasser-Europameisterin klatschte mit ihren italienischen Trainingskolleginnen ab und strahlte über das ganze Gesicht. Durch ihren furiosen Sieg auf dem letzten Meter bei der EM in Belgrad unterstrich die 27-Jährige 57 Tage vor dem Olympiarennen ihre Ambitionen auf eine Medaille.

„Das ist ein großartiges Ergebnis auf dem Weg nach Paris“, sagte Beck, die im Gegensatz zu Olympiasieger Florian Wellbrock nicht auf die EM-Teilnahme verzichtete: „Es war ein tolles Rennen. Ich habe im Finish alles gegeben. Am Ende hatte ich ein bisschen Glück beim Anschlag.“

Ein Wimpernschlag vor Italienerin

Nach 2:00:54,8 Stunden hatte die dreimalige Weltmeisterin nur eine Zehntelsekunde vor der Italienerin Barbara Pozzobon angeschlagen - obwohl sie eigentlich schon 800 m zuvor an ihr vorbeigezogen war. Doch dann schwamm die Würzburgerin, die vor den Toren Roms lebt und trainiert, nicht die Ideallinie und stellte an der letzten Boje fest, dass sie wieder deutlich zurücklag. Mit einem furiosen Endspurt holte Beck Pozzobon noch einmal ein und schlug ganz knapp vor ihr an.

Auch wenn die niederländische Olympiasiegerin und aktuelle Weltmeisterin Sharon van Rouwendaal sowie die Konkurrentinnen aus Übersee fehlten, war der erfolgreiche Test für Olympia wichtig. „Ein gutes Resultat ist immer gut für den Kopf“, sagte Beck, die im vergangenen Jahr mit ihrem Doppeltriumph bei der WM in Japan und ihrem Weltcupgesamtsieg das Freiwasserschwimmen bei den Frauen dominiert hatte, dem SID. Im Februar in Katar hatte sie ihre beiden WM-Titel verloren - vor allem, weil sie mit der niedrigen Wassertemperatur nicht klarkam.

Dieses Problem, das sie auch bei Olympia erwarten könnte, glaubt Beck ausgeräumt zu haben. Zuletzt schwamm sie im Weltcup auf Sardinien bei knapp über 18 Grad auf Platz drei. „Es ist auch eine Kopfsache“, sagt sie: „Es war mir wichtig, dass ich mir selbst beweise, dass es keine Hürde sein sollte.“

Beck sorgt sich über Wasserqualität in Paris

Größere Sorgen bereiten Beck die Meldungen über die schlechte Wasserqualität in der Seine. Trotz Investitionen von 1,4 Milliarden Euro musste zuletzt erneut ein Testrennen abgesagt werden, weil der Fluss nach Regenfällen mit Fäkalien, Pestiziden und Abfall verdreckt war.

„Es ist schwierig, wenn sie keinen Plan B haben, sondern zu 100 Prozent daran festhalten, in der Seine zu schwimmen, auch wenn die Wasserqualität so schlecht ist, dass man die Gesundheit der Athleten riskiert“, sagte Beck. Stattdessen sollte lieber „auf der Ruderregattastrecke oder in einem See“ geschwommen werden. „Ich denke, dass der mediale Druck jetzt auch zunimmt, weil die Leute sagen, die Seine ist die Toilette von Paris.“