"Mamma mia!" Schlagerstar redet die ZDF-Expertenrunde in Grund und Boden

Gaststar Giovanni Zarrella (Zweiter von rechts) dominierte die Expertenrunde mit Laura Freigang, Per Mertesacker (links) und Christoph Kramer. (Bild: ZDF)
Gaststar Giovanni Zarrella (Zweiter von rechts) dominierte die Expertenrunde mit Laura Freigang, Per Mertesacker (links) und Christoph Kramer. (Bild: ZDF)

Sensationelles Spanien, ideenloses Italien. Am Ende verloren die Italiener "nur" 0:1, weil die Spanier mit ihren Chancen fahrlässig umgingen und der beste Italiener in Person von Donnaruma im Tor stand. Obwohl: Einer war noch besser. Der zauberhafte Zarrella auf der Expertencouch.

Die Blauen (Gli Azurri) erlebten ihr blaues Wunder. Spanien machte seinem Spitznamen "La Furia roja" alle Ehre und spielte den Gegner wütend in Grund und Boden. Dass es am Ende "nur" 0:1 hieß, hatten die Italiener ihrem Besten, dem Keeper, zu verdanken. Donnerwetter Donnarumma! Der machte die Spanier mit seinen Paraden wahnsinnig. Nur gegen das Eigentor, das ihm sein Verteidiger Calafiori in die Maschen stolperte, hatte er keine Chance.

Wahrscheinlich hätte den Italienern an diesem Abend nur einer helfen können: Giovanni Zarrella. Der saß in der ZDF-EM-Arena als Special Guest auf der Expertencouch und stahl allen die Show. "Man of the Match" wurde Williams. So eine Auszeichnung - Man of the Expertenrunde? - hätte auch Zarrella verdient. Oder, noch besser, einen unterschriftsreifen ZDF-Expertenvertrag.

Der einzige italienische Gewinner beim Spiel Spanien - Italien: Giovanni Zarrella überzeugte als ZDF-Gastexperte - und sang sogar die italienische Hymne. (Bild: ZDF)
Der einzige italienische Gewinner beim Spiel Spanien - Italien: Giovanni Zarrella überzeugte als ZDF-Gastexperte - und sang sogar die italienische Hymne. (Bild: ZDF)

Prinzipiell ist die Runde, die sich da neben Obererklärbär Jochen Breyer ("'Spielermaterial' sagt man nicht, Menschen sind kein Material.") lässig wie in einer Shisha-Bar auf der Couch lümmelt, ja ohnehin dufte. Die Frotzeleien zwischen dem Lulatsch Per Mertesacker und dem WM-Finale-Vergesser Christoph Kramer sind so putzig und Laura Freigang zwischen den Typen so cool und lässig - das ist schon eine Freude.

Mertesacker verlor schon beim tristen England-Gepölle (1:1 gegen Dänemark) fast die Fassung und (wegen der verlorenen Wette gegen Kramer) sein Sakko - und zwar an einen Hertha-Fan im Publikum. Dem ist zu wünschen, dass er das schimmelgrüne Teil bei Kleinanzeigen unkompliziert wieder loswird. Es schien alles auf Business as usual programmiert.

Aber dann kam Giovanni Zarrella, quasi aus der Tiefe des Raums und er wurde unaufhaltsam. Eigentlich ist ja heutzutage Schlager sein Metier, egal ob selbst gesungen oder als Moderator präsentiert. Aber der Mann hat noch viel mehr drauf. Egal, was Breyer auch fragte, Zarrella hatte eine Antwort. Er sang sogar, einfach so und astrein, die italienische Nationalhymne! Was er über Fußball (egal ob über Italien, Spanien oder Deutschland) sagte, war auf den Punkt. Kein so verschwurbeltes Geschlaumeiere, das sich an Floskeln entlanghangelt. Nein, Zarrella wusste alles über Taktik, vergangene wie gegenwärtige, kannte sich in der Historie aus und knallte der Runde italienische Spielernamen vor den Latz, die andere erst im mehrtägigen Seminar auswendig lernen müssten.

Jochen Breyer gab den Erklärbär:
Jochen Breyer gab den Erklärbär: "Spielermaterial sagt man nicht." (Bild: ZDF)

Ein Fremdgeher-Experte auf der Expertencouch! Unaufgeregt, souverän und verbal so stark wie Williams im Dribbling! Und ehrlich: "Früher hab ich mich fast geschämt, wenn die Italiener solche Spiele gewonnen haben. Einmal ein langer Ball und Tor." Das waren die Erben des Betonmisch-Fußballs. Zuletzt aber konnte er "endlich mal wieder stolz auf den italienischen Fußball sein". Nur halt leider an diesem Abend nicht. Aber das hatte der Fußballfuchs natürlich auch geahnt.

"Spanien liegt uns überhaupt nicht. Die haben uns zuletzt zweimal in der Nations League hergespielt." Zur Halbzeit, es stand glücklich noch 0:0, meinte er: "Mamma mia, es ist das Spiel geworden, das ich befürchtet habe." 45 Minuten später war er auch noch fairer Verlierer: "Das war eine beeindruckende Machtvorstellung der Spanier. Das hat schon wehgetan."

Die Spanier spielten Italien an die Wand, die Fans rasteten aus. Zarrella:
Die Spanier spielten Italien an die Wand, die Fans rasteten aus. Zarrella: "Das hat wehgetan." (Bild: ZDF)

Das italienische Fußballherz mag geblutet haben. Das Herz des Fußballfans hüpfte. Nicht nur wegen der entfesselten Spanier, sondern wegen Zarrella. Dessen Fachkenntnis kommt, das muss man sagen, nicht von ungefähr. Einst, lange bevor er sich als Popsänger in die Casting-Truppe Bro'Sis sang, kickte er zwei Jahre in der Jugend der AS Rom. Deren leidenschaftlicher Fan ist er immer noch. Zum Leidwesen seiner Frau Jana Ina hört er daheim täglich einen römischen Radiosender. Fußballradio, natürlich.

Schafft's Italien trotz der Schlappe in die K.o.-Runde? Kroatien steht im Weg. Zarrella war erneut ehrlich: "Ich mache mir große Sorgen." Kroatien gilt als überalterte Mannschaft, aber Zarrella relativierte: "Es heißt, jedes alte Pferd hat noch ein gutes Rennen. Und die Kroaten haben ihres noch nicht gehabt ..."

Möge es Italien schaffen (sie müssen ja nicht weiter kommen als die Deutschen). Möge das ZDF noch einige Italien-Spiele übertragen. Und bitte immer den zauberhaften Zarrella am Start haben.