Die beste Serie, die niemand kennt: Das indigene Meisterwerk "Reservation Dogs" geht zu Ende

"Reservation Dogs" mit Devery Jacobs (links) und D'Pharaoh Woo-A-Tai: Das zeitgenössisch-indigene Meisterwerk "Reservation Dogs" des US-Streamingdienstes FX schließt mit zehn Episoden der dritten und letzten Staffel die Geschichte von vier Reservats-Jugendlichen und zahlreichen grandiosen Nebenfiguren ab. (Bild: Shane Brown/FX)
"Reservation Dogs" mit Devery Jacobs (links) und D'Pharaoh Woo-A-Tai: Das zeitgenössisch-indigene Meisterwerk "Reservation Dogs" des US-Streamingdienstes FX schließt mit zehn Episoden der dritten und letzten Staffel die Geschichte von vier Reservats-Jugendlichen und zahlreichen grandiosen Nebenfiguren ab. (Bild: Shane Brown/FX)

Vier indigene Jugendliche suchen in und außerhalb eines Reservates im heutigen Amerika ihren Weg ins Leben. Ab Mittwoch, 29. November, läuft die dritte und letzte Staffel einer der besten TV-Serien der Gegenwart bei Disney+. Warum blieb das grandiose "Reservation Dogs" bis heute ein Geheimtipp?

Sterlin Harjo, der selbst in einem Reservat in Oklahoma aufwuchs, dürfte derzeit einer der künstlerisch erfolgreichsten Serienmacher Amerikas sein. Die Kritiker-Metabörse "Rotten Tomatoes" bewertet die finalen zehn Episoden seiner indigenen Coming-of-Age-Serie "Reservation Dogs" (ab Mittwoch, 29.11., Disney+) zu 100 Prozent "fresh", also positiv - ein überragender Wert. Über drei Staffeln begeisterte die vielleicht lustigste und gleichzeitig traurigste Serie über das Heranwachsen unter schwierigen Bedingungen Kritiker und Publikum. Erzählt wird darin von Bear (D'Pharaoh Woo-A-Tai), Elora Danan (Devery Jacobs), Willie Jack (Paulina Alexis) und Cheese (Lane Factor). Zwei Jungen und zwei Mädchen zwischen 16 und 18 vielleicht, die in einem tristen und doch irgendwie abenteuerlich bunten Reservat aufwachsen.

Der Titel der Serie, die von Oscarpreisträger Taika Waititi ("Jojo Rabbit") als Produzent unterstützt wird, spielt auf Quentin Tarantinos Erstlingswerk "Reservoir Dogs" an - eine existenzialistische Gangsterballade. Von einer Gang von Jugendlichen, deren Träume teils im, teils außerhalb ihres Oklahoma-Reservates liegen, erzählen auch die insgesamt 28 Folgen über drei Serien-Staffeln. Sie gehören mit zum Kreativsten und Berührendsten, was das US-Fernsehen oder Streaming in den letzten Jahren zu bieten hatte: Man schaut wunderbaren Charakteren in die Seele, sieht perfekt besetzte Rollen, hört Dialoge zum Niederknien und muss immer wieder über den außergewöhnlich trockenen bis kruden Humor lachen, der ein tiefes Mitfühlen der menschlichen Existenz in all ihre Höhen und Tiefen transportiert. Doch warum bloß wurde "Reservation Dogs" nicht mit Emmys überhäuft, wie es die Serie verdient gehabt hätte?

Die wohl lustigste und gleichzeitig traurigste Coming-of-Age-Serie der Gegenwart geht zu Ende, von links: Willie Jack (Paulina Alexis), White Jesus (Brandon Boyd) Cheese (Lane Factor), Bear (D'Pharaoh Woo-A-Tai) und Elora Danan (Devery Jacobs) tauschen sich über Weisheiten des Lebens aus. (Bild: Shane Brown/FX)
Die wohl lustigste und gleichzeitig traurigste Coming-of-Age-Serie der Gegenwart geht zu Ende, von links: Willie Jack (Paulina Alexis), White Jesus (Brandon Boyd) Cheese (Lane Factor), Bear (D'Pharaoh Woo-A-Tai) und Elora Danan (Devery Jacobs) tauschen sich über Weisheiten des Lebens aus. (Bild: Shane Brown/FX)

Authentischer Blick ins Reservat: Indigene Serie von indigenen Kreativen

Bei den am 15. Januar zu vergebenden Emmys, dem wichtigsten TV-Preis der Welt, ist "Reservation Dogs" nur in der Nebenkategorie "Tonschnitt" nominiert. Überhaupt erstaunt es, wie das vom Disney-Sender FX produzierte Meisterwerk, das wirklich von jedem geliebt wird, der in die Serie "eingestiegen" ist, nicht deutlich mehr und bedeutendere Preise gewann. Immerhin gab es Nominierungen als beste Comedy beim "Golden Globe" oder beim "Writers Guild of America Award". Der ganz große Triumph blieb der Dramedy, bei der fast alle Gewerke mit indigenen Fachkräften besetzt wurde, verwehrt. Aber das kennen sie ja schon aus ihrer Geschichte, die Native Americans.

Auch in Deutschland warb der Streamingdienst Disney fast gar nicht für eine der besten Serien, die der Streamingdienst in seinem Portfolio hat. So geht ein Must-See-Programm, ja eine Seriensituation, die kaum jemand hierzulande gesehen hat, nach zwei Jahren (2021 bis 2023) zu Ende. Höchste Zeit, "Reservation Dogs" selbst zu entdecken und weiterzuempfehlen.

Bear (D'Pharaoh Woo-A-Tai) trifft natürlich auch in Staffel drei "Spirit" (Dallas Goldtooth), seinen Ratgeber in philosophischen Fragen. Der "Geist" gibt Antworten, die nicht immer leicht zu verstehen sind - und manchmal auch nach ziemlichen "Bullshit" klingen.  (Bild: Shane Brown/FX)
Bear (D'Pharaoh Woo-A-Tai) trifft natürlich auch in Staffel drei "Spirit" (Dallas Goldtooth), seinen Ratgeber in philosophischen Fragen. Der "Geist" gibt Antworten, die nicht immer leicht zu verstehen sind - und manchmal auch nach ziemlichen "Bullshit" klingen. (Bild: Shane Brown/FX)