Bier trinken für Flüchtlinge

Helfen und spenden mit einem Kneipenbesuch: Der Kreisverband von „Die PARTEI“ in Koblenz trinkt und lässt trinken. Alles für den guten Zweck. Pro Bier spenden Wirte Geld für die Flüchtlingshilfe.

Biertrinken für Flüchtlinge: Die PARTEI Koblenz beim Fotoshooting (Foto: Die PARTEI, Kreisverband Koblenz)
Biertrinken für Flüchtlinge: Die PARTEI Koblenz beim Fotoshooting (Foto: Die PARTEI, Kreisverband Koblenz)

Wer an diesem Wochenende in der Koblenzer Innenstadt ein Bier bestellt, tut ganz nebenbei Gutes. Möglichst viel trinken und damit möglichst viel spenden, so einfach klingt das Konzept der feucht-fröhlichen Aktion von „Die PARTEI“. Die Grundidee: Pro Getränk geht ein von den Kneipiers gewählter Anteil an die Koblenzer Flüchtlingshilfe. Über das genaue Spendensystem entscheiden die Wirte selbst. Einige stellen Sammeldosen auf, andere spenden einen Teil des Erlöses. „Wir sind mit einigen Parteigenossen rumgezogen und haben die Idee vorgestellt“, erklärt Christoph Münch, sogenannter Bierbeauftragter des Kreisverbands. Von den fünfzehn angefragten Kneipiers ließen sich immerhin sieben überzeugen. Derzeit werde in der Diskussion um Flüchtlinge laut Münch „viel Unsinn“ verbreitet. Darum sollten vor allem auch „junge Leute laut werden und nicht immer nur das Negative betont werden.“

Trinken und trinken lassen: Dass die „Partei“-Mitglieder selbst ordentlich mitspenden wollen, ist sicher. Keine Lügen, keine falschen Versprechen wie bei anderen Politikern üblich, lautet das Credo der Mitglieder. Entscheidend für sie sei, das Hauptaugenmerk auf die Flüchtlingshilfe in Koblenz zu legen, um den Menschen zu helfen, die vor Krieg, Hunger, Gewalt und Verfolgung geflohen sind. „Unser Ziel ist es, eine Willkommenskultur zu etablieren und den Menschen dabei zu zeigen, dass jeder einzelne ein wertvoller Teil unserer Gemeinschaft ist”, sagt Sebastian Beuth, Erster Parteivorsitzender des Kreisverbands. „Auch wenn der Veranstalter politische Wurzeln hat, so positioniert sich keiner der an der Spendenaktion beteiligten Lokalitäten für diese Partei“, betont er. 

Was mit den Spenden passiert, erfährt jeder Kneipenwirt

Bundesweit erlangte „Die PARTEI“, das bedeutet „Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiative“ Kultstatus. Gegründet wurde sie von Redakteuren des Satire-Magazins „Titanic“ und wird seitdem immer wieder – ihren Mitgliedern zufolge fälschlicherweise als Spaß-Partei bezeichnet. Ihr bekanntester Vertreter, Martin Sonneborn, ist mittlerweile Abgeordneter im Europäischen Parlament.

Dem Koblenzer Vorsitzenden Sebastian Beuth zufolge gehe es einzig um die gute Sache, nicht um Politik. Ganz nebenbei dürfte die Aktion jedoch auch eine perfekte Werbung für den neu gegründeten Koblenzer Kreisverband sein. Der besteht erst seit zwei Monaten und zählt aktuell zwanzig Mitglieder. Immerhin, einer ihrer Punkte im „Parteiprogramm“ lautet „Weinreben roden, um Platz für Hopfen und Malz zu schaffen.“ Auf das Motto „Trinken für Flüchtlinge“ hat die Koblenzer ein befreundeter PARTEI-Verband aus Osnabrück gebracht. Der hatte in seiner Stammkneipe eine Privatparty organsiert und pro Getränk gespendet. In Koblenz wird das Konzept auf die Altstadt und ein ganzes Wochenende ausgedehnt.

Nach drei Tagen wird Bilanz gezogen. „Wir können am Ende genau nachvollziehen, was mit unserer Spende passiert“, erklärt Christoph Münch, der Bierbeauftragte. Mit der Flüchtlingshilfe Koblenz wurde vereinbart, gegenüber den beteiligten Kneipiers offenzulegen, was genau aus dem Erlös finanziert wird.

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