Vom Aussterben bedroht: Diese Berufe sollten Sie nicht ergreifen

Glück gehabt: Der Geigenbauer bleibt nur aus traditionellen Gründen erhalten. (Bild: dpa)
Glück gehabt: Der Geigenbauer bleibt nur aus traditionellen Gründen erhalten. (Bild: dpa)

Traumberuf Mediengestalter Flexografie? Das sollte man besser noch einmal überdenken, denn schon bald könnte der Beruf ausgestorben sein. Bei anderen Tätigkeiten schwinden die Jobchancen von Jahr zu Jahr. Yahoo! erklärt, welche Berufe man besser nicht mehr ergreifen sollte, was die Alternativen sind und warum manche Tätigkeiten überhaupt aussterben.

„Was mit Medien!“ ist immer noch eine der Top-Antworten, wenn man Schul- und Studienabgänger nach ihrem Berufswunsch fragt. Was sie dabei außer Acht lassen: Der Arbeitsmarkt ist in vielen Bereichen der Medienbranche ziemlich gesättigt. Viele Journalisten haben Probleme, Jobs zu finden. Weil immer mehr Verlage und Redaktionen fusionierten, die Zahl der Leser der Printprodukte stetig weiter sinke und sich die Zeitungen zu schlecht an den digitalen Wandel anpassten, würden immer mehr Journalisten arbeitslos werden, warnt das US-amerikanische Arbeitsministerium. Auf Anfrage von Yahoo! nannte die Behörde einige beliebte Jobs mehr, für die die Zukunftsperspektiven eher schlecht aussehen. Deutsche Wirtschaftsexperten haben die Prognose für den hiesigen Markt bestätigt.

Übrigens: Die Alternative zum Journalismus sei die bei Journalisten ziemlich unbeliebte PR-Arbeit, heißt es. Dank des Social-Media-Booms würden Firmen immer mehr Experten benötigen, die im Internet adäquat reagieren und sich um das Image des Unternehmens kümmern. Ebenfalls nicht die beste Berufswahl seien Desktop Publisher (Alternative: Grafikdesigner), Gutachter einer Autoversicherung (Alternative: Kostenplaner) und Versicherungsvertreter (Alternative: Buchhalter oder Steuerberater).

Warum Berufe aussterben

Warum aber verschwinden Berufe? „Auschlagebend ist der Wandel in Technik, Arbeitsorganisation und Wirtschaft“, sagt Jorg-Günther Grunwald vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) in Bonn. Auch fehlende Nachfrage oder die billig produzierende Konkurrenz aus Asien verändert die deutsche Berufs- und Produktionslandschaft. „Wenn die Nachfrage sinkt und die Branche Not leidend ist, werden weniger Fachkräfte angestellt und es gibt weniger Nachwuchs. Gleiches gilt bei der Verlegung der Produktion nach Fernost“, erklärt Grunwald.

Am beliebtesten ist der Kaufmann im Einzelhandel

Von den 900 Berufen der Nachkriegszeit sind gerade mal 345 geblieben. Werden über mehrere Jahre hinweg in einem Beruf keine Anfänger mehr ausgebildet oder ist er nicht mehr zeitgemäß, wird er ersetzt oder abgeschafft. „Die Branche teilt uns mit, welche Berufe sie nicht mehr benötigt“, so der Experte. 2011 verschwand der Handschuhmacher, 2010 der Emailleschriftenmacher, 2009 der Schiffszimmerer, 2008 der Schirmmacher. Kandidaten für die Zukunft sind Brenner, Produktgestalter Textil und Mediengestalter Flexografie.

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In diesen Bereichen wurde im vergangenen Jahr jeweils eine Person ausgebildet. Ausbildungen zum Drechsler, Behälter- und Apparatebauer und Metallschleifer gab es gerade mal drei. Zum Biologiemodellbauer werden jährlich nur zwei Azubis geschult – in einem einzigen Betrieb in Franken. Am anderen Ende der Tabelle steht Kaufmann/-frau im Einzelhandel mit 27.288 Auszubildenden.

Der Geigenbauer darf nur aus traditionellen Gründen bleiben

Mit den Tätigkeiten verschwindet auch ein Stück Kultur. Manchmal regt sich Widerstand. „Eine Volkswirtschaft wie die deutsche muss es sich leisten können, spezielle, auch kleinste Berufe zu erhalten, weil sonst ein Kulturgut aussterben würde“, meint Grunwald. Der Geigenbauer ist so ein Beispiel, in Mittenwalde und in der Region ein Traditionsberuf, doch eigentlich kaum noch benötigt. Doch der Beruf wird nicht getrichen, auch wenn das laut offiziellen Ausbildungszahlen (2012: keine Azubis) vernünftig schiene.

Aus alt mach neu: Berufe werden modernisiert

Nicht immer ist verschwunden, was in den Listen der Ausbildungsmöglichkeiten nicht mehr auftaucht. Die Branchen modernisieren die Berufe und ändern die Ausbildung, um sie zu retten und sie den heutigen Gegebenheiten anzupassen. „Die Branche entwickelt sich weiter, und damit auch die Beruflichkeit“, erklärt Grunwald. In diesem Jahr werden gleich elf Metallberufe aussterben. Sie alle werden dann vom neuen, modernisierten Beruf der Fachkraft für Metalltechnik ersetzt.

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Solche Entwicklungen sind eher die Regel denn die Ausnahme. Der Geomatiker erledigt nun, was einst Vermessungstechniker, Bergvermessungstechniker und Kartografen taten. Und der altmodische Müller hat vor fünf Jahren den Zusatz Verfahrenstechnologe in der Mühlen- und Futtermittelwirtschaft bekommen. Das beschreibt eher, was auf moderne Müller zukommt. Einen völligen Neuzugang wird es in diesem Jahr ebenso geben: Der Stanz- und Umformmechaniker hat keine Vorgängerberufe.

Verschwundene Berufe kommen wieder

Erleben eine Renaissance: Berufe wie Hufschmied und Pferdewirt. (Bild: Thinkstock)
Erleben eine Renaissance: Berufe wie Hufschmied und Pferdewirt. (Bild: Thinkstock)

Selten kehrt sogar wieder, was einst verschwunden war. Hufschmied und Pferdewirt seien solche Beispiele, meint Grunwald. Als Pferde noch ein verbreitetes Fortbewegungsmittel gewesen sind, waren die Arbeitsbereiche gefragt. Dann löste das Auto die Tiere und der Kfz-Mechaniker die Berufe ab. Seit Jahren aber sind Pferde eine beliebte Freizeitbeschäftigung. So erfahren alte Berufe eine Renaissance.

Ausblick auf die kommenden Jahre

Wo sollten sich Schulabgänger nun umgucken? Neben Berufen wie Social Media Manager und allem, was mit Informationstechnologie und der Verwaltung von Datenmengen zu tun hat, nehme die Bedeutung des Dienstleistungssektors weiter zu, heißt es in einer gemeinsamen Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) und des BIBB. Neue Berufe gibt es dann voraussichtlich in den Sektoren Vermietung, Grundstückswesen und in unternehmensbezogenen Dienstleistungen. Im Gesundheits-, Veterinär- und Sozialwesen wird gar ein eklatanter Mangel an Beschäftigten erwartet.

Bei produktionsbezogenen Berufen gehen die Experten von einem Rückgang aus. Aufgrund des technologischen und organisatorischen Wandels werde es künftig vor allem Jobs mit einer guten Ausbildung geben. Die Arbeit für Geringqualifizierte werde weniger. Derzeit, so heißt es aus dem BIBB, würden Fachkräfte vor allem im Nahrungsmittel- und Lebensmittelhandwerk, in der Gastronomie, Hotellerie und im Gesundheits- und Pflegebereich gesucht. Bis 2030 würden sich Angebot und Nachfrage immer stärker annähern, so die Studie. Genug freie Stellen gebe es aber immer noch nicht.