Black-Henna-Tattoos: Gefährliche Urlaubsmitbringsel

Diese Ekzeme (r.) sind Folge von Black-Henna-Tattoos (Bild: www.doh.state.fl.us)
Diese Ekzeme (r.) sind Folge von Black-Henna-Tattoos (Bild: www.doh.state.fl.us)

So manches Namenstattoo begleitet seinen Besitzer länger als die auf der Haut verewigte Angebetete. Die Alternative zur dauerhaften Körperkunst heißt deshalb nicht selten Henna-Malerei. Doch das Bundesinstitut für Risikobewertung warnt vor dem beliebten Urlaubsmitbringsel: Fast alle Body-Paintings werden mit dem Zusatz PPD versehen. Die Substanz kann schmerzhafte Ekzeme auslösen, die ebenso dauerhafte Folgen haben können wie ein normales Tattoo. Yahoo! Nachrichten hat mit dem Dermatologie-Professor Werner Aberer über das so genannte Black Henna und dessen Risiken und Nebenwirkungen gesprochen.


Die Dornenranke bohrte sich regelrecht in die Haut ihres Trägers, auch die Gitarre zog nach der Heimreise andere Saiten auf: Bilder von US-amerikanischen Urlaubern führen die Gefahren von Tattoos mit Black Henna deutlich vor Augen. Wo früher kleine Kunstwerke schmückten, schmerzen mittlerweile offene Wunden und Ekzeme. „In Hautarztpraxen und in der Klinik sehen wir diese Probleme häufig“, sagt Professor Werner Aberer von der Grazer Universitätsklinik für Dermatologie und Venerologie. „Diese Probleme“ sind Folge vermeintlich harmloser Urlaubsmitbringsel. Ob in Indien, Ägypten oder auf den Baleareninseln: An fast jedem sommerlich warmem Reiseziel warten Kleinkünstler an Strand, Straße oder Markt darauf, Urlauber mit Henna zu verschönern.

Je dunkler, desto gefährlicher

Doch so schnell die verschlungene Blumenranke oder der kleine Stern auch aufgebracht sein mögen – das Ergebnis hält oft wesentlich länger. Nicht selten sogar ein ganzes Leben. Reines Henna-Pulver, das aus den Blättern des Cyperstrauches gewonnen wird, ist eigentlich unbedenklich. Doch „erfahrungsgemäß sind praktisch alle Henna-Tattoos, die heutzutage sowohl in Urlaubsregionen als auch in unseren Breiten appliziert werden, mit para-Phenylendiamin angereichert“, so Aberer. Die chemische Substanz, kurz PPD, lässt das orangegelbe Naturprodukt intensiver und dunkler wirken. So entsteht der Eindruck eines klassischen schwarzen Tattoos, wie es täglich in unzähligen Studios mit der Nadel gestochen wird. Doch PPD ist nicht ungefährlich.

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Schließlich, erklärt Aberer, hat PPD ein stark sensibilisierendes Potenzial, das Allergien auslösen kann. Besonders in hohen Konzentrationen, die Henna-Künstler für eine stärkerer Farbintensität hinzumischen, ist das Mittel gefährlich. „Eine mögliche Kurzzeitfolge sind lokale Entzündungen, ausgelöst durch eine akute Kontaktdermatitis. Sie brennen und schmerzen und heilen gelegentlich über längere Zeit nicht – trotz Therapie“, so der Dermatologe. Auch Fälle langfristiger Folgen sind ihm bekannt: „Relativ häufig kommt es zu seiner Depigmentierung, gelegentlich tritt auch eine übersteigerte Narbenbildung auf, die lebenslang erhalten bleibt.“ Mit weißen Flecken oder schwülstigem Narbengewebe rechnet wohl kein Urlauber vor dem Besuch beim Henna-Künstler.

PPD: Kurze Freude, dauerhafte Folgen

Am problematischsten schätzt Aberer jedoch eine andere Langzeitfolge ein: die dauerhafte Sensibilisierung gegenüber PPD. Sie müsse für den Betroffenen zwar nicht immer mit Einschränkungen verbunden sein, allerdings könne sie sich im Umgang mit Produkten, die diese Substanz ebenfalls enthalten, als gefährlich erweisen. Dann sorgt schon der kleinste Kontakt mit Haarfarben und bestimmten Textilien für Ekzeme – „und das lebenslänglich“, wie der österreichische Wissenschaftler betont.

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Reisende, die ein Henna-Tattoo in Betracht ziehen, können sich eigentlich nie sicher sein, ob der Farbpaste PPD zugesetzt ist. Das sollte Sie sofort stutzig machen:

1. Das Henna muss laut Künstler weniger als eine Stunde lang einwirken. Reines Henna muss mehreren Stunden auf der Haut bleiben, damit das Motiv auch länger haltbar bleibt.

2. Der Künstler verspricht ein schwarzes Farbergebnis. Mit reinem Henna erzielt man im besten Fall ein dunkles Rotbraun.

3. Die Henna-Paste riecht nicht wie im Normalfall nach Gemüse oder natürlichen Ölen, sondern erinnert vom Geruch her an Bleiche oder Ammoniak.

Erwischen Reisende trotz aller Vor- und Umsicht ein Body-Painting mit PPD, können „kurzfristig meist potente und lokal zu applizierede Kortisonsalben helfen“, weiß der Experte. Doch Professor Aberer stellt auch klar: „Gegen eine bereits initiierte Sensibilisierung können wir derzeit nichts ausrichten.“ Vor allem deshalb warnt der Dermatologe davor, sich aus einer Urlaubslaune heraus mit Henna verschönern zu lassen: „Solche Tattoos haben nun mal ein Gefahrenpotenzial. Mir persönlich wäre die Freude über ein schönes Bild die Angst vor den möglichen Nebenwirkungen einfach nicht wert.“