Brüssel, meine Liebe? Nach Lettas Weckruf: Was wird aus dem Binnenmarkt?

Brüssel, meine Liebe? Nach Lettas Weckruf: Was wird aus dem Binnenmarkt?

In den USA und China boomt die Wirtschaft - auch, weil keine Green-Deal-Regeln eingehalten werden müssen. Wie soll Europa da wettbewerbsfähig bleiben? Brüssel beauftragte den ehemaligen italienischen Ministerpräsidenten Enrico Letta, die Lage des Binnenmarktes zu untersuchen. Und Letta befürchtet nun, dass sich Europa in einem starken Niedergang befindet.

Mit Moderator Stefan Grobe diskutierten darüber Sandra Parthie, Leiterin des Brüsseler Büros des Instituts der Deutschen Wirtschaft, Roderick Kefferpütz, Leiter des Brüsseler Büros der Heinrich-Böll-Stiftung und Philipp Lausberg, politischer Analyst beim European Policy Centre.

Eine Midlife-Crisis mit 30? Das ist nicht Sex in the City, Ausgabe Brüssel, sondern das Dilemma des EU-Binnenmarktes. Dieser wurde in den 90er Jahren geschaffen, um Handel und Freizügigkeit in ganz Europa zu erleichtern - ist er jetzt aber reif für eine Neugestaltung?

Ein neuer Bericht - aus der Feder von Enrico Letta - ist von brutaler Ehrlichkeit. Darin heißt es, dass die EU die Finanz-, Energie- und Telekommunikationsmärkte stärker integrieren muss, wenn sie einen wirtschaftlichen Niedergang vermeiden will. Das klingt wie unmöglich - vor allem im aktuellen politischen Reizklima.

Aber angesichts der Tatsache, dass die EU-Wirtschaft auf nur noch 13 Prozent der Weltwirtschaft sinkt und die USA, China und Indien das Sagen haben, ist zu fragen, wie die EU angesichts von Krieg, Klimanotstand und großer Erweiterungspläne wettbewerbsfähig bleiben soll.

Nächstes Thema: Superreichen-Steuer. Während die Armen immer ärmer werden - werden die Milliardäre immer reicher. Das geht aus einer neuen Studie von Oxfam hervor. Die Hilfsorganisation ging in Brüssel auf die Straße, um eine Steuer für Superreiche zu fordern. Unterstützung hat Oxfam von mehr als einer Million Bürgern.

Studien zeigen, dass eine jährliche Abgabe von fünf Prozent auf das Vermögen von Milliardäre in Europa 250 Milliarden Euro pro Jahr einbringen könnte. Das Argument: Während die meisten von uns seit Covid ärmer geworden sind, besitzt das reichste ein Prozent die Hälfte des finanziellen Vermögens.

Schließlich sprach die Runde über den Alkoholkonsum der Europäer, basierend auf den neuesten Daten der Weltgesundheitsorganisation.

Gemessen wurde der reine Alkohol in Litern bei Bürgern über 15. Der Durchschnittswert liegt demnach bei 9,5 Litern pro Kopf pro Jahr. Eine Zahl, die seit Jahren rückläufig ist. In 25 der 36 untersuchten Länder tranken die Menschen weniger Alkohol, in elf dagegen mehr.

Zu Letzteren gehört der europäische Spitzenreiter Lettland mit mehr als zwölf Litern. Es folgen die Tschechische Republik, Litauen und Österreich mit 11,3 Litern auf Platz vier. Deutschland ist mit 10,6 Litern Neunter.