Brandtragödie in Saarbrücken: Mutter kann nur ihr Baby retten

Es ist der Alptraum aller Eltern: Die Wohnung brennt, aber sie können ihren Kindern nicht mehr helfen. In Saarbrücken sterben vier kleine Geschwister in den Flammen. Die Tragödie nimmt auch erfahrene Helfer mit. 



Aus der Dachgeschosswohnung schlagen bereits meterhohe Flammen, als die Retter an dem brennenden Eckhaus im Saarbrücker Stadtteil Burbach eintreffen. An einem Fenster steht eine Frau mit ihrem Baby im Arm und schreit verzweifelt um Hilfe. Sofort fahren die Feuerwehrleute die Drehleiter aus und bringen die beiden in Sicherheit. Auch den Vater können sie aus einem anderen Fenster retten, so schildern es später Feuerwehr und Polizei. 

      Doch die Rettungsaktion am frühen Freitagmorgen findet kein glückliches Ende: In der brennenden Wohnung sind noch vier weitere Kinder der Familie, die Eltern mussten sie zurücklassen. Eines holen die Helfer noch heraus, aber die Ärzte können sein Leben nicht mehr retten, es stirbt wie seine drei Geschwister. Sie waren zwischen drei und sieben Jahre alt, darunter auch Zwillinge. "Vier tote Kinder sind auch für den am härtesten gesottenen Polizisten und Feuerwehrmann eine sehr belastende Situation", sagt später der saarländische Landespolizeipräsident Norbert Rupp. 

      Dabei war die Hilfe rasch gekommen, die Feuerwache liegt direkt um die Ecke. "Die Feuerwehr war sofort da", sagen sichtlich schockierte Nachbarn, die gegen halb fünf Uhr morgens den Notruf gewählt hatten, "Nach drei Minuten. Aber in so einem Moment kommt einem das vor wie eine Ewigkeit." Als sie durch verzweifelte Hilfeschreie aus dem Haus gegenüber geweckt werden, brennt der obere Teil des Hauses bereits lichterloh. "Das zu sehen, war fürchterlich", sagt eine Nachbarin, "ich wusste ja, dass da oben fünf Kinder in der Wohnung sind, und ich habe selbst Kinder". 

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      Am Haus direkt nebenan blühen rote Geranien auf dem Balkon, der Efeu am gelben Haus ist versengt. Die vier Giebelfenster sind schwarz vor Ruß. Polizisten mit Schutzmasken gehen ein und aus, Beamte versperren Schaulustigen den Weg. In der ganzen Straße hängt beißender Brandgeruch. 

      Am Vormittag müssen die Feuerwehrwehrleute dann noch einen schweren Gang antreten und die Kinderleichen bergen. Als die beiden Leichenwagen vor dem Mehrfamilienhaus halten, brechen einige Nachbarn in Tränen aus. Eine Frau steht hinter der Absperrung, mit tränenüberströmten Wangen und einem Kind an der Hand. 

      Notfallseelsorger betreuen die überlebenden Eltern - und auch die Einsatzkräfte der Feuerwehr. "Die waren psychisch sehr mitgenommen von dem, was sie da gesehen haben", sagt der Leiter der Berufsfeuerwehr Saarbrücken, Josef Schun. Der 30 Mann starke Löschtrupp, der die Leichen entdeckte, war deshalb bald ersetzt worden. 

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      Dass auch die Feuerwehrmänner nach einem Einsatz betreut werden müssen, komme nicht so oft vor, sagte Brandoberinspektor Michael Schwindling. "Viele unserer Einsatzkräfte haben selbst Kinder in dem Alter, das macht es besonders schwer. Das hier war kein alltäglicher Einsatz." Brände in dieser Größenordnung habe er schon häufig erlebt, "aber nicht mit so einem Personenschaden. So ein Einsatz bleibt nicht nur in den Klamotten hängen". 

      Die Eltern werden mit ihrem Baby ins Krankenhaus gebracht. Nach Polizeiangaben erlitten sie Verbrennungen, außerdem hatten sie Rauch eingeatmet. Lebensgefahr bestehe aber wohl nicht, sagte ein Polizeisprecher. Klar ist bislang nur: Das Feuer brach in der Wohnung selbst aus. Die genaue Ursache versucht die Polizei nun zu finden. 

      Der Brand hat die Familie offenbar im Schlaf überrascht. "So wie sich der Fall hier zeigt, hätte ein Feuermelder für fünf Euro das alles verhindern können", sagt Feuerwehrmann Schwindling. 

dpa



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