Brendan Frasers schwere Last: Das sind die Kino-Highlights der Woche

Mehr als nur ein adipöser Mann auf dem Sofa: Mit "The Whale" verdiente sich Brendan Fraser den Oscar als bester Hauptdarsteller. (Bild: A24)
Mehr als nur ein adipöser Mann auf dem Sofa: Mit "The Whale" verdiente sich Brendan Fraser den Oscar als bester Hauptdarsteller. (Bild: A24)

"Champions, "Evil Dead Rise" und "The Whale", Brendan Frasers Oscar-prämierter Auftritt als Adipositas-kranker Vater, der sich eine Aussöhnung mit seiner Tochter wünscht: Das sind die Kino-Neustarts am 27. April.

Ist das wirklich der Mann aus den "Die Mumie"-Filmen? Ja, es ist wirklich Brendan Fraser: Einst umschwärmter Hollywood-Superstar, dann lange von der Bildfläche verschwunden und seit wenigen Monaten frisch gebackener Oscar-Gewinner. Als 272 Kilogramm schwerer Englischprofessor, der versucht, irgendwie sein Leben zu meistern, legte der 54-Jährige in "The Whale" ein Comeback nach Maß hin. Das ebenso feinfühlige wie schonungslose Drama, das unter anderem auch den Oscar für das beste Make-up einheimste, startet nun in den deutschen Lichtspielhäusern.

Außerdem neu im Kino: Die Komödie "Champions" erzählt mit Woody Harrelson in einer Hauptrolle vom Zusammenhalt eines beeinträchtigten Basketballteams, und der Horrorfilm "Evil Dead Rise" verspricht eine dämonische Heimsuchung in der Stadt der Engel.

Ellie (Sadie Sink, "Stranger Things") gibt sich ihrem Vater gegenüber zunächst unversöhnlich. Doch ihr Papa Charlie setzt alles daran, dies zu ändern. (Bild: A24/Niko Tavernise)
Ellie (Sadie Sink, "Stranger Things") gibt sich ihrem Vater gegenüber zunächst unversöhnlich. Doch ihr Papa Charlie setzt alles daran, dies zu ändern. (Bild: A24/Niko Tavernise)

The Whale

Für diesen Koloss ist das Leben ein einziger Kampf: Der stark adipöse Charlie (Brendan Fraser) hat sich nach dem Tod seines Lebensgefährten in den eigenen vier Wänden isoliert. Er lehrt online kreatives Schreiben - seine Webcam bleibt aus Scham abgeklebt - und bekommt beim Masturbieren einen Anfall. Sein Gewicht lastet ihm auf dem Herzen, nicht nur metaphorisch - ohne medizinische Behandlung droht es schlapp zu machen. Obwohl ihm seine Krankenpflegerin Liz (Hong Chau), die einzige Person, mit der er engeren Kontakt pflegt, mit Nachdruck ins Gewissen redet, weigert sich Charlie eine Klinik aufzusuchen. Von welchem Geld soll er schließlich die Behandlung bezahlen? Charlie möchte sich unbedingt noch mit seiner Teenie-Tochter Ellie (Sadie Sink) versöhnen, bevor es möglicherweise zu spät ist.

Darren Aronofskys Drama "The Whale" wird vom fantastischen Brendan Fraser getragen, der für seine herausragende Leistung mit dem Oscar als bester Hauptdarsteller prämiert wurde. Fraser schafft es, die inneren Kämpfe der Hauptfigur für das Kinopublikum glaubhaft nach außen zu tragen, ihre Sensibilität freizulegen. So wird aus dem eingeschränkten Übergewichtigen auf seinem Sofa eine vielschichtige, emotionale Person. Die berührendsten Momente entstehen dabei im Zusammenspiel mit den ebenfalls überzeugenden Co-Stars Hong Chau und Sadie Sink ("Stranger Things").

Für "The Whale" adaptierte Samuel D. Hunter sein eigenes Theaterstück als Drehbuch; aus seiner Bühnenherkunft macht der Film kein Geheimnis. Die Kamera beschönigt nichts, hält drauf auf Schweißflecken und Charlies unförmigen Körper. Dabei geht es aber doch immer um großen Themen. Menschliche Niedertracht, Hilfsbereitschaft und die Suche nach Vergebung, all das findet man in Charlies abgedunkeltem, beengendem Zuhause.

Basketballtrainer Marcus (Woody Harrelson) träumt in "Champions" zunächst von der NBA - doch es kommt ganz anders. Sein neues Ziel heißt: Qualifikation für die Special Olympics. (Bild: 2023 Focus Features)
Basketballtrainer Marcus (Woody Harrelson) träumt in "Champions" zunächst von der NBA - doch es kommt ganz anders. Sein neues Ziel heißt: Qualifikation für die Special Olympics. (Bild: 2023 Focus Features)

Champions

Was macht einen guten Coach aus? Unter anderem sind Ehrgeiz und Empathie gefragt, um das eigene Team zu Höchstleistungen zu treiben. Ehrgeizig ist Basketballtrainer Marcus (Woody Harrelson) ohne Zweifel, bei der Empathie ist zunächst aber noch viel Luft nach oben. Als er aufgrund seines hitzigen Temperaments bei den fiktiven Iowa Stallions entlassen wird und obendrein einen Unfall baut, muss der Sturkopf Sozialstunden ableisten. In seinem Fall bedeutet das: eine Gruppe junger Menschen mit Behinderung trainieren und sie im Erfolgsfall zu den Special Olympics führen.

Bei "Champions" handelt es sich einmal mehr um die US-Adaption einer gelungenen europäischen Tragikomödie: Der spanische Film "Wir sind Champions" aus dem Jahr 2018 wurde von der Geschichte des Basketballteams Aderes Burjassot inspiriert, das aus Menschen mit geistiger Behinderung bestand und zwischen 1999 und 2014 zwölfmal die spanische Meisterschaft gewann. Mit Hollywoodstar Woody Harrelson in der Hauptrolle schickt sich Komödien-Spezialist Bobby Farrelly (gemeinsam mit seinem Bruder Peter unter anderem verantwortlich für "Verrückt nach Mary") nun an, den sportlichen Stoff in ein Hollywood-Jersey umzunähen.

Klar, die Story über einen zunächst genervten Coach, der nach und nach merkt, wie toll die Menschen in seiner Mannschaft wirklich sind, wirkt erst einmal nicht sonderlich originell. Doch darauf kommt es in der sympathischen Feel-Good-Geschichte auch nicht an. Ein Film, in dem Menschen mit Behinderung handelnde Personen sind und keine Quoten-Besetzung, ist schon alleine deshalb lobenswert, weil er deren Sichtbarkeit erhöht. Das Schöne am Sport ist schließlich auch seine integrative Kraft - und dass sich Erfolg nicht ausschließlich in Edelmetall messen lässt.

Nach anfänglicher Skepsis stellt Marcus (Woody Harrelson, rechts) fest, wie viel er von seinem neuen Team (links: Kevin Iannucci; dritter von links: James Day Keith) lernen kann. Die Spielerinnen und Spieler wachsen ihm ans Herz. (Bild: Shauna Townley / 2023 Focus Features)
Nach anfänglicher Skepsis stellt Marcus (Woody Harrelson, rechts) fest, wie viel er von seinem neuen Team (links: Kevin Iannucci; dritter von links: James Day Keith) lernen kann. Die Spielerinnen und Spieler wachsen ihm ans Herz. (Bild: Shauna Townley / 2023 Focus Features)

Evil Dead Rise

Das dämonische Franchise erwachte bereits im Jahr 1981 mit "Tanz der Teufel" (Originaltitel: "Evil Dead") zum Leben: Damals trieb der Leibhaftige selbst in einer abgelegenen Waldhütte in Tennessee sein Unwesen und verwandelte eine Gruppe junger Erwachsener in blutrünstige Furien - und den Film zum Kulthorror. Regisseur und Drehbuchautor Sam Raimi vollendete mit "Tanz der Teufel II" (1987) und "Armee der Finsternis" (1992) seine teuflische Trilogie. Es dauerte bis zum Jahr 2013, bis mit "Evil Dead" wieder ein Film Bezug auf "Tanz der Teufel" nahm. Damals als Produzenten dabei: "Tanz der Teufel"-Hauptdarsteller Bruce Campbell, Mastermind Sam Raimi und - wie bereits in der Trilogie - Rob Tapert.

Auch im fünften, gewohnt blutigen Film der Reihe bleibt Produzent Tapert im Boot; die "Tanz der Teufel"-Veteranen Campbell und Raimi haben als ausführende Produzenten ihre Finger im Spiel: Mit "Evil Dead Rise" kommt nun die nächste Zelluloid-gewordene Ausgeburt der Hölle in die Kinos und verlagert die Handlung aus den finsteren Wäldern in die Weltstadt Los Angeles.

Regisseur und Drehbuchautor Lee Cronin ("The Hole in the Ground") erzählt die Geschichte eines schrecklichen Familienstreits und - wie sollte es anders sein - vom Kampf ums nackte Überleben. In den Hauptrollen führen selbigen Lily Sullivan und Alyssa Sutherland. Sie spielen die beiden entfremdeten Schwestern Ellie (Sutherland) und Beth (Sullivan). Als sich nach einem Erdbeben ein Erdloch öffnet und den Zugang zu einem verborgenen Raum freilegt, beginnt das Unheil: Ellies Kinder finden dort alte Schallplatten und "Das Buch der Toten".

Beth (Lily Sullivan) besucht ihre Schwester Ellie, sie haben kein einfaches Verhältnis. Im Vergleich zu den Dämonen in "Evil Dead Rise" ein zu vernachlässigendes Problem.  (Bild: 2023 Warner Bros. Entertainment)
Beth (Lily Sullivan) besucht ihre Schwester Ellie, sie haben kein einfaches Verhältnis. Im Vergleich zu den Dämonen in "Evil Dead Rise" ein zu vernachlässigendes Problem. (Bild: 2023 Warner Bros. Entertainment)