Gewalttat in Bad Oeynhausen - Sexueller Missbrauch, Körperverletzung, Diebstahl: Die Polizei-Akte des mutmaßlichen Totschlägers

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Spendenaufruf für die Familie von Philippos Gefundme

Der mutmaßliche Haupttäter von Bad Oeynhausen ist ein 18 Jahre alter Syrer. Heute wurde er dem Haftrichter vorgeführt. Er war wegen diverser Delikte polizeibekannt. Jetzt kennt FOCUS online seine Polizeiakte.

Der syrische Beschuldigte reiste nach FOCUS-online-Informationen 2018 nach Deutschland ein. Zunächst lebte er mit seiner Familie in Pforzheim. Fünf Jahre später zog er ins westfälische Bad Oeynhausen. Dort kam es am Wochenende zu der brutalen Prügelattacke, in deren Folge der 20-jährige Philippos T. gestorben ist.

Der Mann war am Mittwoch an seiner Wohnanschrift festgenommen worden und werde am Donnerstag einem Haftrichter vorgeführt, teilt die Polizei mit.

Bad Oeynhausen: Ermittler geben neue Details bekannt

Am Donnerstag wurde er auf Antrag der Staatsanwaltschaft Bielefeld der zuständigen Haftrichterin des Amtsgerichts Bielefeld vorgeführt. Diese erließ antragsgemäß einen Untersuchungshaftbefehl wegen vollendeten Totschlags in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung. Der Beschuldigte ließ sich nicht zu den Tatvorwürfen ein, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft mit.

Nach dem aktuellen Kenntnisstand soll die Gewalt gegen den verstorbenen 20-Jährigen ausschließlich von dem 18-Jährigen ausgegangen sein. In der Vergangenheit trat er laut Ermittler bereits durch Gewalt-, Eigentums- und Betäubungsmittel-Delikte in Erscheinung.

Die Polizei-Akte des mutmaßlichen Totschlägers

Wie FOCUS online aus Ermittlungskreisen erfuhr, trat der Tatverdächtige bisher wegen folgender Delikte kriminalpolizeilich in Erscheinung: In Baden-Württemberg ab dem Jahr 2020 acht Mal wegen Diebstahls, davon einmal wegen schwerem räuberischem Diebstahl und alleine 2023 fünf Mal wegen schweren Diebstahls, es ging dabei um Zigarettenautomaten. Daneben stehen in seiner Polizeiakte Hausfriedensbruch und gefährliche Körperverletzung. Er soll 2022 mit einem Schlagstock auf den Kopf seines Opfers geschlagen haben. Auch wegen eines Drogendeliktes ist er ins Visier der Ermittler geraten. Zudem wurde 2022 wegen eines Vergewaltigungsversuches und des sexuellen Missbrauchs von Kindern gegen ihn ermittelt, das Verfahren wurde aber eingestellt.

Nach seinem Umzug nach Nordrhein-Westfalen gab es in diesem Jahr auch schon mehrere Ermittlungen gegen den jungen Syrer. Einmal wegen des besonders schweren Fall des Diebstahl aus einem Automaten, wegen des Verstoßes gegen das Konsumcannabisgesetz und des einfachen Diebstahls. Wie die Staatsanwaltschaft inzwischen mitteilte, wurde der junge Mann bisher noch nicht verurteilt. Warum nicht, ist bislang unklar.

Der Hintergrund der Tat ist noch offen

Die zum Haupttäter gehörige Gruppe besteht nach aktuellem Kenntnisstand der Ermittler aus mindestens drei weiteren Personen im Alter von 18 Jahren mit einer deutschen Staatsbürgerschaft. Die Anzahl der möglichen Tatbeteiligten am Tatort und mögliche weitere Straftaten zum Nachteil anderer Opfer sind Gegenstand weiterer umfangreicher Ermittlungen, Bestandteil ist auch die Tatbeteiligung anderer.

Der Hintergrund des möglichen, initialen Streits ist noch nicht abschließend geklärt und weiterhin Bestandteil der laufenden Ermittlungen.

Die Obduktion des 20-jährigen Opfers erfolgte am Donnerstagnachmittag. Sie bestätigte die bisherigen Ermittlungen, dass der Mindener infolge der multiplen stumpfen Gewalteinwirkung gegen seinen Kopf verstarb.

Der Leiter der Mordkommission Kriminalhauptkommissar Markus Ickler bittet weiterhin Besucherinnen und Besucher der Veranstaltung, die in Tatortnähe stattgefunden hat, ihre Fotos und Videos zu sichten, die im Außenbereich aufgenommen wurden: „Sollte Sie den Verdacht haben, dass auf ihrem Material ein Bezug zu den Umständen der Tat zu erkennen ist, so stellen sie uns dies bitte zur Verfügung.“

Tödlicher Angriff in Bad Oeynhausen: 18-Jähriger schlug wohl wie von Sinnen auf Opfer ein

Den Ermittlungen zufolge befand sich Philippos mit zwei Bekannten auf dem Weg nach Hause, als er auf eine Gruppe traf. Nach einem kurzen Streit soll sich der syrische Staatsangehörige auf Philippos gestürzt und ihn niedergeschlagen haben. Der Deutsch-Grieche fiel dabei auf den Hinterkopf.

Der Angreifer schlug und trat offenbar wie von Sinnen auf sein Opfer ein. Erfolglos versuchten Kumpels, den Schläger wegzuziehen. Nach der Tat nahm der mutmaßliche Hauptakteur Philippos wohl eine Tasche weg und verließ den Park. Ermittlungen und Hinweise führten schließlich auf die Spur des jungen Mannes.

Staatsanwaltschaft ermittelt zunächst wegen Totschlags

Noch ist nicht geklärt, ob Philippos totgeprügelt wurde oder den Verletzungen erlag, die vom Sturz mit dem Hinterkopf auf den Asphalt herrührten. Die zuständige Staatsanwaltschaft in Bielefeld ermittelt zunächst einmal wegen Totschlags. Zu den Hintergründen des Streits im Kurpark laufen die Ermittlungen noch.

Marc Lürbke, innenpolitischer Sprecher der FDP-Landtagsfraktion NRW, sagt zu FOCUS online: „Der grausame Angriff in Bad Oeynhausen, bei dem der 20-jährige Mindener Philippos durch einen polizeibekannten Syrer getötet wurde, ist ein tragisches Beispiel für das Versagen unseres Rechtsstaats im Umgang mit bekannten migrantischen Straftätern. Es ist absolut inakzeptabel, dass ein mehrfach auffälliger Straftäter weiterhin frei herumlaufen und solch eine Tat begehen konnte.“

Lürbke betont auch, dass Gewalttäter schneller und konsequenter zur Rechenschaft gezogen werden müssten. „Die Menschen sind in Sorge und haben Angst. Viele gehen im Dunkeln nicht mehr raus, der Rückzug aus dem öffentlichen Leben schränkt die persönliche Freiheit massiv ein.“

Der FDP-Politiker warnt gleichzeitig davor, ganze Bevölkerungsgruppen unter Generalverdacht zu stellen. „Wir müssen gezielt gegen diejenigen vorgehen, die unsere Werte und unsere Sicherheit bedrohen, ohne dabei die Rechte Unschuldiger einzuschränken. Aber es braucht Konsequenzen. Wir können so nicht weitermachen.“