Polizei, Politik, Posts - Spezialist für Vermisstenfälle: Die schonungslose Analyse zum tragischen Fall des toten Arian

Jetzt ist es traurige Gewissheit – der sechsjährige Arian ist tot. Dieser aufsehenerregende Vermisstenfall hat die Stärken und Schwächen der Polizeiarbeit enthüllt und zeigt, in welchen Bereichen unserer Gesellschaft bei Vermisstenfällen laut Fachmann Peter Jamin nachgebessert werden muss.

Vermisstenfälle finden in Deutschland in der Regel kaum die ihnen zustehende Beachtung, obwohl jedes Jahr mehr als 120.000 Bundesbürger*innen (darunter mehr als 90.000 Kinder und Jugendliche) bei der Polizei als vermisst gemeldet werden und mehr als 500.000 nahe Angehörige vom Verschwinden eines geliebten Menschen jährlich betroffen sind.

Beim Vermisstenfall Arian aus Bremervörde-Elm in Niedersachsen war das anders. Innerhalb weniger Wochen zählte er zu den am meisten beachteten Vermisstenfällen in der Republik. Für mich ist das ein Anlass, unterschiedlicher Aspekte der Situation von Polizei und Staat, aber auch von Medien und Bevölkerung zu beleuchten.

Eine Gesellschaft im Spannungsfeld zwischen Suche und Ungewissheit

Der sechsjährige Autist Arian verschwand am Nachmittag des 22. April 2024. Die erste Suche der Angehörigen verlief ergebnislos. Schnell schalteten die Eltern die Polizei ein, die auch unverzüglich mit ersten Suchmaßnahmen begann. Später wurde das Kind noch einmal auf einer Webkamera erkannt, sodass die Polizei in etwa die Richtung festlegen konnte, in der das Kind zu mindestens anfangs verschwunden ist.

Schon vom ersten Tag an fand das Verschwinden des Jungen in unserer Gesellschaft große Beachtung. Einerseits gefördert durch ein großes Engagement aller Beteiligten und einen großen Suchaufwand in der Umgebung des Vermisstenortes. Andererseits sorgte die Ungewissheit über das Schicksal des Kleinen für großes Entsetzen und enorme Anteilnahme in der Bevölkerung.

Mit außergewöhnlich großem Aufwand und sehr kreativ arbeitete die Polizei in der ersten Woche. Doch nach acht Tagen wurde die Suche offiziell abgebrochen. Eine fünfköpfige Ermittlungsgruppe nahm ihre Arbeit auf. Später fanden noch einzelne Suchaktionen statt. Am 24. Juni wurde der Leichnam eines Kindes von einem Landwirt auf einem Feld rund 1,5 km vom Elternhaus entfernt gefunden. Es stellte sich heraus, dass es sich um den vermissten Arian handelt.

Der vermisste Arian: orientierungslos in einer bedrohlichen Welt

Der Autist Arian hat sich – davon kann man ausgehen – in einer verzweifelten Situation befunden. Nachdem er das Elternhaus am 22. April verlassen hat, dürfte er mehr oder weniger orientierungslos und aufgrund seiner Krankheit in normalen Kontakt zu seiner Umwelt behindert durch die Landschaft geirrt sein.

Durch Kommunikationsbeeinträchtigungen aufgrund seiner Krankheit hat er sich vermutlich, wenn er Menschen in seiner Umgebung wahrgenommen hat, sogar vor diesen versteckt und ist dann später allein weiter geirrt. Alles andere ist im Moment Spekulation: etwa dass das Kind tagelang gehungert hat und letztlich elendig verdurstet ist. Das wird möglicherweise eine genaue Obduktion des Leichnams feststellen.

Die Angehörigen: größte Verzweiflung durch die Ungewissheit

Für die Eltern des kleinen Arian und die weiteren nahen Verwandten beginnt mit der ersten Stunde des Vermisstseins des Kindes eine Höllentour. Die Ungewissheit führt die Betroffenen in größte Verzweiflung. Ist das Kind einem Verbrechen zum Opfer gefallen? Ist es tot, entführt? Hat es einen Unfall gegeben? Irrt der Junge orientierungslos durch die Welt? Ist man möglicherweise schuld an dem Geschehen?

Bei solchen aufsehenerregenden Vermisstenfällen findet die Betreuung der Angehörigen nicht allein durch Polizei, sondern auch mit ihr kooperierenden Psychologen und Seelsorgern statt. Das ist als erste Maßnahme gut, doch findet bei dieser Betreuung natürlich auch eine Beeinflussung der Angehörigen durch die Polizei statt, die in der Regel die Angehörigen konsequent von Medien und Öffentlichkeit abschirmt. So auch im Fall Arian. Nach meinen Beobachtungen haben sich etwa die Eltern nicht einmal öffentlich geäußert.

So wie Opfer von Gewalttaten Anspruch auf einen Opferanwalt auf Kosten des Staates haben, so sollten die Angehörigen in herausragenden Vermisstenfällen mit großer Medienpräsenz einen gesetzlichen Anspruch auf einen Krisenberater oder einen entsprechend erfahrenen Anwalt haben. Er sollte sie in persönlichen Fragen beraten, ihre Interessen wahrnehmen und auch mit der Öffentlichkeit und den Medien kommunizieren. Denn beide sind bei öffentlichen Fahndungen nach einer vermissten Person ganz besonders wichtig.

Die Polizei hatte im Fall Arian die Angehörigen abgeschottet. Dagegen steht natürlich die Erwartung der Öffentlichkeit und der Medien, auch Reaktionen von den Angehörigen zu erhalten.

Das ist insbesondere wichtig für den Fall, dass die Angehörigen anderer Meinung sind als die Polizei, etwa im Bereich der Kommunikation mit der Öffentlichkeit und den Medien. Weiterhin sind Angehörige in der Regel zum ersten Mal mit einer Vermisstsituation konfrontiert und befinden sich so in einer extrem hilflosen Situation.

 

Im Fall Arian gab es nur eine Facebook-Nutzerin „Doro VW“, die den Usern in Posts vermittelte, sie sei von den Angehörigen Arians autorisiert, Stellungnahmen in deren Namen abzugeben und Kontakte zu den Angehörigen zu vermitteln. Nach meiner Beobachtung fand allerdings keine entsprechende Kommunikation statt. Eine Anfrage von mir wurde nicht beantwortet. Auch andere Journalisten wurden offenbar nicht mit Informationen versorgt.

Mit dem amtlich festgestellten Tod des vermissten Jungen stehen die Eltern jetzt vor großen organisatorischen Aufgaben (Beerdigung u. a.), aber auch psychisch in der größten Krise ihres Lebens. Dieser Trauerprozess wird voraussichtlich Jahre dauern und muss unbedingt durch Gesprächstherapien begleitet werden.

Freunde, Klassenkameraden, Nachbarn: in der Gerüchteküche

Ein Anrecht auf Informationen hat nicht nur die breite Öffentlichkeit. Vor allem auch Spiel- und Klassenkameraden, entfernte Verwandten wie auch die Nachbarschaft und alle Anteilnehmenden in einer kleinen Gemeinde sollten umfangreich über das Geschehen informiert werden. Hier ist Information besonders wichtig, damit Gerüchten schon im frühen Stadium Einhalt geboten werden. Hierfür gibt es im Rahmen der Polizeiarbeit noch keine Vorgaben.

Es wäre aber notwendig, über die normale Pressearbeit der Polizei hinaus neue und erweiterte Informationsmöglichkeiten zu schaffen. In der Info-Flut von Social Media müssen Behörden daran interessiert sein, durch Fakten und fundierte Situationsdarstellungen umfangreich zu informieren.

Dies ist insbesondere zum Schutz der Angehörigen eines Vermissten notwendig: Immer wieder tauchen nämlich auch Gerüchte auf, dass Angehörige selbst mit dem Verschwinden der vermissten Person zu tun haben oder womöglich gar dafür gesorgt haben könnten. Oder durch Leichtsinn etwa das Verschwinden eines Kindes ermöglicht zu haben.

Die Polizisten: großes Engagement und kreative Suchmaßnahmen

Die Polizei hat die unangenehme Aufgabe, die Interessen und Intimität der Angehörigen des Vermissten zu wahren und gleichzeitig die Öffentlichkeit möglichst umfassend zu informieren und vor allem nach dem kleinen Jungen zu suchen. Ein fast unmögliches Unterfangen, wenn man es allen Beteiligten recht machen will. Die Polizisten sind nicht für Sozialarbeit ausgebildet und holen sich, wenn es gut läuft, Psychologen oder Seelsorger zur Unterstützung bei der Betreuung der Angehörigen. So auch im Fall Arian.

Vor allem kleinere Polizeidienststellen sind in der Regel von einer solchen Aufgabe überfordert. Es bedarf erfahrener Vermisstensuchexperten, um große Suchaktion wie die im Fall Arian zu organisieren und für eine geordnete Zusammenarbeit mit Helfern von Bundeswehr, Feuerwehr, DRK und anderen Organisationen zu sorgen. Im Fall Arian muss man den Organisatoren ein großes Kompliment machen. Sie haben – wie natürlich alle Suchhelfer – außergewöhnlich gute Arbeit geleistet.

Es hat sich auch herausgestellt, dass die Organisatoren und beteiligten Polizisten bei der Suche außergewöhnlich kreativ vorgegangen sind und ein ganz besonderes Engagement gezeigt haben.

All das hätte aber besser kommuniziert werden müssen. Medien und Öffentlichkeit wurden nur sehr sparsam mit Informationen etwa über die Organisation der Helfer, die Expertise der Verantwortlichen und andere Maßnahmen informiert. Auch bei der Information über den Fund einer Leiche war die Polizei zu zurückhaltend. Sie hätte detailliert erklären müssen, warum es beispielsweise mehrere Tage dauern könnte, bis die Identität festgestellt werden kann.

Vor allem ist Kritik daran zu üben, dass die Suchaktion zunächst nach einer Woche beendet wurde. Das hat die Öffentlichkeit wie auch Journalisten irritiert und verunsichert. Zumindest hätte die Polizei die Beendigung der Suchaktion ausführlicher erklären müssen.

Fortsetzung der Suche gefordert: Das schrieb Innenministerin Behrens zu mir zurück

Ich selbst habe mich nach Einstellung der Suchaktion in einer Mail an die Innenministerin Behrens des Landes Niedersachsen gewandt und um Fortsetzung der Suche nach Arian gebeten – und folgende (gekürzte) Antwort erhalten: „… Durch die Einrichtung der Ermittlungsgruppe (EG) Arian soll die Vermisstensuche mit einem reduzierten Personalkörper koordiniert und nicht weniger priorisiert durchgeführt werden. Die EG Arian wird durch Personen mit spezieller fachlicher Expertise in Vermisstenfällen unterstützt. Eingehenden Hinweisen wird gezielt nachgegangen. Um die Suche weiterhin mit einer hohen Intensität durchzuführen, wird nun erneut mit einem großen Personalkörper nach Arian gesucht. Es werden insbesondere Anwohnerbefragungen mit dem Ziel durchgeführt, neue Hinweise zum Verbleib des vermissten Kindes zu erlangen. Weiterhin ist bereits eine erneute Absuche der Oste mit speziellen Einsatzmitteln geplant …“

Helfer von Feuerwehr, DRK, Bundeswehr: Grenzenloser Einsatz

Bei der Suche nach Arian waren Hunderte Feuerwehrleute, Bundeswehrsoldaten, Rote Kreuz-Helfer und Mitarbeiter andere Organisationen beteiligt. Allein die Suche über acht und mehr Stunden in Wäldern und Feldern, in Gewässern und Gebäuden ist eine besondere Strapaze nicht nur wegen des Wetters (Kälte, Regen oder Hitze), sondern auch wegen der psychischen Belastung. Schließlich muss man in jeder Minute damit rechnen, dass man möglicherweise ein kleines Kind findet, dass nicht mehr lebt.

Die Helfer haben sehr viel Kraft und Engagement bewiesen, um das Kind zu finden. Mit dem Tod von Arian bricht auch für die Helfer und Helferinnen eine Welt zusammen. Tagelang hat man sich darauf konzentriert, ohne Rücksicht auf eigene Befindlichkeiten ein kleines hilfloses Kind zu suchen und zu finden. Nun wurde die verwesende Leiche von Arian gefunden. Auch manche Helfer benötigen jetzt mindestens Unterstützung durch Gespräche und Anteilnahme. Denn der Tod des kleinen Jungen ist letztlich eine Niederlage für alle Beteiligten.

Die Medien: Im Spannungsfeld zwischen News und Verantwortung

Die Medien haben bei der Berichterstattung über Vermisstenfälle eine besonders verantwortungsvolle Aufgabe. Sie müssen – wie die Polizei – die Privatsphäre der Angehörigen beachten und gleichzeitig so viel Informationen wie möglich der Öffentlichkeit über den Fall vermitteln. Das führt immer wieder zu Konflikten zwischen Polizei und Journalisten, aber auch unangenehmen Situationen zwischen betroffenen Angehörigen und den Rechercheuren der Medien vor Ort.

Besondere Bedeutung haben, wie der Fall Arian zeigt, die Pressemitteilungen der Polizei. Hier sollte ein Umdenken stattfinden – mehr statt weniger. Journalisten benötigen umfangreiche tägliche Informationen über die Arbeit der Polizei und den Stand aller Ermittlung. Das beginnt mit detaillierten Erklärungen zur Organisation der Suchtrupps und endet nicht mit der Frage, wie die Verpflegung für 1000 Suchhelfer gesichert wird.

Die Journalisten haben sich, soweit ich das einsehen konnte, sehr verantwortungsvoll und engagiert verhalten. Aber man hat gemerkt, dass sie um jede Information im Verlauf der Suche nach Arian gerungen haben.

Follower, Leser*innen, Zuschauer: auf Spekulationen verzichten

Vor allem auf den Social Media-Portalen ist festzustellen, dass sich viele Follower etwa auf Facebook oder X mit Spekulationen an den Diskussionen um das Verschwinden des kleinen Jungen beteiligten. Auch werden schnell Vorwürfe gegenüber Journalisten laut, oder es wird pauschal am Staat kritisiert.

Dieses Verhalten führt zu einer starken Verunsicherung nicht nur der Beteiligten bei Polizei, Helfer-Organisationen wie auch Angehörigen und Nachbar, sondern auch in der allgemeinen Öffentlichkeit, in der durch Spekulationen und Gerüchte schnell falsche Eindrücke etwa von polizeilichen Maßnahmen entstehen.

Auch hier kann eine seriöse Berichterstattung sowohl über die Medien online als auch über die Polizei online entgegenwirken. Es müssen aber genug Fakten und Informationen von den Pressesprechern der Polizei täglich herausgegeben werden. Daran fehlt es im Vermisstenfall Arian.

Die Kommunen: Beratungsstelle für Angehörige anbieten

Es ist unbedingt zu überlegen, die Beratung von Angehörigen von Vermissten durch die Kommunen auszubauen. In ganz Niedersachsen gibt es nur eine einzige kommunale Beratungsstelle für Angehörige von Vermissten. Diese wurde vor rund zwei Jahren vom Oberbürgermeister in Emden initiiert und von der Sozialbehörde der Stadt eingerichtet. Sie arbeitet eng mit der Initiative „VerNie – Vermisst in Niedersachsen“ zusammen.

Angehörige von Vermissten benötigen in aktuellen Fällen oft umfangreiche organisatorische Beratung (Wohnungsauflösung, Bankauskunft, Krankenkasse) und psychologische Hilfe, um mit ihrer Ungewissheit und dem damit verbundenen psychischen Chaos fertigzuwerden. Das Beratungsangebot ist in Deutschland so schlecht, dass ich in diesem Zusammenhang nur von einem Entwicklungsland sprechen kann.

Im Fall Arian hätte die Gemeinde auch ihrerseits Informationen zum Thema „Vermisst“ herausgeben könnten, wenn eine entsprechende Expertise in der Kommunalverwaltung vorliegen würde. Auch bei der zukünftigen, notwendigen Betreuung der Angehörigen von Arian wären Fachkenntnisse notwendig.

Vor allem in den Großstädten und in den großen Städten, wo jedes Jahr tausende Bürger verschwinden, sollte man sich mit diesem Thema dringend auseinandersetzen und Beratungen für Angehörige von Vermissten anbieten. Die Beratungsstelle in Emden ist ein Pilotprojekt für die Bundesrepublik.

Die Politiker: vom Vermisst-Thema keine Ahnung

Wie fast immer bei Vermisstenfällen schwiegen die Politiker*innen auch zum Vermisstenfall Arian. Was sollten Sie auch sagen?! In Deutschland gibt es nach meinen Erfahrungen kaum einen Politiker oder eine Politikerin, die sich im Bereich vermisster Menschen und der Situation ihrer Angehörigen auskennt.

Dabei betrifft das Thema Vermisste sowohl alle Innenpolitiker, weil die Polizei als einzige Ansprechstelle und als einziger Akteur beteiligt ist, und alle Sozialpolitiker, weil Angehörige von Vermissten oft vor einer Flut von psychischen und organisatorischen Problemen stehen und mit ihren Problemen fast immer allein gelassen werden. Was das für die Betroffenen bedeutet, kann man in meinem aktuellen Buch „Ohne jede Spur. Wahre Geschichten von vermissten Menschen“ nachlesen. Zum Buch

Denn alle Arbeit – auch die Sozialarbeit – überlässt man der Polizei. Einer Polizei, die eigentlich dazu ausgebildet wurde, die Kriminalität zu bekämpfen oder im Fall von Chaos und Katastrophen für Ordnung zu sorgen.

Fazit: gebremstes Polizei-Engagement und zu wenig Kommunikation

  • Im Zusammenhang mit dem Vermisstenfall Arian fand die aufsehenerregende und vermutlich umfangreichste Vermisstensuche der letzten Jahrzehnte statt. Die Polizei bewies in der ersten Phase außergewöhnliche Tatkraft und Kreativität. Leider ließ das Engagement nach acht Tagen nach.

  • Vom ersten Tag der vermissten Suche hätte eine regelmäßige tägliche umfassende, detaillierte Information der Medien und der Öffentlichkeit zu einer besseren Einbindung der Bevölkerung geführt. In Social Media-Zeiten steht die Öffentlichkeitsarbeit der Polizei vor neuen Herausforderungen als Fakten-Lieferant gegen Fake News und Gerüchte.

  • Dazu gehört, dass man mehr über die Arbeit der Polizei und Ihre Helfer im Detail berichtet. Den Bürgerinnen und Bürgern erklären, wie die Suche nach einer vermissten Person abläuft und welche Chancen und Möglichkeiten diese Suche bietet, aber auch Schwierigkeiten und Probleme kommunizieren.

  • Möglichst sollte die Bürgerschaft vor allem auch in kleinen Gemeinden vom ersten Tag an bei einer Suchaktion eingebunden werden. Nur so ist es möglich für die Zukunft kleine Aktionsgruppen bestehend aus ehrenamtlich tätigen Bürger zu entwickeln, die bei zukünftigen Vermisstensuchen eingebunden werden können. Das wird notwendig sein, da in Zukunft etwa die Suche nach an Demenz erkrankten Personen verstärkt auf die Polizei zukommen wird.

  • Das Thema Vermisste in Kommunen, Ländern und Bundesregierung sollte endlich ernst genommen werden. Am Beispiel des Vermisstenfalls Arian könnte man darstellen, wo es Stärken gibt und in welchen Bereichen es Nachbesserungen geben sollte.

  • Sozial- und Innenpolitiker sollten sich des Themas „Vermisste Menschen und die Situation ihrer Angehörigen“ annehmen und überlegen, wie auch Selbsthilfegruppen initiiert und kommunale Vermisstberater-Stellen eingerichtet werden können.

  • In Stellungnahmen von Politik und Verwaltung sollte man insbesondere bei einer vergeblichen Suche, die mit dem Tod eines Vermissten endet, auch berücksichtigen, dass man einen Teil der Bevölkerung, die etwa stark Anteil am Verschwinden eines kleinen Jungen nimmt, in einen Schockzustand versetzt. Der Tod eines kleinen Jungen sollte etwa durch Bürgermeister, Polizeipräsidenten oder andere Repräsentanten des Staates den Bürgern erklärt werden.

  • Eine ehrliche und umfassende Aufarbeitung des Vermisstenfalls Arian könnte helfen, dass zukünftig Fehler etwa in der Kommunikation mit der Bevölkerung und den Medien vermieden werden und eine bessere Vermisstenarbeit in den Kommunen durch Staat und Gesellschaft erfolgen kann. Der „Internationale Tag der vermissten Kinder“ wird seit 1983 am 25. Mai begangen, weil US-Präsident Ronald Reagan den Tag zum Gedenken an den sechsjährigen Etan Patz wählte. Er verschwand am 25. Mai 1979 auf dem Weg zur Schule. Sein Schicksal blieb Jahrzehnte ungeklärt. Erst im Mai 2015 wurde ein Beschuldigter verhaftet und im Februar 2017 verurteilt.

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