"Den Chinesen geht es nicht gut": Ex-VW-Chef Diess glaubt, "die Deutschen holen auf"

Im Gespräch mit Lanz machte Ex-VW-Chef Herbert Diess deutlich, dass die Zukunft der deutschen Automobilindustrie noch längst nicht verloren ist:
Im Gespräch mit Lanz machte Ex-VW-Chef Herbert Diess deutlich, dass die Zukunft der deutschen Automobilindustrie noch längst nicht verloren ist:

 

Die deutsche Wirtschaft steht vor einem großen Wandel. Bei "Markus Lanz" diskutierten Unternehmer wie Ex-VW-Chef Herbert Diess daher über die Zukunft der Automobilindustrie. Unternehmerin Andrea Thoma-Böck warnte in dem Zusammenhang vor der Einführung der Vier-Tage-Woche.

"Seit fünf Jahren wachsen wir faktisch nicht mehr richtig", schlug Markus Lanz am Donnerstagabend in Bezug auf die wirtschaftliche Situation in Deutschland Alarm. Diese Bestandsaufnahme konnte Unternehmerin Andrea Thoma-Böck so nur unterschreiben und machte unter anderem politische Fehlentscheidungen für die Wirtschaftsflaute verantwortlich. "Der Frust der Unternehmer, der ist grenzenlos", urteilte Thoma-Böck streng. Sie ergänzte, dass sie sich "einen Befreiungsschlag" wünsche, da die deutschen Unternehmen aufgrund von Beschlüssen wie dem EU-Lieferkettengesetz "in Bürokratie ersticken".

Hinzu komme die "hausgemachte Energiekrise" sowie der Fachkräfte- und Personalmangel. "Das ist eine toxische Mischung, die dem Mittelstand unglaublich zusetzt", stellte Andrea Thoma-Böck klar. Joe Kaeser, der Aufsichtsratschef von Siemens Energy, nickte zustimmend: "Ist es nicht bezeichnend, dass wir in Deutschland ein Gesetz zur Entbürokratisierung brauchen?" Dies brachte Markus Lanz auf die internationale Konkurrenz zu sprechen, die die deutsche Wirtschaft scheinbar mehr und mehr unter Druck setzen.

Ex-VW-Chef Herbert Diess, der gerade erst in China war, offenbarte jedoch dazu: "Den Chinesen geht es nicht gut. Das Wachstum, das sie gewohnt sind, ist zum Erliegen gekommen." Dies liege unter anderem an den amerikanischen Sanktionen, die China bedeutend "zurückgeworfen" haben, wie Diess erklärte: "Sie lassen sich die technologische Führung der Welt nicht nehmen und haben harte Sanktionen eingeleitet und die wirken (...) sehr stark."

Ex-Siemens-Vorstand Joe Kaeser kritisierte den fehlenden Respekt vor Familienunternehmen, die die
Ex-Siemens-Vorstand Joe Kaeser kritisierte den fehlenden Respekt vor Familienunternehmen, die die

 

Ex-VW-Chef Herbert Diess: "Die Deutschen holen auf"

Trotz der jüngsten Entwicklungen in China stellte Ex-VW-Chef Diess in Bezug auf Deutschland klar: "Man muss die Chinesen sehr ernst nehmen." Der Grund: "China ist in vielen Bereichen an uns vorbeigezogen." Dies zeichne sich vor allem in Bereichen wie der Elektromobilität stark ab, da die Chinesen "vor allem schneller (...) und auch sehr innovationsoffen" seien. Dennoch zeigte sich Herbert Diess überraschend optimistisch und versprach: "Die Deutschen holen auf!" Diess nannte vor allem die deutsche Qualität als großes Plus im Vergleich zur chinesischen Konkurrenz.

"Der Kampf für die deutschen Autobauer ist noch nicht verloren", resümierte der Ex-VW-Chef. Eine positive Haltung, die auch Wirtschaftsjournalist Julian Olk teilte, indem er sagte: "Technologisch können wir Deutschen nach wie vor mithalten. Wir sind in der Lage, auch die besseren Autos am Ende zu produzieren." Nun sei jedoch die große Aufgabe, "ein Massenprodukt" herzustellen, das preislich mit der chinesischen Konkurrenz mithalten könne.

Lanz wollte von dem Wirtschaftsjournalisten wissen: "Schauen Sie optimistisch in die Zukunft dieses Landes?" Olk antwortete schwammig: "Wir haben es selbst in der Hand." Er plädierte zwar "für Realismus", sagte jedoch auch: "Es stimmt mich optimistisch, dass dieses Land weit weg davon ist, am Ende zu sein und den Bach runterzugehen." Um aus der schwierigen wirtschaftlichen Phase rauszukommen, müsse jetzt jedoch "etwas passieren". Grund genug für Lanz, über den demografischen Wandel in Deutschland zu sprechen.

Wirtschaftsjournalist Julian Olk (rechts) stellte mit Blick auf die deutsche Automobilindustrie klar:
Wirtschaftsjournalist Julian Olk (rechts) stellte mit Blick auf die deutsche Automobilindustrie klar:

 

Unternehmerin warnt vor "schleichendem Tod" der deutschen Wirtschaft

In Bezug auf den Wunsch nach der Vier-Tage-Woche fragte der ZDF-Moderator: "Was ist da eigentlich in unseren Köpfen passiert mit dem deutschen Fleiß?" Besonders Unternehmerin Andrea Thoma-Böck reagierte wenig begeistert: "Das ist vollkommen unrealistisch." Sie ergänzte: "Wir werden die Wirtschaft nicht aus der Krise bekommen, wenn wir weniger arbeiten - sondern eher mehr." Herbert Diess sah dies zwar ähnlich, merkte jedoch mit Blick auf das "Demografie-Problem" an, dass er "die nächste Generation (...) in Schutz nehmen" müsse, denn: "Wir werden einfach weniger." Laut des Ex-VW-Chefs gebe es in der jungen Generation auch "wahnsinnig viele, die arbeiten unglaublich".

Ex-Siemens-Vorstand Joe Kaeser nickte daraufhin und ergänzte mit kritischem Blick, dass er dennoch einen gesellschaftlichen Wandel erlebe in Form eines fehlenden Respekts für Familienbetriebe. "Der Mittelstand ist heute der Garant für die gesellschaftliche Stabilisierung in unserem Land. Wenn der weg geht, (...) geht garantiert der soziale Frieden, der Ausgleich in unserem Land, verloren", befürchtete Kaeser.

Andrea Thoma-Böck reagierte sichtlich emotional: "Sie sprechen mir aus dem Herzen." Abschließend warnte sie vor einem "schleichenden Tod" der deutschen Wirtschaft, sollte kein einheitlicher Plan etabliert werden. Laut Thoma-Böck habe die Wirtschaft jedoch "keine Zeit mehr", da die Abwanderung in vielen Betrieben schon länger in vollem Gange und dadurch "der soziale Frieden (...) gefährdet" sei.

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