Der neue Diesel ist da: Was Verbraucher über HVO100 wissen sollten

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Wer Diesel tankt, hat ab sofort die Wahl zwischen der altbekannten Variante und dem neuen HVO100 Diesel (Symbolbild: Getty Images)
Wer Diesel tankt, hat ab sofort die Wahl zwischen der altbekannten Variante und dem neuen HVO100 Diesel. (Symbolbild: Getty Images)

Ab sofort ist der neue Diesel-Kraftstoff erhältlich. An den Zapfsäulen vieler Tankstellen begegnen einem also neben dem herkömmlichen Diesel auch die Öko-Variante HVO100.

Dabei handelt es sich um einen synthetischen Kraftstoff, der aus pflanzlichen oder tierischen Ölen und Fetten sowie deren Abfallprodukte hergestellt werden kann. Beim Verbrennen wird dann zwar nicht bedeutend weniger CO2 freigesetzt wie beim altbekannten Diesel, allerdings entstehen weniger Stickoxide und Feinstaub. Zudem kann - je nach Gewinnung der für den Diesel verwendeten Rohstoffe - die CO2-Bilanz nahezu ausgeglichen werden. Tagesschau.de spricht bei insgesamt rund 14 Millionen Dieselmotoren, die auf Deutschlands Straßen unterwegs sind, von einer CO2-Reduktion von bis zu 90 Prozent.

Doch stimmt diese Rechnung in der Realität auch, was kostet der neue Diesel - und wer kann ihn überhaupt tanken?

Das gute Gewissen müssen sich Verbraucher mit erhöhten Preisen erkaufen - und die Kosten für HVO100-Diesel fallen nicht zu knapp aus. Der ADAC rechnet mit einem Preisunterschied von bis zu 20 Cent pro Liter im Vergleich zum herkömmlichen Diesel, und Tagesschau.de bestätigt, dass der HVO100-Diesel an verfügbaren Zapfsäulen aktuell 15 bis 20 Cent pro Liter mehr kostet.

Dass sich die Preise für Diesel in naher Zukunft angleichen, ist nicht zu erwarten, da die Öko-Variante HVO100 in der Herstellung teurer ist.

Wer dennoch ab sofort die neue, klimafreundlichere Diesel-Variante tanken will, kann das nicht in jedem Fall machen. Ob ein Fahrzeug HVO100 verträgt, hängt von einer modellspezifischen Freigabe des Herstellers ab.

Dem Wirtschaftsverband Fuels und Energie zufolge lässt sich diese an einem Aufkleber im Tankdeckel oder in den Informationen in der Bedienungsanleitung des Fahrzeugs ablesen. Alternativ kann die Freigabe für das eigene Auto bei der Deutschen Automobil Treuhand (DAT) eingesehen werden. Wenn das Fahrzeug den neuen Diesel verträgt, kann man problemlos nachtanken: Die Diesel-Varianten dürfen gemischt werden.

Zusätzlich zum HVO100-Diesel wurde auch der neue B10-Diesel zugelassen - also Diesel mit bis zu zehnprozentiger Beimischung pflanzlicher und tierischer Inhaltsstoffe. Bislang gab es diese Beimischung nur in siebenprozentiger Höhe in Form von B7-Diesel. Doch wie klimafreundlich ist HVO100-Diesel wirklich? Man erinnere sich an das vermeintlich grünere E10-Benzin, das nach seiner Einführung als klimaneutraler beworben wurde, in Wahrheit aber wertvolles Ackerland für die nötige Produktion von Getreide, Zuckerrüben und Mais belegte.

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) sieht tatsächlich weder HVO100- noch B10-Diesel als Gewinn für den Klimaschutz - "im Gegenteil", wie die Organisation auf ihrer Website schreibt: "Der massenhafte Einsatz von altem Frittierfett, Palmöl-Nebenprodukten oder Tierfetten birgt ein hohes Betrugsrisiko und erhöht die Konkurrenz zwischen den verschiedenen Einsatzgebieten der Ausgangsstoffe."

Nicht zuletzt gehe die Nutzung von Kraftstoffen aus sogenannten Abfall- und Reststoffen mit Schäden für Klima und Biodiversität einher. Aus Sicht der Umwelthilfe führt im Sinne echten Klimaschutzes nichts an einer grundlegenden Mobilitätswende vorbei. "Was wir nicht brauchen, sind Scheinlösungen wie HVO oder B10, die auf dem Papier Emissionen mindern, aber in der Realität teils sogar noch klimaschädlicher sind als fossile Kraftstoffe", erklärt der DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch, der den neuen, als klimafreundlich ausgerufenen Diesel als "Mogelpackung" bezeichnet.