Druck durch westliche Sanktionen wirkt - Bank of China setzt Zahlungsverkehr mit Russland aus

Eine Filiale der Bank of China in Manhattan<span class="copyright">Getty Images/Morse Collection/Gado</span>
Eine Filiale der Bank of China in ManhattanGetty Images/Morse Collection/Gado

Die chinesische Bank mit den zweitgrößten Aktiva auf dem russischen Markt stellt ihren dortigen Zahlungsverkehr ein.

Die russische Tochtergesellschaft der Bank of China hat einen drastischen Schritt unternommen und die Akzeptanz von Zahlungen russischer Banken ausgesetzt, wie „Kommersant“ berichtet. Der Schritt folgt auf die Ankündigung neuer Wirtschaftssanktionen der USA und anderer Länder gegen russische Finanzinstitutionen und unterstützende Institutionen auch aus China, die Moskau beim Umgehen bestehender Sanktionen helfen.

Handel zwischen Russland und China unter Druck

Seit 2021 ist der Handel zwischen Russland und China um bemerkenswerte 121 Prozent gestiegen, was die Bedeutung Chinas als Wirtschaftspartner für Russland unterstreicht. Um diesen Handel aufrechtzuerhalten, ist ein funktionierendes Zahlungssystem vonnöten. Mit dem Ausschluss Russlands aus dem internationalen SWIFT-System im Jahr 2022 hat sich die Lage jedoch verkompliziert.

Gemäß „Kommersant“ wird die Bank of China ab dem 24. Juni keine Zahlungen mehr von russischen Banken akzeptieren, die unter den Sanktionen stehen. Ein Offizieller kommentierte gegenüber der russischen Zeitung: „Das ist keine sehr gute Nachricht für den russischen Markt. Es wird zusätzliche Kosten geben, sowohl zeitlich als auch in Bezug auf die Abwicklung von Zahlungen.“

Bank of China wichtiger Akteur

Die russische Filiale der Bank of China ist die zweitgrößte hinsichtlich der Aktiva chinesischer Banken auf dem russischen Markt, mit einem Volumen von 592,4 Milliarden Rubel (etwa 6,5 Milliarden Euro) zum Ende des ersten Quartals 2024.

Es wird erwartet, dass die Probleme, die mit der Aussetzung der Zahlungen einhergehen, „über den Bankensektor hinausgehen werden, wodurch der Staat immer weniger Kontrolle darüber hat und das Risiko von Betrug steigt“, so die Befürchtungen einiger Experten.

Sanktionen mit spürbaren Folgen

Nach der Ankündigung der neuen US-Sanktionen im Juni gestand ein chinesischer Wirtschaftsexperte in einem Interview mit der staatlichen russischen Nachrichtenagentur RIA Novosti ein, dass die Sanktionen „einen gewissen Einfluss auf die russische Wirtschaft“ haben würden, jedoch sei dieser nicht als „ernsthaft“ einzuschätzen. Peter Harrell, ehemaliger leitender Direktor für internationale Wirtschaft im Weißen Haus, bezeichnete die neuen Sanktionen allerdings als „Paradigmenwechsel“, der zu einem „großen Rückzug“ der verbleibenden nicht-westlichen Banken führen könnte, die noch Geschäfte mit Russland tätigen.

Im spezifischen Fall der Bank of China, so berichtet „Kyiv Independent“, handelte es sich um einen wesentlichen Teil des Zahlungsverkehrs zwischen Russland und China, wobei die Bank nun vermehrt auf Nicht-Banken als Zwischenhändler setzt. Die Entscheidung, Zahlungen einzustellen, wird mit der Furcht vor sekundären Sanktionen begründet. Bereits Ende April hatte „The Wall Street Journal“ berichtet, dass die USA an Sanktionen gegen einige chinesische Banken arbeiten. In den letzten sechs Monaten sind Strukturen und Bürger aus China regelmäßig von US-Sanktionen gegen Russland betroffen gewesen, gerade durch das letzte Sanktionspaket vom 12. Juni.

Keine Entspannung in Sicht

Die neuesten Entwicklungen zeigen, dass das westliche Sanktionsnetz immer engmaschiger wird und selbst große staatliche Institute sich dem internationalen Druck nicht entziehen können. Für den Handel zwischen Russland und China bedeutet dies eine neue Herausforderung, da alternative Abwicklungssysteme für Zahlungen zwischen den Ländern gefunden und etabliert werden müssen.