"Einfache Sprache": Neues Angebot bei der "Tagesschau"

Susanne Holst verlas am Mittwoch die erste "Tagesschau in einfacher Sprache". (Bild: ARD)
Susanne Holst verlas am Mittwoch die erste "Tagesschau in einfacher Sprache". (Bild: ARD)

Die ARD-"Tagesschau" gibt es ab sofort in "einfacher Sprache". Hinter dem Angebot steht eine bedeutende Zahl an Menschen in Deutschland, die auf dem Niveau von Viertklässlern lesen und schreiben - oder schlechter.

Es ist laut ARD "bundesweit das erste tagesaktuelle Fernsehnachrichtenangebot dieser Art": Ab sofort werden von montags bis freitags "Tagesschau"-Ausgaben in "einfacher Sprache" produziert. Das gab jetzt der öffentlich-rechtliche Rundfunkverbund bekannt. Die rund siebenminütigen Ausgaben werden um 19 Uhr auf dem Spartenkanal tagesschau24 ausgestrahlt. Werktäglich ab 18 Uhr können sie bereits unter tagesschau.de/einfache-sprache sowie in der tagesschau-App abgerufen werden. Auch in der ARD-Mediathek und bei YouTube sind die Sendungen verfügbar.

Dahinter steckt ein ernstes Anliegen mit großer Breitenwirkung: Laut einer LEO-Studie von 2018, auf die sich die ARD bezieht, "lesen und schreiben etwa 17 Millionen Menschen in Deutschland zwischen 18 und 64 Jahren auf Vierte-Klasse-Niveau oder schlechter". Gründe dafür gibt es unterschiedliche, darunter eine Lese- oder Lernschwäche, gesundheitliche Beeinträchtigung, etwa nach einem Schlaganfall, aber auch noch schwach entwickelte Deutschkenntnisse infolge von Migration. Entsprechende Nachrichteninteressierte soll das neue Angebot erreichen und so eine bessere Teilhabe am demokratischen Prozess der Meinungsbildung ermöglichen.

"Die Texte setzen wenig Wissen voraus und werden langsamer gesprochen"

"Mit diesem neuen Nachrichtenangebot richten wir uns an ein für uns neues Publikum, dem wir somit auch einen Zugang zu gut recherchierten Informationen aus Politik, Wirtschaft, Sport, Kultur und anderen Ländern ermöglichen wollen", lässt sich Marcus Bornheim, Erster Chefredakteur von ARD-aktuell, zitieren. NDR-Intendant Joachim Knuth ergänzt: "Der öffentlich-rechtliche Rundfunk hat den Auftrag, mit seinen Sendungen und Programmen allen Menschen ein Informationsangebot zu machen." Dazu gehörten "auch diejenigen mit geringer Lese- und Schreibkompetenz, die komplizierten Texten nicht immer folgen können oder die Deutsch nicht auf muttersprachlichem Niveau beherrschen".

Thematisch sollen sich die "Tagesschau"-Ausgaben in "einfacher Ausgabe" nicht von den regulären Sendungen unterscheiden, wie Marcus Bornheim erklärt, wohl aber in der Ausgestaltung: "Die Meldungen und Beiträge werden völlig neu formuliert. Die Texte setzen wenig Wissen voraus und werden langsamer gesprochen." Projektleiterin Sonja Wielow fügt hinzu: "Wir berücksichtigen auch kulturelle oder bildungsbedingte Herausforderungen, vor denen Menschen unserer Zielgruppe häufig stehen. Viele beschäftigen sich nämlich nicht mehr mit Nachrichten, weil sie sie nicht verstehen können. Deshalb erklären wir den Hintergrund einer Nachricht, bevor wir zur eigentlichen Neuigkeit kommen."