Mehr Fälle bei Jüngeren - Forscher finden „versteckten Risikofaktor“ für Darmkrebs bei Personen unter 50

Das biologische Alter kann laut einer Studie das Risiko für die Entwicklung von Darmpolypen vorhersagen.<span class="copyright">Getty Images/Science Photo Libra</span>
Das biologische Alter kann laut einer Studie das Risiko für die Entwicklung von Darmpolypen vorhersagen.Getty Images/Science Photo Libra

Etwa 61.000 Menschen in Deutschland erkranken jedes Jahr an Darmkrebs. Rauchen und Übergewicht gelten als die größten beeinflussbaren Risikofaktoren. Nun haben US-Forscher einen weiteren Darmkrebs-Katalysator aufgedeckt.

Forscher des Sylvester Comprehensive Cancer Center der University of Miami haben laut einer Pressemitteilung einen „versteckten Risikofaktor“ für Darmkrebs gefunden – nämlich ein hohes biologische Alter, das das kalendarische Alter übersteigt. Dies kann sich laut der Wissenschaftler auf das Wachstum von Darmpolypen auswirken, die als Krebsvorstufen gelten. Die entsprechende Studie wurde im Journal „ Cancer Prevention Research “ veröffentlicht.

Biologisches Alter kann wohl Risiko für Entstehung von Darmkrebsvorstufen vorhersagen

Shria Kumar und weitere Wissenschaftler untersuchten dafür Probanden unter 50 Jahren, die sich einer Darmspiegelung unterzogen hatten. Anhand von DNA-Tests, die sie an Blutproben durchführten, ermittelten die Forscher das biologische Alter der Studienteilnehmer. Anders als das kalendarische Alter zeigt es den Gesundheitszustand und die Leistungsfähigkeit des Körpers an und beruht auf Veränderungen in der DNA.

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Anschließend verglichen die Wissenschaftler das biologische Alter mit den Ergebnissen der Darmspiegelung.

Dabei kamen sie zu dem Ergebnis: je höher das biologische Alter und die Differenz zum kalendarischen Alter, desto höher das Risiko für Darmpolypen. Jedes zusätzliche Jahr erhöhte das Risiko um 16 Prozent. Das bedeutet, dass eine 50-jährige Person, deren biologisches Alter 55 Jahre beträgt, ein um 80 Prozent größeres Risiko für die Entwicklung von Darmpolypen hat. Laut der Studie waren Männer deutlich anfälliger für Polypen als Frauen.

Studienautorin: Biologisches Alter kann „Risiko für Entwicklung bestimmter Krebsarten beeinflussen“

Vor dem Hintergrund der Studienergebnisse sei es laut Studienautorin und Gastroenterologin Kumar wichtig, das biologische Alter bei der Darmkrebsvorsorge zu berücksichtigen – und vermehrt Menschen in den Fokus zu nehmen, deren Körper überdurchschnittlich schnell altern.

Schließlich sei das biologische Alter in der Lage, „eindeutige Gesundheitsinformationen zu geben“. So könne es „das tatsächliche Alter des Körpers präziser widerspiegeln“ und „das Risiko für die Entwicklung bestimmter Krebsarten beeinflussen“.

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„Wenn [diese Ergebnisse] in größerem Umfang bestätigt werden, kann die Einbeziehung des biologischen Alters in einen Risikokalkulator dazu beitragen, dass wir erkennen, welche Personen unter 50 Jahren das höchste Risiko für früheinsetzenden Darmkrebs haben“, sagte Kumar.

Darmkrebsfälle bei jüngeren Menschen nehmen zu

Darmkrebs ist in Deutschland die zweit- beziehungsweise dritthäufigste Krebsart bei Frauen und Männern. Die meisten Betroffenen erkranken im höheren Alter (Männer: 71 Jahre, Frauen: 75 Jahre). Allerdings steigt seit einiger Zeit bei jüngeren Menschen die Zahl der Darmkrebsfälle. So hat sich in den USA die Darmkrebsrate bei Menschen unter 50 Jahren seit 2011 jährlich um zwei Prozent erhöht.

Hierzulande ist die Zahl der Darmkrebs-Neuerkrankungen und -Todesfälle seit rund 20 Jahren rückläufig – auch dank der Darmkrebsvorsorge. „Die Darmkrebsvorsorge ist das Role Model der Vorsorge. Sie ist die erfolgreichste Vorsorgemaßnahme, die wir kennen“, betont Berndt Birkner, Präsident des Netzwerkes gegen Darmkrebs e.V. und Kurator der Felix Burda Stiftung .

350.000 Darmkrebserkrankungen und 150.000 Sterbefälle konnten in den letzten zwei Dekaden dadurch vermieden werden. Das entspricht einem Inzidenz-Rückgang von 30 Prozent, die Sterberate verringerte sich sogar um 40 Prozent.

Wie Sie gegen Darmkrebs vorsorgen

Die gängige Vorsorgeuntersuchung ist die Darmspiegelung, die Männer ab 50 Jahren und Frauen ab 55 Jahren wahrnehmen können. Der Vorteil bei dieser Untersuchung ist, dass nicht nur Krebs im Frühstadium, sondern auch die Vorläufer von Krebs, die Darmpolypen, entdeckt werden können. Diese können gleich während der Darmspiegelung entfernt werden. So wird die Weiterentwicklung zu einem Karzinom direkt unterbrochen.

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Neben der Darmspiegelung gibt es eine alternative Möglichkeit zur Darmkrebsvorsorge. Wer sich vor einer Darmspiegelung scheut, kann sich stattdessen für einen Stuhltest entscheiden, der auf Blut untersucht wird. Diese Vorsorgeuntersuchung steht ebenfalls Männern und Frauen ab 50 Jahren zur Verfügung.

Hier sei jedoch entscheidend, den Test regelmäßig durchführen zu lassen, betont Gastroenterologe Frank Kolligs. Nur dann könne der Krebs frühzeitig erkannt werden. Er empfiehlt, alle ein bis zwei Jahre eine solche Probe untersuchen zu lassen. „Und wird dort Blut gefunden, sollte man unbedingt zur Darmspiegelung gehen und die Ursache dafür finden.“

Tipps zur Prävention von Darmkrebs

Als die wichtigsten beeinflussbaren Risikofaktoren gelten Übergewicht , Rauchen und Alkohol. Sie erhöhen nicht nur die Wahrscheinlichkeit, an Darmkrebs zu erkranken, sondern auch das biologische Alter.

Um das Risiko für Darmkrebs zu senken, empfiehlt der Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums rät folgende Maßnahmen:

  • Bewegen Sie sich regelmäßig, um Übergewicht zu vermeiden.

  • Nehmen Sie ausreichend Ballaststoffe zu sich, beispielsweise aus Getreideprodukten, Hülsenfrüchten und Gemüse.

  • Essen Sie wenig rotes Fleisch und wenig verarbeitete Fleischprodukte wie etwa Wurst.

  • Rauchen Sie nicht.

  • Trinken Sie Alkohol nur in Maßen.