"Kann gefährlich werden": Empörung über Wiener "Tatort"

Bibi Fellner (Adele Neuhauser) und Moritz Eisner (Harald Krassnitzer, links) verdächtigten zunächst Gustav Langer (Christian Strasser). Die Enthüllung des wahren Täters sorgte für Empörung bei vielen Zuschauern.
 (Bild: ARD Degeto/ORF/Prisma Film/Petro Domenigg)
Bibi Fellner (Adele Neuhauser) und Moritz Eisner (Harald Krassnitzer, links) verdächtigten zunächst Gustav Langer (Christian Strasser). Die Enthüllung des wahren Täters sorgte für Empörung bei vielen Zuschauern. (Bild: ARD Degeto/ORF/Prisma Film/Petro Domenigg)

Bereits nach wenigen Minuten enthüllte sich der Täter dem Publikum - und sorgte bei vielen Zuschauern für Entsetzen: Der neue "Tatort" in Wien inszenierte einen Mann in Frauenkleidern als grausamen und psychisch kranken Mörder. Nun wurde Kritik an der klischeehaften Darstellung laut.

Zum 26. Mal standen Harald Krassnitzer und Adele Neuhauser als Wiener Ermittler-Duo Eisner und Fellner vor der Kamera: In "Die Amme" untersuchten die Kommissare den Tod einer Prostituierten, die brutal erstochen wurde. Der Täter: ein cracksüchtiger Serienmörder mit Perücke und Faltenrock, der Mütter tötet, um ihre Söhne zu entführen. Viele Zuschauer zeigten sich entsetzt von der Darstellung und warnten, dass der Krimi, der am Sonntagabend erstmals gezeigt wurde, gefährliche Vorurteile schüren könne.

Alfonso Pantisano, Landesvorsitzender der SPDqueer Berlin und Bundesvorstand des Lesben- und Schwulenverband in Deutschland, schrieb auf Twitter: "Wenn trans:Frauen ab morgen wieder verstärkt mit Angst begegnet werden, als Psychopathinnen bezeichnet werden, dann hat das auch was mit diesem Tatort zu tun." Die Würde des Menschen sei unantastbar, so Pantisano weiter, doch "offensichtlich nicht die Würde aller Menschen".

Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) und Bibi Fellner (Adele Neuhauser) untersuchten im Wiener "Tatort: Die Amme" den Mord an einer jungen Frau.
 (Bild: ARD Degeto/ORF/Prisma Film/Petro Domenigg)
Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) und Bibi Fellner (Adele Neuhauser) untersuchten im Wiener "Tatort: Die Amme" den Mord an einer jungen Frau. (Bild: ARD Degeto/ORF/Prisma Film/Petro Domenigg)

Stereotypen können "für Betroffene schnell gefährlich werden"

Auch die Deutsche Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität e.V. (dgti) äußerte sich kritisch zum Film. In einem auf Facebook veröffentlichten Brief des Verbands an die ARD schrieb Vorstand Julia Steenken: "Die Darstellung entspricht in keiner Weise der gesellschaftlichen Gegebenheit und ist geeignet, die verbreitete Ressentiments, wie sie seit vielen Jahrzehnten bestehen, zu verfestigen und zu legitimieren." Transpersonen seien "in zunehmenden Maße Opfer von durch Vorurteile motivierter Straftaten," heißt es weiter. Aus diesem Grund lege der Verband Protest gegen den "Tatort" ein.

Jenny Luca Renner, ZDF-Fernsehrätin, schrieb auf ihrem Facebook-Profil, durch Filme wie "Die Amme" entstehe "eine Darstellung von Stereotypen, die für Betroffene schnell gefährlich werden kann." Dies führe dazu, dass sich Vorurteile verfestigen und sich gewaltsame Übergriffe gegen die Betroffenen häuften.

Erst vor wenigen Tagen war in Frankfurt eine Transfrau Opfer einer Gewalttat geworden. Wie die "Frankfurter Neue Presse" berichtete, sollen ihr drei bislang unbekannte Personen transfeindliche Äußerungen zugerufen haben, bevor einer der Täter ihr auf offener Straße ins Gesicht schlug. Laut der Bundesregierung wurden in Deutschland 2019 mehr als 500 politisch motivierte Straftaten aufgrund der sexuellen Orientierungen verübt.