Heinrich VIII.: Seine geheime Tochter hätte die Geschichte umschreiben können

Dass Heinrich VIII. eine Affäre mit Elizabeth „Bessie“ Blount gehabt haben soll, ist bekannt. Recherchen brachten nun jedoch neue Erkenntnisse über die Affäre ans Tageslicht: Eine britische Historikerin behauptet, dass aus der damaligen Verbindung ein Kind entstanden sei. Hätte der König von England und Irland das Mädchen als seine Tochter anerkannt, hätte die Geschichte der Länder einen ganz anderen Lauf nehmen können.

Der Name des unehelichen Kindes lautete nach Informationen der britischen Tageszeitung „Daily Mail“ Elizabeth Tailboys. Laut der britischen Historikerin Elizabeth Norton wäre sie die rechtmäßige Thronfolgerin Marias I. Tudor, Tochter von König Heinrich VIII. und seiner Frau Katharina von Aragon,  gewesen. Maria starb am 17. November 1558.

Doch der König hatte die  Vaterschaft des Kindes nie offiziell anerkannt. So bestieg nach dem Ableben Marias im JAhre 1558 Elisabeth Tudor, Tochter von Heinrich VIII. und Anne Boleyn, den Thron. Damit hatte England zwar seine „Elisabeth I.“, doch diese hätte laut Norton eigentlich eine andere sein müssen.

Aufgrund ihrer Recherche geht Norton davon aus, dass Elizabeth Tailboys im Jahr 1520, zwischen April und Juni, geboren wurde. Als  Elizabeth „Bessie“ Blount mit ihrer Tochter schwanger wurde, lebte König Heinrich VIII. nur wenige Kilometer von ihr entfernt und traf sich regelmäßig mit ihr. Damals war Bessie Blount noch nicht mit ihrem späteren Ehemann Gilbert Tailboys, der bislang als Vater von Elizabeth Tailboys  gilt, verheiratet. „Es ist allgemein bekannt, dass Bessie Blount Heinrichs Mätresse war. Und sie war schon die Mutter seines anerkannten Sohnes Henry Fitzroy“, so Norton, die an der Universität Cambridge studiert hat, laut „Daily Mail“. Die zeitlichen Zusammenhänge machten es wahrscheinlich, dass Heinrich auch der Vater von Elizabeth Tailboys war. „Soweit wir wissen, wurde sie drei Jahre bevor sie ihren Ehemann Gilbert Tailboys, der ihr später seinen Nachnamen gab, kennen lernte, schwanger.“

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Zudem gebe es zulässiges Beweismaterial, dass Heinrich persönliches Interesse an den Angelegenheiten von Bessie und ihrer Tochter zeigte. Das sei sehr ungewöhnlich, zumal das Mädchen einen sehr niedrigen Titel inne hatte. „Aber da sie ein Mädchen war, war sie für ihn von geringer Bedeutung – er hatte keinen Grund, sie anzuerkennen wie er das bei ihrem Bruder getan hatte“, so Norton gegenüber „Daily Mail“. Henry Fitzroy, späterer 1. Duke of Richmond and Somerset, wurde zwar ebenfalls außerehelich geboren, aber trotzdem von Heinrich VIII. offiziell anerkannt.

„Wenn Heinrich sie anerkannt hätte, hätte es den Lauf der britischen Geschichte verändern können“, schließt Norton. So wäre das Land eventuell viel stärker in religiöse Unruhen verwickelt worden, wenn Elisabeth I. die „Kirche von England“ nicht auf eine gesetzliche Grundlage gestellt hätte. Und wenn statt Jakob I. und Karl I. Elizabeth Tailboys eigene Kinder die Herrscher von England, Schottland und Irland geworden wären, hätten unter Umständen der Englische Bürgerkrieg verhindert werden können.

Die neuen Erkenntnisse veröffentlicht Elizabeth Norton in dem Buch „Bessie Blount; Mistress to Henry VIII“.