Hidden Headlines: Fünf Millionen Bienen gehen bei Unfall verloren

Wenn etwas "vom Lastwagen gefallen" ist, meint das im deutschen Sprachgebrauch, dass es sich um Diebesgut handelt, das man günstig erwerben kann. An der Ladung, die ein LKW vor einigen Tagen in Burlington, Ohio, verloren hat, wären die meisten Menschen wohl weniger interessiert: Das Fahrzeug verlor auf der Guelph Line in Burlington mehrere Kisten mit Bienen.

Bienenschwarm
Mehrere örtliche Imker wurden zu Hilfe gerufen, nachdem in Burlington etwa fünf Millionen Bienen, verstaut in Kisten, von einem Lastwagen gefallen waren. (Symbolbild: Getty Images)

5 Millionen Bienen fallen aus ungeklärtem Grund von Lastwagen

"Wir sind nicht sicher, wie oder was genau passiert ist, aber irgendwann rutschten die Kisten mit Bienen oder Bienenstöcken vom Anhänger und ergossen sich über die ganze Straße“, so Polizeisprecher Ryan Anderson im Interview mit CBC News. Der Lastwagen war mit einer Ladung Honigbienen auf dem Weg zu einer Farm und geriet aus bislang unklaren Gründen ins Schleudern. Dabei rutschten mehrere Kisten mit Bienen von der Ladefläche. Rund 5 Millionen Bienen schwirrten daraufhin mitten in einem Wohngebiet durch die Luft.

Imker unterstützen die Polizei

Um die Situation unter Kontrolle zu bringen, kontaktierte die Polizei mehrere örtliche Imker, um beim Einsammeln der Bienen zu helfen. Nach Angaben der Polizei wurden dabei auch einige Imker gestochen. Laut Luc Peters, einem Imker aus der Region, der ebenfalls an dem Einsatz beteiligt war, ist dies keine Seltenheit. Als Imker werde man regelmäßig gestochen. Die 5 Millionen Bienen in der Luft hätten ihn deshalb nicht beunruhigt, auch wenn er die Situation als "ungewöhnlich" bezeichnete. Im Gespräch mit CBC News auf dem Weg zum Unglücksort verriet Peters die Taktik der Imker, um die Bienen einzufangen: Ziel sei es, die Bienenkönigin zu identifizieren und in eine Kiste zu setzen. "Der Rest der Bienen wird folgen", sagte er.

Hidden Headlines: Polizeieinsatz wegen riesigem Tier als "Beifahrer"

Die Taktik der Imker schien aufzugehen: Am frühen Nachmittag teilte die Polizei mit, dass die Unfallstelle geräumt sei. Autofahrer*innen und Anwohner*innen sollten trotzdem sicherheitshalber ihre Fenster geschlossen halten.

"Sie haben den schlechtesten Tag von uns allen gehabt"

Die Bienen, so Peters, seien vermutlich gerade von einem Bauernhof zurückgekehrt, wo sie zur Bestäubung von Obst und Gemüse eingesetzt worden seien. "Sie hatten den schlimmsten Tag von allen", bedauert der Imker das Unglück. Er vermutet, dass mehrere tausend Bienen bei dem Unfall ums Leben gekommen sind. Damit die umherirrenden Tiere zu ihrem Volk zurückkehren können, haben die Imker einige Bienenstöcke in der Gegend zurückgelassen. "Wir hoffen, dass sie auf natürliche Weise in diese Kästen zurückkehren. Wir werden sie später abholen, wenn die Bienen wieder da sind", sagte Ryan Anderson, Sprecher der Regionalpolizei von Halton.

Wildbienen in Gefahr

Zum Hintergrund: In vielen Teilen der Welt fehlen heute Wildbienen als natürliche Bestäuber von Obst und Gemüse. Aus Mangel an wilden Insekten werden oft Honigbienen in Plantagen gebracht, um die Pflanzen zu bestäuben. Das Problem dabei: Die Honigbienen verdrängen die Wildbienen. Sie sind ihnen nicht nur zahlenmäßig, sondern auch körperlich überlegen. Mit der Zeit werden die Wildbienen durch diese Praxis ganz aus den Gebieten verdrängt und die Bestäubung durch transportierte Honigbienen oder menschliche Bestäuber*innen, wie sie in China bereits eingesetzt werden, zur Regel.

Wildbiene
Fleißiges Bienchen: Manche Wildbienenarten fliegen über 8.000 Blüten pro Tag an. (Bild: Getty Images)

Künstliche Bestäubung gefährdet Nahrungsmittelversorgung

Wie wichtig Bienen für unsere Nahrungsmittelproduktion sind, zeigen Zahlen der Welternährungsorganisation FAO: Demnach werden 71 der 100 Nutzpflanzenarten, aus denen weltweit 90 Prozent der Nahrungsmittel gewonnen werden, von Bienen bestäubt. Im Umkehrschluss heißt das: Sterben die Bienen aus, sind auch diese Pflanzen bedroht. Künstliche Bestäubung stört nicht nur das natürliche Gleichgewicht. Sie kann auch die Preise für Nahrungsmittel massiv in die Höhe treiben. Denn die Bestäubungsleistung ist nicht billig. Die Kosten dafür tragen die Landwirt*innen und letztlich die Verbraucher*innen.

Wie können wir Wildbienen helfen?

Wildbienen sind akut gefährdet. Sie leiden besonders unter dem Klimawandel, dem Einsatz von Insektiziden und der weiter fortschreitenden Flächenversiegelung. Seit einigen Jahren ist in Deutschland ein dramatischer Rückgang der Tiere zu verzeichnen.

5 Tipps, um Wildbienen zu helfen:

  • Bienenfreundliche, heimische Pflanzen anbauen

  • Verzichten Sie auf Insektizide im Garten

  • Bieten Sie Nistmöglichkeiten für Wildbienen ("wilde Ecken" im Garten, ungemähte Wiese statt kurzer Rasen, Bau von "Bienenhotels")

  • Bevorzugen Sie bienenfreundliche Lebensmittel und Honig aus Ihrer Region

  • Honiggläser immer ausspülen. Warum, wird im folgenden Video erklärt:

Faulbrut: Darum sollten Sie leere Honiggläser gründlich reinigen

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