Hidden Headlines: Teure Werkstattrechnung schockt Autofahrer

Ein Brennstoffzellen-Fahrzeug streikt. Der Besitzer will es reparieren lassen. Aber als er den Kostenvoranschlag sieht, kann er es nicht glauben.

Ein Hyundai ix35 im Jahr 2013
Ein Hyundai ix35 - mit diesem Auto blieb ein unglücklicher Fahrer liegen. (Foto: gettyimages)

Plötzlich geht nichts mehr: Der Besitzer eines Wasserstoffautos kommt keinen Meter mehr weiter, weil sein Wagen beim Start einen Fehler anzeigt. Er lässt ihn abschleppen und in eine Vertragswerkstatt bringen. Als er den Kostenvoranschlag für die Reparatur sieht, fällt er aus allen Wolken.

Warum der ganze Wirbel?

Ein Mann aus dem hessischen Bad Homburg hat sich Anfang 2016 einen Hyundai ix35 FCEV gekauft – eins der ersten Serienfahrzeuge, die mit einer Brennstoffzelle angetrieben werden. Vertankt werden keine fossilen Kraftstoffe wie Diesel oder Benzin, sondern Wasserstoff. Dieser wird dann mit Sauerstoff aus der Luft zusammengebracht und in der Brennstoffzelle in elektrische Energie umgewandelt. Brennstoffzellen-Fahrzeuge zählen somit zu den Elektrofahrzeugen. Im Gegensatz zu konventionellen E-Autos produzieren sie ihren Strom selbst und verbrauchen diesen direkt wieder. Deshalb haben sie oft keinen Akku an Board, der aufgeladen wird.

Zurück zu dem Mann aus Homburg. Der erlebte kürzlich, wie er der "Bild" erzählt hat, einen Schockmoment: Nach sieben problemlosen Jahren und über 80.000 zurückgelegten Kilometern streikte sein Hyundai. Der Kostenvoranschlag für die Reparatur hatte es in sich: über 100.000 Euro. Allein für eine neue Brennstoffzelle entstünden demnach Kosten von knapp 85.000 Euro. Skurril: Der Preis des Wagens lag laut Besitzer bei 50.2000 Euro als Tageszulassung.

So reagiert der Autobesitzer

Der Mann war mit seinem Auto bislang zufrieden. Der "Bild" sagte er: "Er beschleunigte zügig, fuhr fast geräuschlos und kam 450 bis 500 Kilometer weit – super alltagstauglich." Und damit sei er eine gute Alternative zum Verbrennungsmotor.

Doch der Schaden und der aufgerufene Preis für die Reparatur könnten diese Meinung jetzt ändern. Für den Mann sei sein Wagen "nicht serienreif" und Hyundai müsse ihn deswegen zurücknehmen – auch wenn die Garantie von fünf Jahren abgelaufen sei.

Die "Bild" hat dazu beim Fahrzeughersteller nachgefragt. Der gab zu, auf den Kostenvoranschlag hin angesprochen, dass "eine derartige Reparatur wirtschaftlich nicht mehr sinnvoll ist". Die Höhe erkläre sich aber mit der Seltenheit des Modells und dass der ix35 "ein Pionier der Brennstoffzellentechnologie" sei. Offiziell ist dabei von einer Kleinserie die Rede, zugelassen wurden um die 1.000 Exemplare. Seit 2018 wird das Modell nicht mehr hergestellt.

Das sagt eine Expertin

Birgit Scheppat ist Professorin für Wasserstofftechnologie an der Hochschule RheinMain. Sie sagte der Bild, dass die Brennstoffzellen-Technologie nicht kritisch sei, es aber natürlich Montagsautos gebe.

Das Problem: Die Entwicklung in dem Bereich verlaufe so rasant, dass Produkte schnell veralteten und es für Brennstoffzellen wie diejenige im ix35 kaum Bauteile gebe. Herstellern rät sie deshalb zu Kulanz und dass sie die Fahrzeuge bei Schäden im Antriebsstrang zurückkaufen sollten. Das will jetzt auch Hyundai für diesen Fall prüfen.

Das sind die Hintergründe

Theoretisch besitzen Fahrzeuge mit Brennstoffzellen einige Vorteile: Sie können schnell und einfach betankt werden, ähnlich einem Verbrenner. Auch müssen sie in der Regel keine Akkus transportieren – auch wenn sie dafür Tank und Brennstoffzelle an Board haben. Zudem entsteht als Emission bei der Reaktion von Wasserstoff und Sauerstoff nur Wasser und keine klimaschädlichen Gase.

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Infografik: E-Fuels aus Emissionssicht nur im best case eine Alternative | Statista
Infografik: E-Fuels aus Emissionssicht nur im best case eine Alternative | Statista

Auf der anderen Seite ist Wasserstoff ein Energieträger, keine Energiequelle. Er muss hergestellt werden und das ist aufwändig und teuer und geschieht noch oft mit Erdgas – also mit fossiler Energie. Dazu kommt, dass der Wirkungsgrad unter dem eines E-Autos liegt. Bei gleicher zugeführter Energie fährt ein E-Auto doppelt so weit wie ein Brennstoffzellen-Fahrzeug. Insgesamt bringt ein Brennstoffzellen-Fahrzeug rund ein Viertel der eingebrachten Energie auf die Straße.

Und dann ist das Tanken eines so flüchtigen Gases wie Wasserstoff technisch sehr anspruchsvoll, dazu kommt die Komprimierung auf 700 Bar, die ebenfalls Energie verbraucht. Zuletzt: Aktuell gibt es vergleichsweise wenige Tankstellen, die Wege sind also weit. Laut h2.live gibt es derzeit 90 Wasserstoff-Tankstellen in Deutschland.

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