Hochrechnungen: Rechtspopulisten klare Sieger der Europawahl in Frankreich

Die Rechtspopulisten in Frankreich sind den Hochrechnungen zufolge als klare Sieger aus der Europawahl hervorgegangen. Der RN (Rassemblement National) mit dem Spitzenkandidaten Jordan Bardella erzielte zwischen 31,5 und 32,4 Prozent der Stimmen. (JULIEN DE ROSA)
Die Rechtspopulisten in Frankreich sind den Hochrechnungen zufolge als klare Sieger aus der Europawahl hervorgegangen. Der RN (Rassemblement National) mit dem Spitzenkandidaten Jordan Bardella erzielte zwischen 31,5 und 32,4 Prozent der Stimmen. (JULIEN DE ROSA)

Die Rechtspopulisten sind bei der Europawahl in Frankreich die klaren Sieger, während Frankreichs Präsident Emmanuel Macron eine herbe Niederlage einstecken muss: Bei der Europawahl erzielte der rechtspopulistische RN (Rassemblement National) am Sonntag mit dem Spitzenkandidaten Jordan Bardella nach Hochrechnungen mehrerer Umfrageinstitute etwa 32 Prozent der Stimmen. Damit erhielt der RN mehr als doppelt so viele Stimmen wie die Liste Renaissance des Regierungslagers, die auf etwa 15 Prozent kommt.

Renaissance könnte sogar noch von den Sozialisten überholt werden, die nach den ersten Hochrechnungen nur einen Punkt dahinter liegen. Der sozialistische Spitzenkandidat Raphael Glucksmann zeigte sich "stolz" auf das Ergebnis seiner Liste, aber mit Blick auf das Abschneiden des RN "nicht in Feierstimmung".

Bardella forderte Neuwahlen. Das Ergebnis sei eine "vernichtende Niederlage" für Macron, sagte er. Der Wahlsieg bedeute "eine große Verantwortung", die er "mit Bescheidenheit" annehme. "Ein Wind der Hoffnung hebt sich in Frankreich", erklärte er.

Der RN hat nicht nur den Spitzenplatz verteidigt, den er bereits 2019 erreicht hatte. Er hat zudem ein deutlich höheres Ergebnis eingefahren. 2019 war der RN auf 23 Prozent gekommen und hatte damit nur einen Punkt vor dem Regierungslager gelegen.

Die Franzosen hätten eine klare Botschaft an Macron überbracht: "Sie wollen kein technokratisches, von der Wirklichkeit abgehobenes und zunehmend brutales europäisches Konstrukt mehr", schrieb Ex-Parteichefin Marine Le Pen im Onlinedienst X.

Die Wahlbeteiligung lag bei 52,5, Prozent, leicht höher als 2019. Die rechtsextreme Liste von Marion Maréchal und die Grünen lagen beide um die fünf Prozent. Es war damit unsicher, ob sie im Europarlament vertreten sein würden. Die linkspopulistische LFI kam nach den Hochrechnungen auf knapp neun Prozent, die rechtskonservativen Republikaner lagen bei etwa sieben Prozent.

Für Macron bedeutet das Ergebnis einen herben Dämpfer. Er war 2017 mit dem Wahlversprechen angetreten, die Rechtspopulisten überflüssig zu machen. In Frankreich wird die Europawahl in erster Linie als Stimmungstest für die Präsidentschaftswahl 2027 gewertet, bei der Macron nicht mehr antreten kann.

Bardellas Sieg bei der Europawahl bereitet hingegen den Weg für die vierte Präsidentschaftskandidatur von Le Pen. Umfragen zufolge würde sie derzeit in der ersten Runde der Wahl 2027 vorn liegen. Macron wird dann nicht mehr antreten können und hat bislang keinen möglichen Nachfolger ins Rampenlicht treten lassen,

kol/ju